Christian Kasten und Michaela Runge , hier mit Söhnchen Jonas, arbeiten zusammen im Fahrradladen „St. Pauli Cycles“. Kennen gelernt haben sie sich im Mai 2008. Christian hatte den Laden ein Jahr vorher eröffnet und Michaela ist dann ins Unternehmen eingestiegen. „Wir haben unsere Arbeit sehr gut eingeteilt. Ich mache die Buchhaltung und mein Verlobter kümmert sich um die Fahrräder“, so Michaela.
Privatleben und Arbeit trennen? Das ist für das Paar schwierig. Christian: „ Die Zusammenarbeit macht sehr viel Spaß. Im Alltag vermischen wir die Arbeit und unsere Freizeit aber gerne miteinander. Das kann manchmal stören, da man einfach kein richtiges Privatleben mehr hat. Die Beziehung leidet allerdings nicht darunter - denn wenn man mal nicht zusammenarbeitet, vermisst man seine bessere Hälfte viel zu schnell.“
Gina Witt (19) und Matthias Schubert (23) aus Barmbek sind eher gegen Liebe am Arbeitsplatz. "Wir haben uns nicht in der Firma kennen gelernt und finden das auch gut so. Es kommt zwar auf die Personen an, aber so eine Beziehung kann schnell schief gehen", meint Matthias. Seine Freundin Gina sagt: "Man hat sich irgendwann auch nichts mehr zu erzählen, wenn man zusammen arbeitet. Außerdem sieht man sich den ganzen Tag und die Freude auf's Wiedersehen gibt es dann auch nicht mehr."
Hamburg, Mittwoch (17.03.2010)
Wenn es am Arbeitsplatz knistert
Verliebt in den Kollegen, ein Flirt in der Kantine oder als Ehepaar ein Unternehmen gründen - Karriereturbo oder -killer? Nicht umsonst gilt der Arbeitsplatz als Heiratsbörse Nummer 1. Schließlich verbringen Berufstätige einen großen Teil ihrer Zeit bei der Arbeit und lernen sich dort intensiv kennen. Aber geht es auch gut, wenn man als Paar zusammen wohnt und gemeinsam arbeitet oder gar auch noch eine Firma führt?
Die Hamburger Rüdiger und Susanne Kowalke leiten zusammen das "Fischereihafen Restaurant" an der Großen Elbstraße. Kennen gelernt haben sie sich vor 20 Jahren, als Susanne mit ihrer Mutter in dem Restaurant essen war. "Nach dem Essen wollte ich mir ein Taxi bestellen. Da kam Rüdiger auf mich zu und hat gesagt, dass man hier lange auf ein Taxi warten kann und ob ich nicht Lust auf einen Drink hätte", lacht Susanne. "So haben wir uns kennen gelernt und sind nun glücklich verheiratet."
Klappt denn die Zusammenarbeit als Ehepaar? Rüdiger Kowalke: "Es kann gar nicht besser sein."
Svea Tjagvad aus Niendorf hingegen hat bisher noch keine Liebeserfahrungen im Job gemacht und steht dem Thema skeptisch gegenüber. "Ich kann mir vorstellen, dass die Kollegen viel quatschen würden und die Beziehung unter Druck setzen. Dann kann es schnell passieren, dass man deshalb nicht lange zusammen bleibt," sagt die 21-Jährige.
Doch es kann funktionieren - und zwar auch generationenübergreifend. Am 17. März 2010 feierte das Kulturcafé „Chavis“ seinen dritten Jahrestag. Momentan ist Inhaberin Isabel Mierau im Urlaub, doch ihr Mann Dirk Mierau (Foto) und ihre Töchter Lisa (Foto, 16) und Elena (wird 13) halten die Stellung. Das Café ist ein Familienbetrieb und jeder hilft, wo er kann. „Für uns ist die Zusammenarbeit nur förderlich. Da man sich sehr gut kennt, kann man dem Partner auch schneller helfen. Die ganze Atmosphäre im Café ist sehr harmonisch und familiär – auch der feste Kundenstamm gehört schon zur Familie“, sagt Dirk.
