03. Februar 2021 – Stefan Angele
Das ist schon ein kleiner Paukenschlag. Während Kanzlerin Merkel, Bundesgesundheitsminister Spahn und andere Verantwortliche nicht müde werden zu betonen, dass es keine Pflicht zur Corona-Impfung geben wird, prescht Ticketverkäufer Eventim jetzt vor und sagt, dass es Konzerte und Veranstaltungen nur für Geimpfte geben wird. Sprich, wer keine Impfung hat, kommt auch nicht rein.
Pflicht bei genug Impfstoff
"Wenn es genug Impfstoff gibt und jeder sich impfen lassen kann, dann sollten privatwirtschaftliche Veranstalter auch die Möglichkeit haben, eine Impfung zur Zugangsvoraussetzung für Veranstaltungen zu machen", sagte Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg der "Wirtschaftswoche". Das Unternehmen habe bereits seine Systeme so eingerichtet, dass diese auch Impfausweise lesen könnten.
Eventim widerspricht Aussagen
In einem weiteren Statement rudert CTS Eventim aber zurück und weist die Darstellung zurück, die Teilnahme an
Veranstaltungen an eine Impfung gegen das Coronavirus binden zu wollen. Dies sei falsch. Der Veranstalter widersprach damit auch einer früheren Darstellung.
Ethikrate will Vorschläge ausarbeiten
Bundesjustizministerin Christina Lambrecht (SPD) wies am Mittwoch darauf hin, dass die Forderung von Eventim grundsätzlich legitim wäre. Das Thema wirft aber auch ethische Fragen auf. Am Donnerstag will der Deutsche Ethikrat um die Vorsitzende Alena Buyx eine Empfehlung "Besondere Regeln für Geimpfte?" vorstellen. Bundesjustizministerin Lambrecht hat keinen grundsätzlichen Einwand gegen den Appell des Unternehmens. "Es macht einen großen Unterschied, ob der Staat Grundrechte einschränken muss oder ob Private Angebote für bestimmte Personengruppen machen möchten", sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Mittwoch. Privatunternehmen dürften im Grundsatz selbst bestimmen, mit wem sie Geschäfte machen möchten. "Juristen sprechen hier vom Grundsatz der Privatautonomie. Wenn zum Beispiel die Restaurants wieder öffnen dürfen und ein Restaurantinhaber dann ein Angebot nur für Geimpfte machen möchte, wird man ihm dies nach geltender Rechtslage schwerlich untersagen können", betonte die Justizministerin.
Kinos gegen Impfprivilegien
Für Kinos ist ein Vorstoß wie der von CTS Eventim aus Sicht von Christian Bräuer, dem Vorsitzenden der AG Kino, aktuell eher nicht vorstellbar. Die Frage stelle sich auch noch gar nicht, weil viel zu wenige Menschen geimpft seien. "Das könnte eine Möglichkeit sein für das ganz Große, das ganz Besondere, aber für Alltagsorte ist das tendenziell kein Einsatz. Kino ist ja Alltagskultur." Bräuer sieht vor allem auch praktische Probleme bei einer möglichen Umsetzung: "Will ich jetzt da den Einlass verzögern, weil irgendwer sagt, wo ist denn jetzt mein Impfzertifikat?" Zudem solle Kino inklusiv bleiben.
Eventim übernimmt Impfterminvergabe
In Schleswig-Holstein hat das Gesundheitsministerium CTS Eventim mit der Vergabe von Impfterminen beauftragt. Für das Unternehmen ist das ein neues Geschäftsfeld in Zeiten, in denen durch die Corona-Beschränkungen die Veranstaltungsbranche weitgehend brach liegt. Mit anderen Bundesländern sei man im Gespräch für eine Zusammenarbeit, wenn mehr Impfstoff verfügbar sei, so Schulenberg.
Schnelle Impfungen im Sinne von Eventim
"Je schneller die Bevölkerung geimpft ist, desto schneller können auch Veranstaltungen wieder stattfinden." Vor allem gehe es aber darum, "einen Beitrag zu leisten, damit wir alle diese Pandemie baldmöglichst überwinden", sagte er. Bundesjustizministerin Christina Lambrecht verwies aber darauf, dass es anfangs nicht genügend geimpfte Personen geben werde, "dass sich solche Unterscheidungen für die Wirtschaft lohnen würden. Und je weiter die Impfungen voranschreiten, desto eher werden wir alle zur Normalität zurückkehren können. Wir sprechen hier also nur über einen relativ kurzen Übergangszeitraum."
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