Foto: RTL/ Melanie Reisert
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Das Wichtigste vorweg: Der neue Bachelor hat endlich wieder Haare auf dem Kopf, war aber mal dick. Seine neue Villa steht im Smog-Moloch Los Angeles - Cremelikör aus irgendeiner afrikanischen Frucht gibt es aber immer noch in Massen. Achja, die 22 neuen Datingopfer, die ihm hinterherhecheln dürfen, hätten Gehirnzellen immer noch mehr verdient als jede Rose dieser Welt. Ansonsten bietet die Auftaktsendung zur inzwischen fünften Bachelorstaffel auf RTL, die von mehr als 3,7 Millionen Sekt trinkenden und lästernden Damen verfolgt wurde, nicht viel Neues - unglaublich unterhaltsam ist das Trash-Format dank des hervorragenden Castings aber allemal.
Nahezu perfekt reiht sich der neue Bachelor Oliver Sanne in die Riege seiner Vorgänger ein: Aalglatt, durchtrainiert, merkwürdige Berufsbezeichnung, auf sein Kopfhaar fixiert und auf den ersten Blick nicht die hellste Kerze am Baum - kurzum ein Schönling, dem Frau im Shoppingcenter wahrscheinlich hinterherschauen würde, ihn beim Anblick des nächsten Schaufensters aber auch schon wieder vergessen hätte.
In feinster DSDS-Tragikgeschichten-Manier will man dem 28-Jährigen in diesem Jahr aber auf Teufel komm raus eine Hintergrundgeschichte aufs Auge drücken, die jedem Küchenpsychologen nach der ersten Sendung bereits zum Hals raushängt. Der Bachelor 2015 war in seiner Jugend mal dick, hatte dann aber ein fast schon göttlich anmutendes Erweckungsereignis durch seinen Bruder und ist seitdem dem Fitnesswahn verfallen und wurde dadurch 2014 sogar Mr. Germany. Bis dahin eigentlich eine schöne, sogar mutmachende Geschichte, würde RTL nicht mit gewohnter Holzhammermethode versuchen, die "vom-Hässlichen-Entlein-zum-schönen-Prinzen-Geschichte" im Bachelor weiterzuspinnen und ihm als Sahnehäubchen noch seine Traumfrau an die Hand zu geben. Wäre das Format nicht so herrlich trashig, würde dieses Aschenputtelmotiv vielleicht sogar funktionieren. Dadurch, dass Oliver aber gefühlt alle fünf Minuten erzählt, wie dick er doch mal war, möchte man dem Fitnessökonomen - scheinbar neudeutsch für Fitnesstrainer - am liebsten das Maul mit einer kalorienarmen Mohrrübe stopfen.
Dass Oliver seine große Liebe finden wird, ist natürlich auch in dieser Staffel wieder höchst unwahrscheinlich und eigentlich auch vollkommen egal, lebt das Format doch von den herrlich abgedrehten und weltfremden Kandidatinnen, die sich wegen fehlender Fernseherfahrung genüsslich vor den TV-Kameras selbst zerfleischen, um möglichst große Chancen für die Teilnahme am Promi Dinner, dem Einzug ins Dschungelcamp 2016 oder dem Besuch von Oliver Geissens Chartshow zu haben.
Bei der Auswahl hat sich die RTL-Castingabteilung auch in diesem Jahr nicht lumpen lassen und karrt Olli vor seine unfassbar hässliche Villa das Who-is-Who der deutschen Emanzipationsbewegung: Ex-Spielerfrau, in Babysprache brabbelnde Pizzabäckerin, Playmate, Irgendwas-mit-Medien-Machende, It-Girls und nebenbei modelt sowieso jede noch für die Baumärkte und Oma-Kataloge des Landes. Die meisten Damen scheinen übrigens den Großteil der Blondierungsmittel der Bundesrepublik für ihre Haarprachten aufgebraucht und sich damit ordentlich die Sinne vernebelt zu haben. Viel mehr als "Oh Gott, Oh Gott, Oh Gott", "Oh nein!" und wahlweise "Ist der schön" bekommen die 22 Östrogenkanonen angesichts des Bachelors nämlich nicht raus. Klar, dass es den meisten dann auch nicht möglich ist, ein paar Stufen allein zur Eingangstür von Ollis Jungesellenbude hochzueiern, um dann grandios an einer handelsüblichen Eingangstür zu scheitern. Ach übrigens, der Bachelor war mal dick.
