14. August 2025 – Mira Oetinger

Neu im Kino

Auf der Leinwand: Das sind die Neuheiten der Woche

Lange war es ruhig um die beiden chaotischsten Bewohner des wilden Westens. Nun sind zurück auf der Kinoleinwand: Abahachi und sein Blutsbruder Ranger, verkörpert von Christian Tramitz und Michael Bully Herbig, laden zur einer der witzigsten Komödien des Jahres.

Christian Tramitz, Rick Kavanian, Michael Bully Herbig
Christian Tramitz, Rick Kavanian, Michael Bully Herbig bei der Weltpremiere in München von DAS KANU DES MANITU I Foto: picture alliance / AAPimages/Hoffmann, Foto: picture alliance / AAPimages/Hoffmann

Alte Helden, neue Abenteuer: Fast 25 Jahre nach der Western-Parodie von Bully Herbig kommt "Das Kanu des Manitu" ins Kino. Was erwartet die Fans. Außerdem erwartet die Kinobesucher ein neuer Horrorstreifen, ein viel diskutierter bei den Filmfestspielen in Cannes und eine Zeitreise durch Paris vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Das Kanu des Manitu

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14.08.2025
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Als Michael Bully Herbig vor mehr als 25 Jahren mit der Idee für eine Western-Parodie kam, winkten viele erst mal ab. Sie fanden "Der Schuh des Manitu" nicht lustig und glaubten nicht an den wirtschaftlichen Erfolg. Herbig machte den Film dennoch - und das Publikum war begeistert. Nach dem Kinostart im Sommer 2001 brach der Streifen Rekorde und gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Kinofilme. Fast ein Vierteljahrhundert später folgt die Fortsetzung. Was erwartet die Fans in "Das Kanu des Manitu" und lohnt sich der Film?

Voll auf den "Nostalgiebutton"

Um es kurz zu machen: Wer vom Schuh begeistert war, wird auch das Kanu lieben. Von der ersten Einstellung an geht es gefühlt nahtlos da weiter, wo der alte Film aufgehört hat. Man habe "krass den Nostalgiebutton gedrückt", wie es Herbig bei der Weltpremiere formulierte. Natürlich gibt es wieder Sprüche ohne Ende, viele in schönstem Bairisch. Auch einige vertraute Figuren mischen mit: Michael Bully Herbig als Abahachi und dessen Zwillingsbruder Winnetouch, Christian Tramitz als sein Blutsbruder Ranger, Rick Kavanian als griechischer Tavernenwirt Dimitri (und sächselnder Sheriff-Gehilfe) und sogar Bösewicht Sky du Mont, für den der Film eine besondere Bedeutung hat, aber davon später.

Legende, Chaos und die Liebe

Dieses Mal dreht sich alles um ein Kanu, das der Legende nach unsterblich machen kann. Der Ölprinz (du Mont) wittert ein Riesengeschäft. Um das Boot zu klauen, engagiert er den Boss (Jessica Schwarz) und ihre chaotische Bande. Um das gut versteckte Kanu zu finden, brauchen sie die Hilfe von Abahachi. Der ist aber gerade verhindert, werden er und Ranger doch gerade vom Sheriff (Friedrich Mücke) und dessen liebeskranken Gehilfen (Kavanian) gejagt. Als auch noch Dimitri mit Mary (Jasmin Schwiers) auftaucht, die ein brisantes Geheimnis aufdeckt, wird es richtig turbulent. Auch Winnetouch wird in das Chaos reingezogen und offenbart Superkräfte.

Gags mit dem Streckungsvollbeamten

In bewährter Manier jagt eineinhalb Stunden lang ein Gag den nächsten, etwa gleich zu Beginn, wenn Ranger und Abahachi sich mit Jodlern über die Prärie hinweg unterhalten. Und auch so manche Sprüche und Dialoge besitzen das Potenzial, als Zitate verewigt zu werden, so wie der Satz des Dauergrantlers Ranger: "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden", der dieses Mal in abgewandelter Form auftaucht. Und Dimitri verdreht wieder aufs Schönste die Worte und schafft so den Streckungsvollbeamten oder die Blümchengänse.

Dazu gibt es Tanzeinlagen und Songs unter anderem von Stefan Raab und Herbig ("Weil wir so supergeil drauf sind"), auch ein Kultsong darf nicht fehlen. Und es gibt Parodien, natürlich auf die 1960er-Jahre-Western nach den Karl May-Romanen inklusive Überraschungsauftritt eines Helden, aber auch auf die Abenteuerreihe "Indiana Jones", die Werke des französischen Filmemachers Louis de Funès und einen Kinderfilm.

