Hamburg, Freitag (24.09.2010), 12 Uhr
Dass in unserer Stadt gespart werden muss, darüber sind sich alle einig. Wie der Senat den Rotstift angesetzt hat, das ist aber umstritten. Mitarbeiter und Freunde des Schauspielhauses haben sich am Mittag zu einer Spontan-Demo vor der Kulturbehörde getroffen.
Der Hamburger Senat will renommierten Häusern wie dem Schauspielhaus den Etat kürzen. Das ruft bei den Hamburgern teilweise heftigen Unmut hervor. Im Rahmen eines "Flashmobs" machen sie ihrem Frust Luft.
Die Mitarbeiter und Freunde des Schauspielhauses halten Schilder mit Aufschriften in die Luft "Achtung: Kunst und Kultur in Not". Verglichen mit den nicht angetasteten Ausgaben für so genannte Leuchtturmprojekte wie die Elbphilharmonie oder die Stadtbahn sind die Einsparungen im Kulturbereich aus haushaltspolitischer Sicht Peanuts. Für die Kulturbetriebe selbst haben sie aber drastische Auswirkungen.
So wird das Altonaer Museum komplett geschlossen, das Schauspielhaus soll künftig jährlich 1,2 Millionen Euro an Subventionen weniger bekommen und sich den Intendanten möglicherweise mit dem Thalia Theater teilen.
Viele der Demonstranten haben einen Button mit der Aufschrift "Ich bin das Schauspielhaus". Das Thalia muss vorerst keine Sparmaßnahmen hinnehmen, sieht sich durch das angedachte Intendanten-Sharing aber offenbar auch in Bedrängnis, denn die Künstler rufen über Twitter zur Teilnahme am Protest auf.
"Das ist unser Haus, schmeißt doch lieber Stuth und Ahlhaus aus Hamburg raus", rufen die Demonstranten.
Für das Sparpaket des Senats hagelt es Kritik aus fast allen Richtungen. Das Milliarden-Euro-Sparpaket des schwarz-grünen Senats regt viele Hamburger auf. Haupt-Kritiker: Gewerkschaften, die SPD-Opposition und die Kulturschaffenden in unserer Stadt.
Ein Protest-Plakat am Schauspielhaus. Der Senat spart an Bildung und Kultur, ganz grundlegenden Säulen unserer Gesellschaft.
Keine Geldsorgen hat hingegen eines von Bürgermeister Ahlhaus' Lieblingsprojekten: Noch während der Demonstrationszug durch die Mönckebergstraße zieht, spielt auf dem Rathausmarkt das Polizeiorchester auf.
Die 35 Musiker - sechs Beamte, der Rest Angestellte - dürfen sich auch im nächsten Jahr auf einen Etat von rund 1,5 Millionen Euro freuen.
Viele Hamburger geben auf Nachfrage an, das Polizeiorchester noch nie gesehen bzw. gehört zu haben.
Der Bürgermeister war als Innensenator noch bis vor wenigen Wochen der direkte Chef des Polizeiorchesters unter der Leitung von Dirigentin Kristine Kresge.
"Der Bürgermeister hat sich im letzten Moment vor uns gestellt und unsere Existenz gesichert. Wir empfinden alle sehr tiefen Dank, dass wir weiterhin unsere Jobs haben. Sie können sich vorstellen, wie erleichtert wir alle sind", so Kristine Kresge.