Hat man eine Bachelor-Premiere gesehen, dann kann man sich jeden folgenden Auftakt eigentlich schenken: Limousinen spucken aufgetakelte Glitzer-Glitter-Diskokugel-Weiber vor einer Villa aus, gefolgt von ganz üblen Smalltalk der Sorte: "Wie heißt du? Wie alt bist du? Was machst du beruflich?" und dem kreischenden Empfang in der Bachelorvilla. Danach die Bachelor-Speed-Dating-Party, deren einziges Ziel es zu sein scheint, möglichst viel Alkohol in Form von Marula-Früchten und Sekt zu konsumieren und dem Junggesellen hinterher zu hecheln und die beiden schlagendsten Argumente möglichst effektiv in Szene zu setzen.
Nicht zu Unrecht stellt die wunderbar offene Kandidatin Lara angesichts des Paarungswahnsinns fest: "Alle hinter einem Kerl her - ich mag sowas absolut nicht. Das sind alles total die kranken Sachen". Potenzielles Hassobjekt der Staffel könnte Kandidatin Susanna werden, die in feinster Stutenbissigkeit die anderen Kandidatinnen vom Bachelor fernzuhalten versucht, als sie sich mit Olli in einem Garten-Himmelbett-Gebilde räkelt und dabei wiederholt ihr Unterhöschen aufblitzen lässt. (Man muss ja schon dankbar sein, dass die Damen überhaupt etwas drunter tragen). Alle anderen müssen in den kommenden Folgen noch zeigen, ob hinter der Maskara-Lidschatten-Lippenstift-Joker-Maske tatsächlich so etwas wie Persönlichkeit steckt.
Am Ende werden aus den 22 Bachelorbräuten die Langweiligsten aussortiert, die alljährlich nur mitkommen dürfen, um den Flieger zu füllen. Eine kleine Überraschung gibt es dann aber doch. Pferdewirtin Lisa wagt es doch tatsächlich, Olli bei der ersten Nacht der Rosen einen Korb zu geben und freiwillig ohne Rose die Heimreise anzutreten. Das ist erfrischend ehrlich und mutig, für die 21 restlichen Blondierungsopfer aber ähnlich unverständlich, wie für die Menschen im Mittelalter die Aussage, dass die Erde eben doch keine Scheibe sei.
Da entgleist der einen oder anderen doch tatsächlich das mit Make-Up zugekleisterte Gesichts angesichts von soviel Ehrlichkeit. Wie kann man auch nur seine Chance auf ein Dasein als Z-Promi einfach so sausen lassen... Weiterkommen durften die üblichen Krawall-Zicken, Selbstdarstellerinnen und Nackedeis, die in den kommenden zwei Monaten sicherlich noch für ordentlich Stimmung sorgen werden. Fast schon bedauern muss man den Verlust der ziemlich unterhaltsamen Lara, die mit ihren kernigen Sprüchen auch in den kommenden Folgen sicherlich für Lacher gesorgt hätten. Wäre es nach ihr gegangen, dann: "Würde ich hier einige rausschmeißen, aber ich kenne die Namen nicht." Das ging sicherlich auch den meisten Zuschauer so. Übrigens war der Bachelor mal dick.
Was sonst noch passiert ist? Neben der Info, dass der Bachelor mal dick gewesen sei, dudeln im Hintergrund permanent-penetrant die aktuellen Top-100-Charts rauf und runter und die 16-Jährigen aus der RTL-Schnittredaktion fangen ganz viele Nahaufnahmen von weiblichen Brüsten ein, die Katja Sudings Bein-Gate mit Leichtigkeit in den Schatten stellen. Außerdem ist noch irgendeine Österreicherin zu doof auf ihren Handgepäckskoffer aufzupassen, muss deshalb ganz viel weinen und kann ihr Traumkleidchen nicht zum ersten Treffen mit dem Bachelor anziehen. Mehr Dramatik geht da eigentlich schon nicht mehr, wird in den kommenden Folgen aber sicherlich durch Rumgezicke, Eifersüchteleien und noch mehr Drama wegen abgebrochener Nägel und verschmiertem Make-Up überboten werden.
Ab nächster Woche wird dann endlich gebusselt, gedatet und nach der großen Liebe gesucht. Lasset die Suche nach der Dschungelkönigin 2016 beginnen!
(san)