Tanzender Winnetouch

Regisseur Herbig spielt lustvoll mit Klischees. Winnetouch ist wie schon im ersten Film das Stereotyp eines affektierten Schwulen. Ein Umstand, für den es schon vor Jahren Kritik gab. Deshalb auf ihn verzichten? Das kam für Herbig und die Co-Drehbuchautoren Tramitz und Kavanian nicht infrage, wie sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur erklärten. "Was wäre denn passiert, wenn wir den Winnetouch jetzt gecancelt hätten?", fragte Herbig. "Wir hätten unseren besten Mann verloren!" Schon in Teil eins sei er die emanzipierteste Figur gewesen. Und ein großer Teil der Gay-Community liebe diese Parodie.

So ist Winnetouch auch dieses Mal wieder dabei, unverblümt und offenherzig wie eh und je, als Inhaber einer Tanz- und Fechtschule. Als der Sheriff und sein Deputy bei ihm auflaufen, bringt er die beiden Gesetzeshüter mit viel Geschick so ganz nebenbei dazu, ihm zu helfen, seinen Bruder zu finden, der in Not ist.

"Irgendeiner regt sich immer auf"

Überhaupt wollten sich Herbig, Tramitz und Kavanian nicht allzu sehr mit dem Zeitgeist beschäftigen, der könne in einer Woche schon wieder ein ganz anderer sein. "Diese Drehbuchentwicklung ging ja über Monate und ich kann mich nicht erinnern, dass wir in irgendeiner Form mal gravierende Zweifel hatten." Allen könne man eh nicht gerecht werden, findet Tramitz: "Es ist vollkommen wurscht, was man macht. Irgendeiner regt sich immer auf. Also wenn man danach gehen würde, dürfte man nichts mehr entwickeln".

Ein paar Anpassungen waren dennoch notwendig. "Einen Film, den man vor 25 Jahren gemacht hat, wirst du heute nicht mehr eins zu eins machen, weil ja auch nicht jede Pointe gut gealtert ist, weil du dich humoristisch auf andere Dinge beziehst, weil du dich weiterentwickelt hast und weil du Gags vielleicht auch noch besser machen willst", sagt Herbig. Tramitz spricht gar von einem "Giftschrank": "Da ist ganz viel drin, dass man so nicht mehr machen wird, aber das ist eine normale zeitgeschichtliche Entwicklung".

Große Gefühle und Völkerverständigung

In einem anderen Licht erscheinen die amerikanischen Ureinwohner. Sie reden in ihrer Sprache und nicht mehr in einem Fantasiekauderwelsch. "Das hat einfach nicht in die Geschichte gepasst. Hat sich auch nicht mehr witzig genug angefühlt", sagt Herbig. Für eine sehr emotionale Szene, die in Santa Fe gedreht wurde, engagierte er Männer und Frauen mehrerer Stämme, darunter den US-Schauspieler Alan Tafoya. Der Jicarilla Apache der Red Side Plains People sah den Dreh als Chance, für Völkerverständigung zu werben. Er sei glücklich, dem Publikum die Welt der Apachen etwas näherzubringen.

Ein Abschied und ein Traum

Überhaupt ist dieser Film von Wehmut durchzogen, vielleicht auch, weil es für du Mont ein Abschied war. Der 78-Jährige will danach keine Filme mehr drehen. Zu seiner letzten Szene hatten sich alle am Set versammelt, dann lief Musik. "Ich hatte mir für diesen Moment ein paar Worte zurechtgelegt und wollte ein paar nette Sachen sagen", erinnert sich Herbig. "Aber schon nach zwei Sätzen hatte ich einen Frosch im Hals."

Ob es auch ohne du Mont noch eine Fortsetzung geben wird? "Jetzt schauen wir mal, was und wie und ob und wann", sagt Kavanian. Und Herbig ergänzt: "Im Moment kann ich es mir nicht vorstellen, aber wenn Sie mich dann in drei Jahren wieder fragen…". Am Ende träumt Abahachi davon, dass er mit Ranger alt werden will. Und sein Blutsbruder antwortet lakonisch: "Wir sind alt!".

Sirât

In Cannes erntete dieser Film gespaltene Kritiken, letztlich wurde er aber ausgezeichnet. Nun startet "Sirât" des Franzosen Oliver Laxe in Deutschland. Das spirituelle Roadmovie ist voller Spannung und für die große Kinoleinwand gemacht - mit beeindruckenden 16mm-Bildern und einem treibenden Soundtrack.

Ein Trip durch die marokkanische Wüste

Der Thriller erzählt von einem Vater, der mit seinem Sohn durch die marokkanische Wüste reist, um die verschwundene Tochter zu finden. Sie vermuten sie auf einem Techno-Festival in Marokko. Auf der Suche begegnen sie ein paar Ravern, denen sie sich anschließen.

In einem alten Bus und umgebauten Fahrzeugen machen sie sich auf den Weg zu einer neuen illegalen Party in der Wüste. Während der beschwerlichen Fahrt entwickelt sich eine Gemeinschaft zwischen den Partygängern und der Familie. Doch dann passiert ein tragischer Unfall.

