16. Juli 2021 – Stefan Angele
Die Bilder der Zerstörung sind schon schwer auszuhalten und jeder weitere Todesfall macht die Katastrophe, die den Westen Deutschlands heimgesucht hat unbegreifbarer. Hinzu kommt nun, dass über 1.300 Menschen vermisst werden, sodass die Jahrhundertflut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz immer schockierender wird.
50 Tote in Rheinland-Pfalz, 43 in NRW
Nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz ist allein dort die Zahl der Toten auf 50 gestiegen. "Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz am Freitagmorgen (16.07.). Die Bergungsarbeiten liefen weiter. Wie viele Menschen insbesondere in der Region um Bad Neuenahr-Ahrweiler noch vermisst werden, konnte der Sprecher nicht genau sagen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hatte am Donnerstagabend (15.07.) davon gesprochen, dass das Schicksal von 40 bis 60 Menschen weiterhin ungeklärt sei. Der Kreis Ahrweiler hatte sogar von 1.300 noch vermissten Menschen im Kreisgebiet gesprochen. Eine Sprecherin erklärte das auch mit einem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handy-Empfang und viele Menschen seien nicht erreichbar. Das NRW-Innenministerium sprach am Freitag von 43 Toten.
Rurtalsperre läuft über
In Nordrhein-Westfalen lief kurz vor Mitternacht die Rurtalsperre über, "mit einer geringen Dynamik", wie der Wasserverband Eifel-Rur mitteilte. Dadurch sei im Unterlauf der Rur mit Überschwemmungen sowie Überflutungen von Häusern und Kellern zu rechnen. Der Wasserverband warnte, Menschen sollten sich nicht in Flussnähe aufhalten, da die Gefahr bestehe, mitgerissen zu werden. Auch sollten vollgelaufene Keller nicht betreten werden, weil die Gefahr von Stromschlägen bestehe. An besonders von Hochwasser betroffenen Stellen sei auch mit Evakuierungen zu rechnen.
Unfassbares Ausmaß der Zerstörung
Stundenlanger Starkregen hatte zu einem verheerenden Hochwasser geführt. Schwerpunkt der Katastrophe ist der Kreis Ahrweiler. Allein im 700 Einwohner-Dorf Schuld an der Ahr wurden mehrere Häuser von den Wassermassen mitgerissen, zahlreiche weitere Gebäude teils schwer beschädigt. Erhebliche Schäden gab es auch in weiteren Regionen der Eifel sowie im Landkreis Trier-Saarburg.
Tausende Kräfte bei Bergungs- und Aufräumarbeiten
Die Aufräum- und Bergungsarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz wurden am Freitagmorgen derweil fortgesetzt. Auch Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind zur Unterstützung in die Hochwasserregionen gekommen. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) wollte sich am Freitagmorgen in Trier über die Situation in ihrer Heimatstadt informieren. Wegen des starken Hochwassers im Mosel-Nebenfluss Kyll waren in Trier und Umgebung am Donnerstag Tausende Menschen in Sicherheit gebracht worden, auch ein Krankenhaus musste evakuiert werden.
Bund und Länder versprechen schnelle Hilfe
Nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wollen Bund und Länder rasch helfen, um die immensen Zerstörungen zu beseitigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach den Betroffenen Hilfen, das nordrhein-westfälische Landeskabinett berät an diesem Freitag in einer Sondersitzung darüber. Rheinland-Pfalz hat bereits als kurzfristige Unterstützung 50 Millionen Euro bereitgestellt, um etwa Schäden an Straßen, Brücken und anderen Bauwerken zu beheben. "Das ist eine einmalige Katastrophe mit bisher nicht gekanntem Ausmaß", bewertete der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, die Flutkatastrophe. "Es geht nach dem Schadensbild um Milliarden Euro", sagte Landsberg dem Magazin "Kommunal". "Es muss jetzt darum gehen, den Menschen, die teilweise alles verloren haben, aber auch den betroffenen Kommunen, deren Infrastruktur zerstört ist, schnell und unbürokratisch zu helfen." Hier vertraue man auf die bereits erklärten Zusagen des Bundes und der betroffenen Länder.
Auch ihr könnt mit euren Spenden helfen
Es gibt zahlreiche Spendenkonten vor Ort. Hier haben wir Euch eine Auswahl zusammengestellt:
https://www1.wdr.de/nachrichten/spenden-spendenkonto-betroffene-unwetter-schaeden-100.html
https://www.dlrg.de/spenden/hochwasser
https://www.drk-eu.de/jetzt-spenden.html
https://www.heimatcrowd.de/
https://www.betterplace.org/de/fundraising-events/38304-hochwasserhilfe
Die wichtigsten News für den Norden und Deutschland
Alle weiteren Entwicklungen bezüglich der Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz bekommt ihr natürlich immer ganz aktuell um Halb und Voll in den Radio Hamburg Nachrichten. Hört unbedingt rein, wenn ihr schnell und umfassend auf den neusten Stand gebracht werden möchtet. Geht ganz einfach über den Webplayer hier auf der Seite oder aber über die Radio Hamburg App.