Nicht nur Einsortieren und Kassieren gehört zur Arbeit im Supermarkt dazu. Auch für eine gute Optik auf Aktionsflächen und in Regalen müssen die Teilnehmer mit eigenen kreativen Ideen sorgen.
Da echter Käse zu schnell ablaufen würde, besteht auch die Auslage der Frischetheke nur aus aufblasbaren Attrappen. Rainer Wald aus Eißendorf war der allererste Teilnehmer des Arbeitstrainings und hat den Supermarkt von Anfang an mit aufgebaut. „Jetzt gehöre ich schon zum Inventar“, sagt er.
Die Regale des Marktes sind ständig gefüllt. „Verkaufte“ Lebensmittel gehen direkt wieder zum Lager und werden dort neu aufgenommen. Um neue Bestellungen für den Supermarkt so realistisch wie möglich zu gestalten, erfolgen diese alle elektronisch. Auch wenn das Lager keine fünf Schritte entfernt sein mag.
Wer im Lager und wer im Supermarkt arbeitet, entscheidet sich für die Teilnehmer in ihrer ersten Woche. So können sie in beide Bereiche reinschnuppern, bevor dann mit den betreuenden Sozialpädagogen überlegt wird, welche Arbeit ihnen besser liegt.
Das Üben mit dem Gabelstapler ist eine der ersten Herausforderungen in dem Trainingsprogramm. Basti Bauer leistet seinem Kollegen Kevin Boginski Hilfestellung beim Entnehmen einer Palette.
Die Trainingsmaßnahme, bei der die Langzeitarbeitslosen ihren ersten Schritt zurück ins Arbeitsleben gehen sollen, läuft bereits seit Oktober 2009 und ist eine gemeinsame Aktion der ARGE Hamburg, des TÜV Nord und des Verbandes des Lebensmittel-Einzelhandels. Bis zu 100 Plätze sind in dem Übungssupermarkt zu vergeben.
Auf dem Parcours lernen die Teilnehmer das Fahren und Rangieren mit dem Gabelstapler. Maike Reinert aus Ohlsdorf ist jetzt in ihrer dritten Woche und hat Spaß an der Arbeit im Lager. „Wir haben hier ein schönes, ordentliches Lager und überall ist auch drin was drauf steht“, lobt sie die Umstände im Lager. „Es war ein Vorschlag vom Arbeitsamt, dass ich bis Ende des Jahres erstmal hier bleibe. Dann muss ich sehen, was es noch für Seminare oder Weiterbildungsmaßnahmen gibt. Am liebsten dann im Computerbereich!“
Thomas Buder ist Meister der Lagerwirtschaft und nun schon seit 13 Jahren Ausbilder bei TÜV Nord. Er hilft Maike Reinert beim Rangieren des Gabelstaplers. „Ich mache das immer noch gerne, vor allem wegen der Leute, die hier mit Spaß dabei sind und gerne lernen wollen. Die auch bereit sind das, was sie hier lernen, anzunehmen“, sagt der Ausbilder. Bisher haben 14 Langzeitarbeitslose im Anschluss an das Supermarkt-Training eine Stelle gefunden.
TÜV Nord Schulungszentrum, Freitag (09.04.2010), 9.30 Uhr
Hinter den Mauern des Schulungszentrums geht es wider Erwarten äußerst geschäftig zu. Denn dort befindet sich auf 2000 Quadratmetern der bundesweit einzige Übungsbetrieb für Langzeitarbeitslose, der Lager und Einzelhandel kombiniert - ein sogenanntes "Real Life Training". In einem simulierten Supermarkt inklusive Lagerhalle lernen die Arbeitssuchenden den Ablauf im Einzelhandel und in der Lagerlogistik, um wieder das Gespür für einen normalen Arbeits-Rhythmus zu bekommen. Denn die meisten der Teilnehmer sind über die Arbeitsagentur schwer vermittelbar.
Die Teilnehmer der Trainingsmaßnahme spielen jedoch nicht den ganzen Tag Kaufmannsladen, sondern lernen neben verschiedenen Arbeitsabläufen auch Kaufmannstheorie, sie besuchen Kreativ- und Sprachkurse und lernen den richtigen Umgang am Computer. Zudem werden sie beim Schreiben von Bewerbungen von Sozialpädagogen unterstützt und begleitet.
An der Kasse werden die meist wahllos in den Einkaufswagen gelegten Produkte eingescannt - bezahlt wird mit Spielgeld. Die einzelnen Aufgaben werden abwechselnd auf die rund 70 Teilnehmer verteilt - jeder spielt mal Kunde, sortiert Regale ein, dekoriert Ausstellungsflächen oder sitzt an der Kasse. So wie Kerstin Ertunar aus Altona, die seit Anfang Dezember in dem Aktivierungs-Center arbeitet. "Mir macht das Lernen hier Spaß. Vor allem gefällt mir die Arbeit an der Kasse mit vielen verschiedenen Menschen", erzählt sie. "Ich freue mich auch schon auf das neue Kassensystem, das wir bald bekommen!"
Die Waren werden bei einem großen Lebensmittelhändler aufgekauft und nach einiger Zeit an diesen zum selben Preis wieder verkauft - vor Ablauf des Verfallsdatums, versteht sich. Sozialpädagoge Thomas Kowalsky , der die Teilnehmer der Trainingsmaßnahme betreut, geht mit einem Einkaufswagen durch die Regalreihen.
Für die Warenauslage dürfen nur haltbare Produkte verwendet werden, wie etwa Marmelade, Mehl oder Kaffee. Alle frischen Produkte werden durch leere Packungen oder Attrappen ersetzt. Die Gemüseauslage besteht sogar nur aus Infozetteln, die die Teilnehmer sich selbst ausgedacht und erstellt haben.