23. Juli 2021 – Stefan Angele
Die Bundesregierung stuft Spanien und die Niederlande von Dienstag (27.07.) an als Corona-Hochinzidenzgebiete ein. Das gab das Robert Koch-Institut am Freitag (23.07.) bekannt. Die Entscheidung folgt auf einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in beiden Ländern in den vergangenen Wochen.
Das bedeutet die Entscheidung für Reisende
Wer aus einem Hochinzidenzgebiet nach Deutschland zurückkehrt und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne, kann diese aber durch einen negativen Test nach fünf Tagen verkürzen. Die neuen Einstufungen können ungeimpfte Urlauber vor die Entscheidung stellen, ob sie die Reise antreten oder fortsetzen.
Hunderttausende Deutsche momentan in Spanien
Nach Angaben des Reiseverbandes DRV machen aktuell etwa 200.000 Pauschalreisende aus Deutschland in Spanien Urlaub - etwa 60 Prozent von ihnen auf den Balearen, 30 Prozent auf den Kanaren und der Rest auf dem Festland. Hinzu kommen insgesamt geschätzt etwa 200.000 Individualurlauber aus Deutschland in dem Land. Der Reiseverband DRV kritisierte die Entscheidung der Bundesregierung. Dies mache mitten in der Ferienzeit "zahlreichen Reisenden und insbesondere vielen Familien mit Kindern die Urlaubspläne zunichte", sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Pauschalurlauber, die aktuell in Spanien sind, werden dem DRV zufolge von ihrem Veranstalter über die geänderte Situation informiert. Sollten Reisende vorzeitig ihren Urlaub beenden wollen, kümmerten sich die Veranstalter um eine Flugumbuchung. «Eine vorzeitige Rückreise ist jedoch nicht zwingend erforderlich», betonte der Verband. Urlauber, die in den nächsten Tagen eine Reise nach Spanien geplant haben, würden von den Veranstaltern sukzessive kontaktiert. Deutschlands zweitgrößter Reiseveranstalter DER Touristik hatte bereits angekündigt, sollte Spanien als Hochinzidenzgebiet eingestuft werden, würden Gästen kostenfreie Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten angeboten.
Inzidenz klettert in unfassbare Höhen
Seit Ende Juni sind die Corona-Zahlen praktisch überall in Spanien rapide in die Höhe geschossen. Das Land hat mit die schlechtesten Werte ganz Europas. Binnen eines Monats wurden rund 475.000 Neuinfektionen gezählt, die Sieben-Tage-Inzidenz stieg von 42 im Juni auf jetzt 333. Auf Mallorca als liebster Ferieninsel der Deutschen lag die Inzidenz zuletzt sogar bei 365. Vor allem junge, noch nicht geimpfte Menschen infizierten sich bei Partys und Musikfestivals, meist mit der ansteckenderen Delta-Variante. Im Corona-Hotspot Katalonien mit Barcelona als Touristenmetropole liegt die 14-Tage-Inzidenz bei den 20- bis 29-Jährigen derzeit bei schwindelerregenden fast 3.200.
Situation in Niederlanden verschärft sich beständig
Die Niederlande waren am vergangenen Sonntag als erstes der neun Nachbarländer Deutschlands wieder ganz als Risikogebiet eingestuft worden. Seit Anfang Juli waren dort die Infektionszahlen um 500 Prozent innerhalb einer Woche gestiegen. Höhepunkt war eine Sieben-Tage-Inzidenz von etwa 415 am Dienstag (20.07.). Zuvor hatte die Regierung fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. Vor allem in Diskotheken, bei Festivals und Partys hatte sich die Delta-Variante des Virus rasant verbreitet. Gerade junge Menschen bis 29 Jahre infizierten sich. Auch die Patientenzahlen in den Krankenhäusern nehmen seither deutlich zu.
Die Regierung der Niederlande zog vor zwei Wochen die Notbremse. So bleiben Diskotheken und Nachtclubs nun geschlossen, Festivals sind untersagt. Seit einigen Tagen sinken die Infektionszahlen wieder. Zuletzt waren am Donnerstag etwa 6.300 neue Fälle registriert worden. Die Inzidenz liegt nun bei etwa 361. Mehr als 50 Prozent der etwa 17 Millionen Einwohner sind bereits vollständig geimpft. Rund 70 Prozent haben mindestens eine Dosis erhalten.
Noch weitere neue Risikogebiete
Auch Georgien gilt nun als Hochinzidenzgebiet. Dänemark - mit Ausnahme von Grönland - gilt nun als einfaches Risikogebiet. Das gilt auch für Teile Frankreichs: die Regionen Korsika, Okzitanien, Provence-Alpes-Côte d'Azur und das Übersee-Département Martinique. Einfache Risikogebiete sind nun auch Irland, Malta und Monaco.
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