Foto: Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp), Büro Gärtner und Christ
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Bis Sonntag (31.08) mussten sowohl Hamburg als auch Berlin ihre ersten Entwürfe für eine mögliche Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele und Paralympics 2024 oder 2028 an den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) einreichen. Der Sportbund hatte die beiden Städte aufgefordert, einen Katalog aus 13 Fragen rund um die wichtigsten Eckpunkte der jeweiligen Bewerbung zu beantworten. Am Montag (01.09) präsentierten Hamburgers erste Bürgermeister Olaf Scholz und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) zeitgleich um 11:00 Uhr die ersten Pläne für eine Olympiabewerbung der Öffentlichkeit. Auf 46 Seiten legte die Hansestadt ihre "Perspektiven einer künftigen Olympia-Bewerbung" dar. Am 6. Dezember möchte der DOSB dann auf seiner Mitgliederversammlung über das weitere Vorgehen entscheiden.
Im Zentrum der Hamburger Olympiapläne steht der Kleine Grasbrook. In einem Konzept, das möglichst kurze Wege zwischen allen Sportstätten vorsieht, soll auf dem Gelände östlich der Hafencity ein neuer Stadtteil im Zeichen Olympias entstehen. Auf der 4,5 Quadratkilometer großen Insel in der Elbe sind auf 100 Hektar Fläche unter anderem das Olympiastadion mit 70.000 Sitzplätzen für die Eröffnungs- und Abschlusszeremonie sowie Leichtathletik-Wettbewerbe vorgesehen. Daneben soll eine Schwimmhalle mit 15.000 Plätzen das olympisches Dorf und eine Olympia-Halle ebenfalls mit 15.000 Plätzen für Turnwettbewerbe und Basketball entstehen. Abgesehen von einigen Hafenanlagen, die bei einem Zuschlag für das Sportereignis weichen müssten, liegt die Fläche weitestgehend brach. Momentan haben dort auch die Hamburger Hafenverwaltung HPA (Hamburg Port Authority) und der Zoll ihren Sitz. Schon bei der Bewerbung Hamburgs um die Olympischen Spiele 2012 sahen die Pläne einen Bau des Olympiastadions auf dem Kleinen Grasbrook vor. Damals sollten Arena und olympisches Dorf aber an anderer Stelle entstehen. Auch das Pressezentrum soll in der Nähe der Elbbrücken an einem neuen Ort untergebracht werden. Untergebracht werden sollen die rund 16 000 Medienvertreter in einem Mediendorf in Wilhelmsburg.
Weitere Sportstätten würden sich über beinahe alle Stadtteile der Hansestadt verteilen und sich größtenteils in einem Radius von zehn Kilometern bewegen und innerhalb von 30 Minuten erreichbar sein. Teilweise würde dabei auf bereits bestehende Infrastruktur wie das Millerntorstadion für das Hockey-Turnier zurückgegriffen werden. Viele Anlagen wie zum Beispiel die Ruder- und Kanustrecke auf der Dove-Elbe müssten allerdings modernisiert werden. So sollen daneben in den Messehallen unter anderem die Sportarten Judo, Badminton, Ringen, Fechten, Volleyball und Tischtennis stattfinden. Im Rotherbaum-Stadion würde Tennis, im Volksparkstadion Handball und Rugby gespielt werden. Im Stadtpark planen die Organisatoren vor grandioser Kulisse den Modernen Fünfkampf auszutragen. In den südlichen Stadtteilen Wilhelmsburg soll eine Schnellstromanlage für den Kanuslalom entstehen und in Entenwerder ein Beachvolleyballstadion errichtet werden. Die Pferdesportarten Spring- und Dressurreiten sind dem Konzept nach in Klein Flottbek angesiedelt.
Auch die Bundesländer Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen würden Teil bei Olympischen Spielen im Norden werden. So soll in Garlstorf im Landkreis Harburg der Kampf um die Medaillen im Sportschießen stattfinden. In Luhmühlen westlich von Lüneburg fänden die Vielseitigkeitsreiten-, in Cuxhaven und in Rostock/Warnemünde die Segelwettbewerbe statt und in Bremen die Volleyball- und Baketballspiele. Zusätzlich könnten auch in Rostock und Schwerin Volleyball und Basketballspiele durchgeführt werden. Daneben soll in Kiel und Flensburg Handball gespielt werden.
