25. Mai 2022 – Isabell Wüppenhorst

Strengere Grenzwerte

Wie erkennt man Wasserbelastungen?

Trinkwasser gilt in Deutschland als sicheres Lebensmittel, weil Behörden und kommunale Wasserwerke die Versorgung ständig überprüfen und strenge Grenzwerte eingehalten werden müssen. Dennoch gibt es Schadstoffe, die dieser Kontrolle entgehen und dann potentiell Schäden anrichten können.

Trinkwasser gilt in Deutschland als sicheres Lebensmittel, weil Behörden und kommunale Wasserwerke die Versorgung ständig überprüfen und strenge Grenzwerte eingehalten werden müssen. Dennoch gibt es Schadstoffe, die dieser Kontrolle entgehen und dann potentiell Schäden anrichten können. Wie werden sie entdeckt und wie kann man ihnen begegnen?

Blei im Trinkwasser

Eines der häufigsten Probleme bei Leitungswasser ist nach wie vor die Belastung mit Schwermetallen, allen voran Blei. Dies stammt jedoch nicht vom Erzeuger, sondern geht auf korrodierte Leitungen zurück, die sich in den Wänden von Altbauten verstecken. Blei hat einen Grenzwert von 0,01 mg pro Liter. Doch Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass es in Wirklichkeit keine "sichere" Menge an Blei im Leitungswasser gibt. Alles, was der Körper aufnimmt, wird gespeichert und zum Beispiel in Knochen und Fettgewebe eingelagert. Von dort kann es wieder freigesetzt werden und Langzeitschäden verursachen. Gerade Säuglinge und Kleinkinder sind extrem gefährdet, da Blei die Hirnreifung behindert. Auch das Wasser von Oberflächengewässern wie der Elbe kann belastet sein, vor allem durch jahrzehntelange Ablagerung von Schwermetallen in Sedimenten.

Wie wird gemessen?

Nun kann man auf Verdacht nicht einfach anfangen, die Wände aufzustemmen und Rohre herauszureißen. Der Nachweis von Schwermetallen im Trinkwasser ist nicht schwer, muss aber in einem professionellen Labor erfolgen, um z. B. gerichtsfest zu sein. Der Verbraucherschutz rät zur Überprüfung des eigenen Leitungswassers. Das Lebensmittel ist so zentral in unserer Küche und Ernährung, dass wir uns eine Belastung nicht leisten können. Für Verbraucher stehen Wassertests im Labor zur Verfügung, bei denen man einfach eigenes Wasser einsendet und untersuchen lässt. Je nachdem, welches Testmodell man wählt, erhält man mehr oder weniger umfangreiche Informationen über die Konzentration diverser Schadstoffe, von Schwermetallen über Wasserhärte, Salze und Mikroorganismen. Auf der Basis dieses Berichts kann man dann notwendige Sanierungsarbeiten planen – oder sich auf der sicheren Seite fühlen, wenn keine Belastung ermittelt wurde.

Belastetes Badewasser

Badewasser in Pools, Schwimmbecken aber auch in Seen und Teichen muss ebenfalls gewissen Ansprüchen genügen. Der intensive Hautkontakt sowie der nicht gänzlich vermeidbare Augenkontakt und die Gefahr des Verschluckens gerade durch Kinder sorgt für mögliche Belastungen. Anders als beim Trinkwasser, welches in großen Mengen getrunken wird, sind hier Spurenbelastungen von geringerem Interesse. Hamburg stellt die Sicherheit von Badegewässern mit regelmäßigen Tests sicher. Dabei muss jedoch vom Baden in Elbe und Alster abgeraten werden, da diese Flüsse mit Industrieabfällen und Altlasten im Gewässerschlamm immer noch gesundheitsgefährdende Stoffe enthalten können.

Abwasserbehandlung

Um langfristig zu verhindern, dass Abfälle aus kommunalem und industriellem Abwasser in unsere Flüsse und das Grundwasser geraten können, ist die Wasserbehandlung in Kläranlagen von entscheidender Bedeutung. Schon früh in der Industrialisierung wurde der Zusammenhang zwischen Kanalisationen, der Wasserversorgung und Epidemien wie Cholera hergestellt. Dennoch war die Sauberhaltung der Gewässer kein leichtes Unterfangen. Die analytischen Techniken zur Bestimmung von Belastungen haben sich verbessert, auch unsere toxikologischen Erkenntnisse sind gewachsen. Heute wissen wir um gefährdende Eigenschaften von Stoffen, die nur im Spurenbereich auftreten.

Besonderes Augenmerk gilt hier hormonähnlichen Substanzen, die den Stoffwechsel von Menschen und anderen Lebewesen in der Umwelt empfindliche stören können. Auch Mikroplastik steht mit diesen Stoffen in Zusammenhang: Polycarbonat kann zum Beispiel Bisphenol A freisetzen. Die Beseitigung dieser Gefahren stellt uns immer noch vor Herausforderungen. Deswegen ist es auch für Verbraucher weiterhin wichtig, ein Auge auf ihre Wasserqualität zu haben.

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