03. Februar 2021 – Stefan Angele
Eigentlich ist der Militärputsch im asiatischen Land Myanmar wahrlich kein Grund zum Lachen, doch bei dem Video von Fitnesstrainerin Khing Hnin Wai muss man schon ein bisschen schmunzeln angesichts der absolut grotesken Situation, die sich da abspielt.
Fröhliche Dancebeats vor bedrohlicher Kulisse
Offenbar herzlich ungetrübt und mit schnöder Gleichgültigkeit, aber dafür mit umso mehr Freude hat die Sportlehrerin ihr morgendliches Aerobic-Programm absolviert - und dabei ungewollt in der Hauptstadt Naypyidaw Straßensperren, Militärfahrzeuge und Soldaten mitgefilmt und damit genau den Zeitpunkt des Putsches eingefangen. Dass das Video dabei mit fröhlich, quietischigen Dancebeats unterlegt ist, Khing Hnin Wai in einem neongelben Outfit durch die Gegen hüpft und dabei wie ein Hongikuchenpferd strahlt, macht die Situation herrlich grotesk und sorgt wohl auch deshalb für den viralen Erfolg des Videos.
Video geht weltweit viral
Wohl ohne große Hintergedanken postete sie ihr Video bei Facebook, wie sie es schon mit vielen anderen Videos getan hatte. Bisher interessierte sich aber niemand so recht für ihre Fitnessvideos - bis jetzt. Das Video wurde innerhalb kürzester Zeit weltweit zum viralen Lacher. Schon nach 24 Stunden hatten sich 600.000 Menschen das Video angeschaut, Medien weltweit über die fröhliche Sportlehrerin berichtet und das Video dadurch Tausende Kommentare eingesammelt.
Ist das Video ein Fake?
Auf Twitter spekulierten viele User, es könne sich nur um ein Fake-Video handeln. Die Sportlehrerin reagierte prompt und postete zahlreiche weitere Videos, die sie in der Vergangenheit an der gleichen Stelle aufgenommen hatte. Dabei war die vielspurige Straße im Hintergrund immer leer zu sehen. "Ich habe nicht getanzt, um berühmt zu werden. Ich komme seit elf Monaten im Rahmen einer 'Fitness Dance Competition' immer hierhin", schrieb sie dazu.
In Naypyidaw sind riesige Straßen ohne jeglichen Verkehr ziemlich normal. Die Planstadt ist erst seit 2005 Hauptstadt des früheren Birma und war von der Militärjunta erbaut worden. Obwohl sie viel größer ist als Berlin, leben hier nur etwa 300.000 Menschen - Beobachter betiteln die Stadt irgendwo zwischen "skurril" und "grotesk".
Ein User schrieb dazu: "Das Video wurde in Naypyidaw gefilmt, wo fast niemand lebt und meist nicht mal eine Katze über die Straße läuft. Das Video mag als Fake erscheinen, ist es aber nicht." Ein anderer meinte: "Und so kam es dazu, dass die Revolution am Ende doch gefilmt wurde - auch wenn nur als Hintergrund einer Aerobic-Klasse."
Weitere Entwicklung in Myanmar
Nach dem Putsch des Militärs in der Nacht von Sonntag (31.01.) auf Montag (01.02.) wurde ein einjähriger Ausnahmezustand über das Land verhängt. Viele Politiker des Landes wurden festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Darunter auch Friendensnobelpreisträgerin Aung Suu Kyi. Das Militär zweifelt die Rechtmäßigkeit der jüngsten Wahl an und spricht von Wahlbetrug. Eigentlich hätte am Montag das Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen sollen.
Wie sich die Situation in dem asiatischen Land weiter entwickelt, hört ihr natürlich auch immer in den Radio Hamburg Nachrichten um Voll und Halb oder im Radio Hamburg Nachrichtenpodcast zum Nachhören.