Für die Neubauten und die Modernisierungen sind in dem Olympiaplan 2,17 Milliarden Euro vorgesehen. Die Kosten für Investitionen in die Infrastruktur sind dabei allerdings noch nicht mit eingerechnet. Nichtsdestotrot sollen sich die Gesamtausgaben für die Spiele aber in einem angemessenen Rahmen bewegen. "Hamburg will den Beweis antreten, dass ein demokratischer Staat Olympische Spiele austragen kann, ohne sich hoffnungslos zu verschulden", sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Präsentation am Montag, "Eine zusätzliche Verschuldung für die Olympischen Spiele wird es nicht geben!" Hamburg wolle überschaubare Spiele ohne Gigantismus, die sich auch eine wirtschaftlich erfolgreiche Stadt wie Hamburg nicht leisten könne. Prestigebauten erteilte der SPD-Politiker eine klare Absage. "Die Spiele sollen smart geplant, nicht überdimensioniert sein. Wir werden auf eine Weise nachhaltig und kompakt sein, wie man das in der olympischen Geschichte noch nicht kennengelernt hat", so Scholz. So sollen die gebauten Anlagen auf dem Kleinen Grasbrook nach den Spielen zurückgebaut werden. "In Hamburg wären die Spiele kein Einmalereignis", machte Scholz deutlich.
Das Olympiastadion wird nach den Spielen zu einer 20 000 Zuschauer fassenden Leichtathletik- und Football-Arena zurückgebaut, die Schwimmhalle wird zum Erlebnisbad oder einem Kongresszentrum mit Hotel, die Olympia-Halle wandelt sich in ein Kreuzfahrtterminal. Das olympische Dorf mit seinen 3000 Wohnungen soll zum Stadtteil OlympicCity werden, wo 8000 Menschen leben können. Die Wohnungen, in denen während der Spiele 17 500 Sportler und Offizielle leben, werden vermietet oder verkauft. "Wir können die Stadtentwicklung gewaltig beschleunigen", meinte der Bürgermeister.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat die Olympia-Pläne von Berlin und Hamburg begrüßt. Er will sich aber in der Frage, wann und mit welcher Stadt sich der deutsche Sport um das Großprojekt bewirbt, nicht unter Druck setzen lassen. Der Deutsche Olympische Sportbund wolle nun die Rahmenbedingungen der potenziellen Bewerber detailliert prüfen, sagte Hörmann. Dabei müsse auch eine mögliche Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes um die EM 2024 berücksichtigt werden. DOSB Generaldirektor Michael Vesper stellte klar, eine deutsche Kandidatur für die Ausrichtung der Spiele 2024 müsse erst im Herbst 2015 beim IOC eingereicht werden. Auf ihrer Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden will die Dachorganisation des deutschen Sports über das weitere Vorgehen entscheiden.
Sollte Hamburg tatsächlich den Zuschlag für eine offizielle Olympiabewerbung vom DOSB erhalten, entscheiden am Ende aber die Hamburger Bewohner selbst in einem Referendum, ob sie Olympische Spiele in der Stadt haben wollen. Umfragen der vergangenen Monate haben eine steigende Begeisterung der Hamburger für Olympische Spiele festgestellt. In gleichem Maße trugen die Bürger aber auch ihre Sorgen über zusätzliche Umweltbelastungen, die Kosten oder das Geschäftsgebaren des IOC vor. Kritiker etwa von "(N)Olympia-Hamburg" haben deshalb bereits einen ebenfalls 13 Fragen umfassenden Katalog an den Senat geschickt. Die Olympia-Planer betonen: "Diese skeptische Haltung ist ernst zu nehmen" und versprechen Transparenz und Ehrlichkeit.
Berlin | Hamburg | |
Logo | "Die ganze Welt in unserer Stadt" | "Allympics" in Hamburg! |
Olympiastadion Kapazität | 74.000 Plätze | 70.000 Plätze |
Schwimmstadion Kapazität | 5.000 Plätze | 15.000 Plätze |
Kosten | Circa Zwei Milliarden Euro | Circa 2,17 Milliarden Euro, insgesamt wohl 6,5 Milliarden Euro |
Zahl der Hotelzimmer | 140.000 | 54.000 |
Sportstätten | 15 Sportstätten gibt es bereits, nur wenige Neubauten | Große und zentrale Sportstätten müssten gebaut werden |
Olympisches Dorf | Auf dem östlichen Gelände des Flughafen Tegel | Auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook |
Konzept | Dezentrales Austragungskonzept | Klassisches Konzept der kurzen und kompakten Wege |
(dpa/san)