21. Oktober 2021 – Stefan Angele
Schwere Atemwegsinfekte
Deshalb sind die RS-Viren gerade auf dem Vormarsch
Foto: Pixel-Shot/Shutterstock
Kinderärzte in Deutschland schlagen Alarm. Nicht das Coronavirus bereitet den Ärzten bei den Kleinsten momentan Sorgen, sondern das sogenannte Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Was ihr darüber jetzt wissen müsst...
Das ist das RS-Virus
"Was uns aktuell wirklich Sorgen bereitet: Die Kinderstationen sind voll mit ganz jungen Patienten, die an Atemwegserkrankungen durch das RSV leiden", sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach. Corona-Fälle seien die Ausnahme. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) hatte zuletzt von einem starken Anstieg der Krankenhaus-Einweisungen wegen Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) bei Ein- bis Vierjährigen berichtet. Gefährlich kann dieser Infekt der oberen Luftwege insbesondere für Frühgeborene und vorerkrankte Kinder im ersten Lebensjahr werden. Bei älteren Kindern verläuft die Erkrankung meist mit Schnupfen und Husten.
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Warum erkranken so viele Kinder?
Die Erkrankungen treten saisonal zwischen November und Ostern auf. Die aktuelle Entwicklung verläuft aber deutlich stärker als in den Vorjahren. Grund dafür ist auch die Coronapandemie. Die Immunsysteme der meisten Kinder hätten durch die Kontaktbeschränkungen, Schul- und Kitaschließungen und Maskenpflicht knapp ein Jahr Pause gehabt, so Experten. Mit den Öffnungen und gelockerten Maßnahmen kann sich das Virus daher jetzt besonders schnell verbreiten. Das liegt auch daran, dass die Inkubationszeit mit 2 bis 8 Tagen relativ lang ist und das Virus so lange unentdeckt bleiben kann.
Diese Kinder sind besonders anfällig
Das Virus kann vor allem für Kinder mit unreifen Lungen oder Lungenproblemen gefährlich werden. Sind die Lungen noch nicht ausreichend entwickelt, können die Viren leichter in die Lungenzellen eindringen und dann krampfartigen Husten, starkes Anschwellen den Schleimhäute in den Bronchien, bis hin zu Lungenentzündungen auslösen. Schwillt die Lunge so zu, brauchen die Kinder wie Coronakranke zusätzlichen Sauerstoff. In schlimmen Fällen müssen die Kinder sogar zusätzlich beatmet werden. Besonders gefährdet sind Säuglinge, Frühchen, Kinder unter zwei Jahren, lungenkranke Kinder oder Kinder mit Immunschwächen, Mukoviszidose oder Trisomie.
Medikamente nicht rechtzeitig einsatzbereit
In normalen Jahren werden die besonders gefährdeten Kinder etwa ab November mit einer Antikörper-Therapie präventiv behandelt, um so vor dem Virus zu schützen. Doch dieses Jahr trifft die Krankheit viele Kinder unvorbereitet, weil die Medikamente schlichtweg noch nicht den Kindern gegeben wurde. "Wir werden da jetzt sozusagen überrannt. Diese Risikopatienten sind zum Teil noch nicht geschützt, haben also das Antikörper-Medikament noch nicht bekommen. Und das stellt uns jetzt vor Herausforderungen", so Dr. Jun Oh, Kinderarzt am UKE, gegenüber "BR24". Ärzte bitten deshalb die Eltern darum, bei gefährdeten Kindern möglichst schnell mit der medikamentösen Therapie zu beginnen, um die Kinder zu schützen.
Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
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