Zehn Hamburger Arztpraxen werden ab Mittwoch ihren Normalbetrieb auf ein Minimum herunterfahren und schwerpunktmäßig Patienten mit Verdacht auf eine Corona- Infektion behandeln.
Mit der Einführung sogenannter Infektpraxen will die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) mit der Hamburger Gesundheitsbehörde ihre Strategie im Kampf gegen die Corona-Pandemie ausbauen. Zehn bereits bestehende Hamburger Arztpraxen werden von Mittwoch (22.04.) an ihren Normalbetrieb auf ein Minimum herunterfahren und schwerpunktmäßig Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus behandeln. Das teilten die KVH und Gesundheitsbehörde am Montag (20.04.) mit.
Wahrscheinlich wieder höhere Infektionszahlen
Durch die Lockerungen der Kontakteinschränkungen rechnet die KVH mit einem "dynamischeren Infektionsgeschehen" und "einer Steigerung von an Covid-19 erkrankten Patienten", wie Walter Plassmann, Vorstandsvorsitzender der KVH, erläuterte. Ziel der Infektpraxen sei es, den Hamburger Arztruf und die ambulante ärztliche Versorgung zu entlasten. Es sei nach wie vor wichtig, möglicherweise Infizierte von anderen Patienten zu trennen und Testungen "zielgerichtet" durchzuführen, betonte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Die Praxen sind über die gesamte Stadt verteilt und werden in etablierten, leistungsfähigen Hausarzt- oder HNO-Praxen eingerichtet. Sie sind so ausgewählt, dass sie gut mit dem PKW anzufahren sind.
Telefonische Anmeldung erforderlich
In den spezialisierten Praxen sollen bis zu 400 Menschen pro Tag auf eine Infektion mit dem Covid-19-Erreger untersucht werden können. Das Angebot richte sich vor allem an Menschen, die keinen Hausarzt haben oder deren Hausarzt die Behandlung infektiöser Patienten ablehnt. Unter der Nummer 040 22802-930 (werktags von 8 bis 18 Uhr) würde Menschen mit Corona-Verdacht ein Termin in der nächstgelegenen Infektpraxis vermittelt. Patienten, die schwerere Symptome haben oder nicht mobil seien, würden weiterhin über den Arztruf (116 117) betreut und gegebenenfalls Zuhause getestet. "In den Infektpraxen werden die Patienten diagnostiziert, und erste therapeutische Schritte werden eingeleitet, auch kann eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt werden. Bei Verdacht auf eine Corona-Infektion wird getestet, wir richten uns dabei nach den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts", so Plassmann bei der Vorstellung des Konzepts.
Auch DRK testet zukünftig
Neu ist, dass zusätzlich zu den Testungen, die durch den mobilen Arztruf und die zehn künftigen Infektpraxen erfolgen, auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Testungen vornimmt. An sieben Tagen in der Woche ist das DRK auf Initiative der BGV mit bis zu sechs mobilen Teams in ganz Hamburg im Einsatz. Dabei leistet das DRK wichtige Unterstützung, indem es Abstriche bei Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern sowie Pflegekräften vornimmt. Täglich können auf diese Weise rund 600 Tests in insgesamt fünf bis sechs Pflegeheimen vorgenommen werden. Damit werden die Pflegeheime dabei unterstützt, die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Pflegebedürftigen und des Personals gezielt umsetzen zu können. Zusätzlich testet das DRK auch Beschäftigte aus Anforderung der Arbeitgeber, beispielsweise Beschäftigte aus strukturrelevanten Berufsfeldern von Polizei, Feuerwehr, Schulen, Kitas oder medizinischen Einrichtungen.