Lisa Mierau arbeitet meistens am Wochenende. Selbst ihre jüngere Schwester Elena wird jetzt in das Geschäft mit einbezogen. „Durch das Café sind wir sehr selbstständig geworden“, erzählt Lisa. „Wenn unsere Eltern arbeiten, halten wir die Stellung. Der Familienzusammenhalt leidet nicht darunter. Zwar gibt es keine Traditionen wie gemeinsames Abendessen oder Urlaub, da immer einer im Café sein muss - aber wir kommen gut damit klar. Wenn man keine Motivation hat und es belastend für die Familie ist, dann sollte man es mit einem Familienbetrieb sowieso lieber sein lassen“, so Lisa.
Dirk Mierau ist stolz auf seine Familie: "Was meine Frau auf die Beine gestellt hat, ist atemberaubend. Die ganze Familie kann hier zusammenkommen und durch den Spaß an der Arbeit kommt es auch ziemlich selten zu Diskussionen."
Maihan Zajani (24) aus Wandsbek hat ihren jetzigen Ehemann vor acht Jahren im Job getroffen: "Ich habe als Aushilfe gearbeitet und er war der Manager einer Fast-Food-Kette. So haben wir uns kennen gelernt", erzählt Maihan. "Wir konnten allerdings nicht lange zusammen arbeiten, da es durch die verschiedenen Positionen doch etwas schwierig wurde. Die Kollegen fühlten sich vernachlässigt und es wurde hinter dem Rücken geredet - das ist nicht gut für das Betriebsklima. Somit habe ich gekündigt und wir konnten kurz darauf heiraten", strahlt sie.
Melanie Gobbetto und Danilo Galke aus Rellingen leiten eine Agentur für hochwertiges Live-Entertainment. GnG – Shows and Concepts GbR heißt ihre Firma, die sie Anfang 2008 zusammen gegründet haben. Gemeinsam entwickeln sie unterschiedlichste Bühnenshows und auch Modeschauen. Die gemeinsame Leidenschaft kommt daher, dass Melanie und Danilo selber Künstler sind.
„Wir haben uns 2000 kennen gelernt, waren aber beide vergeben und sind uns dann 2004 wieder über den Weg gelaufen. Richtig näher gekommen sind wir uns dann, als wir für eine Dirty-Dancing-Inszenierung eine Choreografie einstudieren sollten."
Melanie Gobbetto : „Ich bin Choreografin und wurde immer von verschiedenen Seiten angesprochen, ob ich besondere Showeinlagen organisieren könnte. Da ich sehr viele kreative Ideen habe und mein Freund Danilo sich mit technischen und kaufmännischen Tätigkeiten auskennt, wollten wir es mit einer gemeinsamen Entertainment-Agentur versuchen.“ Danilo Galke erzählt weiter: „Es kann praktisch sein, wenn man sich sehr gut kennt und zusammenarbeitet. Bei Events kommt es oft vor, dass man nicht viel Zeit zum Besprechen hat – dann ist es besser, wenn man weiß, welche Vorstellungen der Partner hat.“
Doch es gibt auch negative Seiten an einer Zusammenarbeit. „Wenn man von morgens bis abends zusammen ist, fällt es einem schwer die Arbeit vom Privatleben zu trennen. Es gibt keine neuen Themen mehr und manchmal schweigen wir uns abends nur noch an“, gibt Danilo zu bedenken.
Prinzipiell finden es Melanie und Danilo aber toll, wenn man als Paar auch zusammen arbeiten kann. „Wir können kein Geheimrezept verraten, da man jedes Paar individuell betrachten muss“, sagt Melanie. „Jedes Paar muss es selber ausprobieren. Wenn man sich ergänzt, die Aufgabengebiete gut einteilt und eine gemeinsame Denkweise hat, dann kann fast nichts schief gehen. Bevor die Beziehung aber kaputt geht, sollte man eher die Firma liegen lassen bzw. besprechen, wie es weiter gehen soll – das muss jedes Paar für sich entscheiden.“