11. Juli 2025 – Mira Oetinger
Hamburger Landgericht
Am Freitag: Prozessauftakt zur Entführung der Block-Kinder
An Silvester werden zwei Kinder der Unternehmerin Block in Dänemark in ein Auto gezerrt. Nun beginnt ein mit Spannung erwarteter Prozess um mutmaßliche Kindesentführung. Angeklagt: die Mutter.
Gerichtssaal I Foto: Gorodenkoff, Shutterstock
11.07.2025
Jetzt anhören: Ines Wiese zum Prozessauftakt im Fall Block
Ein erbitterter Sorgerechtsstreit, der laut Anklage in der Entführung zweier Kinder gipfelte: Vor dem Hamburger Landgericht beginnt am Freitag (11.07.) ein Prozess gegen die Hamburger Unternehmerin Christina Block und sechs weitere Angeklagte. Einer davon ist Blocks Lebensgefährte, der Fernsehmoderator Gerhard Delling (66).
Worum geht es in dem Fall?
Der Fall, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte, lief aus Sicht der Staatsanwaltschaft so ab: In der Silvesternacht 2023/24 lauerten mehrere Männer dem Vater Stephan Hensel und den Kindern in Süddänemark auf. Die Täter sollen Hensel zusammengeschlagen und die Kinder in ein Auto gezerrt haben. Im Laufe der mutmaßlichen Entführung wurde den Kindern nach Angaben der Anklage mit Klebeband der Mund verschlossen, die Tochter an den Händen gefesselt. Der Junge und das Mädchen wurden erst nach Baden-Württemberg gebracht und reisten später mit ihrer Mutter nach Hamburg.
Die Tochter des Gründers der Restaurantkette Block House, Eugen Block, kämpft seit Jahren um ihre 2010 geborene Tochter und den 2013 geborenen Sohn. Beide Kinder leben seit 2021 bei ihrem Vater Stephan Hensel (51) in Dänemark. Nach Ansicht der Hamburger Staatsanwaltschaft behielt er sie nach einem Wochenendbesuch gemäß seinem Umgangsrecht widerrechtlich bei sich. Die geschiedenen Eheleute haben zwei weitere ältere Kinder, von denen eine Tochter beim Vater und eine bei der Mutter lebt.
Warum sind die Kinder wieder bei ihrem Vater?
Am 5. Januar 2024 entschied das Hanseatische Oberlandesgericht (OLG) aufgrund eines Eilantrags des Vaters, dass ihm die Kinder zurückgegeben werden müssen. Das geschah am selben Tag. Er erhielt mit der einstweiligen Anordnung das alleinige Aufenthaltsbestimmungs- und Erziehungsrecht.
Was wird Christina Block vorgeworfen?
Die Mutter soll zusammen mit einem 63-jährigen Deutschen den Auftrag erteilt haben, ihre beiden Kinder gewaltsam der Obhut des ebenfalls sorgeberechtigten Vaters zu entziehen. Die Anklage gegen Block und den 63-Jährigen lautet auf gemeinschaftliche schwere Entziehung von Minderjährigen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Der Mutter wird zudem schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Ihre Verteidiger bestreiten die Vorwürfe.
Was soll Gerhard Delling getan haben?
Der Sportjournalist und Fernsehmoderator soll die Anreise von Christina Block nach Baden-Württemberg organisiert und ihre Rückkehr mit den Kindern nach Hamburg koordiniert haben. Delling wird zudem verdächtigt, gegenüber Kriminalbeamten falsche Angaben gemacht zu haben. Er ist wegen Beihilfe angeklagt. Dellings Verteidiger David Rieks wies die Vorwürfe zurück.
Wer sind die übrigen Beschuldigten?
Ein 35-jähriger Israeli soll zusammen mit fünf weiteren Männern direkt an der Entführung beteiligt gewesen sein, seit November sitzt er in U-Haft. Ein 58-jähriger Deutscher sorgte der Staatsanwaltschaft zufolge als Leiter eines Hamburger Sicherheitsunternehmens für eine Bewachung des Anwesens von Block, um eine Flucht der Kinder zu verhindern. Er ist angeklagt wegen Beihilfe zur gemeinschaftlichen schweren Entziehung Minderjähriger in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Demselben Vorwurf müssen sich eine Frau (49) und ein Mann (55) aus Blocks Umfeld stellen.
Was ist die Vorgeschichte?
Der Sorgerechtsstreit zwischen Block und ihrem Ex-Mann beschäftigte zuletzt auch das Bundesverfassungsgericht. Die Richter wiesen eine Beschwerde von Block ab. In der Begründung hieß es, alle vier Kinder hätten nach der Trennung des Paares 2014 und der Scheidung 2018 zunächst bei der Mutter gelebt. Für Besuche bei dem Vater gab es seit 2015 eine Umgangsregelung. Im Juli 2021 zog die älteste Tochter im Einvernehmen mit der Mutter zu ihrem Vater.
Seit August 2021 leben die beiden jüngsten Kinder beim Vater. Nach einem Wochenendbesuch hatte er mitgeteilt, dass er sie wegen "kindeswohlgefährdenden" Verhaltens der Mutter nicht zurückbringen werde. Über die genauen Vorwürfe ist offiziell nichts bekannt. Im Herbst 2021 sprach das OLG der Mutter vorläufig das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zu und verpflichtete den Vater zur Herausgabe der Kinder an die Mutter.
Warum entschieden dänische Gerichte anders?
Als einziges EU-Land erkennt Dänemark Entscheidungen von Gerichten anderer Mitgliedsländer in Sorgerechtsstreitigkeiten nicht automatisch an. Ende 2021 erklärte ein dänisches Amtsgericht die Vollstreckung der deutschen Entscheidung für unzulässig. Block stellte 2022 in Dänemark einen Antrag auf Rückführung ihrer Kinder, und zwar nach dem dänischen Kindesentführungsgesetz. Daraufhin habe im Februar 2023 ein Gericht festgestellt, dass die Kinder zwar widerrechtlich nach Dänemark gebracht worden seien, sie aber nicht zurückgeführt werden könnten.
Sehen deutsche Familiengerichte den Fall anders?
Grundsätzlich nicht. Das Hamburger Familiengericht erklärte sich im Oktober 2023 für nicht zuständig. Diese Entscheidung wurde Ende November vom Oberlandesgericht unterstützt. Dasselbe Gericht wies im Februar 2024 eine Beschwerde von Block zurück und stellte darin wie das dänische Gericht fest, dass aufgrund der konstanten Äußerungen der Kinder, beim Vater leben zu wollen, ein Wechsel nicht erzwungen werden könne. Anfang Mai dieses Jahres sprach ein dänisches Gericht dem Vater das alleinige Sorgerecht zu.
Warum behielt der Vater die Kinder 2021 bei sich?
Hensels Anwalt Philip von der Meden argumentiert, der Vater habe seine Kinder vor Gewalt schützen wollen. Blocks Anwalt Otmar Kury erklärte zu den Vorwürfen gegen seine Mandantin: "In den familiengerichtlichen Verfahren ist das Gegenstand, und die Mutter hat auch immer gesagt, dass sie die Kinder natürlich nicht geschlagen hat." Psychologen hätten immer wieder festgestellt, dass die Kinder durch den Vater schwer beeinflusst worden seien.
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(Quelle: dpa)