"Sirât" begeistert mit einer visuellen Wucht und toller Soundlandschaft. Sonne, Staub, Haut und Texturen greifen hier regelrecht ins Bild hinein. Die beeindruckenden, apokalyptischen Wüstenbilder erinnern manchmal an "Mad Max" oder "Dune", auch wenn Laxes Film eher Arthouse als Action-Blockbuster ist. Der durchweg spannende Film stellt Fragen danach, was Gemeinschaft und Fremdheit bedeutet.

Sandstürme und weitere Krisen bringen Crew an ihre Grenze

In einem Interview mit "Variety" erzählte der 43-jährige Regisseur von den herausfordernden Dreharbeiten. "Wir haben in Marokko von Mai bis Juli gedreht – zur schlimmsten Jahreszeit", sagte Laxe. "Sandstürme, intensive Hitze, kaputte Objektive, Szenen, die wir neu drehen mussten. Es hat die Crew an ihre Grenzen gebracht. Ich selbst hatte in dieser Zeit auch mit persönlichen Krisen zu kämpfen, fühlte mich entfremdet. Aber genau das ist in die emotionale Textur des Films eingeflossen."

Manche Zuschauer kritisierten den Film nach seiner Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes dafür, einige unrealistische Handlungsstränge zu verfolgen. Doch die Jury konnte Laxe überzeugen.

Seine Auszeichnung mit dem Preis der Jury teilt er sich mit der Berlinerin Mascha Schilinski, die für "In die Sonne schauen" geehrt wurde. Dieser Film kommt am 28. August ins Kino.

Die Farben der Zeit

Ein baufälliges Haus in der Normandie soll einem Einkaufszentrum mit Parkplatz weichen. Rund dreißig Erben müssen entscheiden, was mit dem alten Anwesen passiert. Vier entfernte Cousins reisen an - und stoßen zwischen Staub und Spinnweben auf vergessene Fotografien, Skizzen und ein geheimnisvolles Gemälde, das sie direkt ins Paris von 1895 katapultiert.

Mit dieser Entdeckung beginnt Cédric Klapisch seine Zeitreisegeschichte mit dem Titel "Die Farben der Zeit". Darin verknüpft der 63-jährige Regisseur ("L'auberge espagnol", "Der Wein und der Wind") Vergangenheit und Gegenwart – und bringt eine längst vergessene Familiengeschichte ans Licht.

Im Zentrum steht Adèle, die den Konventionen ihrer Zeit trotzt, während vier weit voneinander entfernte Verwandte in der heutigen Zeit plötzlich von einer gemeinsamen Ahnin erfahren – und dadurch nicht nur miteinander, sondern auch mit einer vergessenen Familiengeschichte verbunden werden.

Auf den Spuren einer unbekannten Vorfahrin

Adèle, bei ihrer Großmutter aufgewachsen, verlässt die Normandie, um in Paris ihre Mutter zu finden, deren Existenz für sie bislang nur eine Adresse ist. Unterwegs begegnet sie zwei freiheitsliebenden jungen Männern – Anatole, der von der Malerei träumt, und Lucien, ein angehender Fotograf.

Die vier Erben könnten unterschiedlicher kaum sein: ein kauziger Imker, eine erschöpfte Ingenieurin, ein Lehrer kurz vor der Pension und ein ambitionierter Web-Produzent – und doch stolpern sie gemeinsam in ein unerwartetes Familienabenteuer.

Von der Normandie ins Paris der Vergangenheit

Der Regisseur entführt sie in die lebendige Bohème-Welt von Montmartre, in leidenschaftliche Debatten über Malerei und Fotografie, wo sie historischen Persönlichkeiten wie Sarah Bernhardt, Victor Hugo und Claude Monet begegnen.

Mühelos verknüpft Klapisch die Zeitebenen. Die Szenen wechseln elegant: Adèle steigt die Treppen am Seineufer hinauf, im nächsten Moment joggt jemand von heute hinab – stets verbunden durch denselben Blick auf das Pariser Panorama - damals wie heute.

Zwischen Absurdem und Kunstgeschichte

Klapisch inszeniert mit viel Warmherzigkeit, leichter Melancholie und stellenweise absurdem Humor – etwa bei einer Séance, die die Gruppe auf halluzinogene Weise direkt in eine impressionistische Ausstellung des 19. Jahrhunderts versetzt. Dabei wird allmählich klar, dass Adèles Vater einer der berühmtesten Impressionisten seiner Zeit ist.

"Die Farben der Zeit" (im Original "La Venue de l'avenir") überzeugt mit Charme und Leichtigkeit. Die historische Realität wird dadurch jedoch etwas verharmlost, soziale Härten bleiben - vor allem für Frauen - zu blass.

Der Film lebt von stimmungsvollen Paris-Bildern, starken Darstellern und einer berührenden Geschichte über die Kraft familiärer Bande. Wie ein impressionistisches Gemälde fängt der Regisseur eher den Glanz als die Schatten der Vergangenheit ein – ein echtes Wohlfühlerlebnis.

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(Quelle: dpa)

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