18. Februar 2022 – Sebastian Tegtmeyer

Niedersachsens Ministerpräsident Weil

Deutsche Bahn muss bei Ausbau Hannover-Hamburg Farbe bekennen

In der wieder aufgeflammten Diskussion über den Bahnausbau zwischen Hannover und Hamburg fordert Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil die Deutsche Bahn zu einer klaren Haltung und mehr Anstrengungen auf.

ICE der Deutschen Bahn im Sommer
Foto: Deutsche Bahn AG / Wolfgang Klee

"Meine Erwartung ist, dass sich die Bahn jetzt sehr schnell deutlich positioniert, sich zur Durchführung von Alpha E bekennt und das in der praktischen Arbeit auch vorantreibt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Das Projekt Alpha E umschreibt eine Erneuerung bestehender Strecken von Hannover Richtung Norden. Eine Alternative, die Weil skeptisch sieht, wäre der Bau komplett neuer Trassen. Seit Jahren gibt es Debatten über beide Varianten.

Mehr Kapazitäten für den Güterverkehr

Der SPD-Politiker betonte, es müssten endlich mehr Kapazitäten für den Güterverkehr geschaffen werden, nicht zuletzt wegen der Anbindung der norddeutschen Häfen. Damit zusammen hänge das Thema, dass sich viele Kunden auch im Personenverkehr mehr Tempo vor allem auf den wichtigen Fernverbindungen nach Hamburg und Bremen wünschten.

Auch Personenverkehr leidet

"Damals wurde im übrigen darauf hingewiesen, dass auch der Personenverkehr unter der Überlastung beim Güterverkehr leidet", so Weil. Dabei müsse man natürlich die Belange der Anlieger beachten. "Entlang der Strecke haben sich viele Bürgerinitiativen gebildet, auch die Kommunen und Naturschutzverbände waren beteiligt." Lange habe vieles auf eine Umsetzung von Alpha E und den Ausschluss einer ganz neuen Strecke hingedeutet. "Das war ein extrem schwieriger Kompromiss." Dann sei es seitens der Bahn plötzlich ruhig geworden. "Man hat in den letzten Monaten gespürt, dass die Unruhe in den betroffenen Regionen deshalb immer größer wird", meinte der niedersächsische Regierungschef.

Weil für Ausbau für Bahnstrecke

Er sei für einen Ausbau der Bestandsstrecken, bekräftigte Weil. Wegen des aus seiner Sicht zögerlichen Verhaltens der Deutschen Bahn mache sich bei ihm inzwischen aber "ausgeprägtes Unverständnis" breit. Er befürchte, dass das Anpacken des Ausbaus sich - wie bei früheren, teils Jahrzehnte dauernden Überlegungen - in die Länge zieht. "Dabei könnte man mit Alpha E doch endlich einmal voran kommen und dafür sorgen, dass zügig mehr Güterverkehr abgewickelt wird."

Viele Anwohner und Kommunalpolitiker für neue Trasse

Die Interessenlage ist, wie bei anderen Infrastruktur-Großprojekten, komplex. Viele Anwohner und Kommunalpolitiker an den bestehenden Streckenabschnitten wollen mehr Verkehr und Lärm unbedingt vermeiden und sprachen sich daher für eine neue Trasse aus, etwa entlang der Autobahn 7. Das wiederum stößt bei potenziell dort Betroffenen auf Widerstand. Um den Konflikt um die zwischenzeitlich verworfene "Y-Trasse" zwischen Hannover, Hamburg und Bremen zu entschärfen, hatte das Land Niedersachsen ein Dialogforum mit Gemeinden, Bürgerinitiativen und der Bahn zu dem Ausbauprojekt eingerichtet. Dieses kam schon vor einigen Jahren zu einer Empfehlung für Alpha E.

11 Minuten Fahrtzeit zwischen Hannover und Hamburg einsparen

Der Alpha-E-Entwurf wurde allerdings nur im Groben in die Bauplanung des Bundes für neue Verkehrswege übertragen, und nur dieser Bundesverkehrswegeplan ist nun Grundlage der laufenden Planungen der Deutschen Bahn. Dort mit aufgenommen wurde die Möglichkeit, neue Umfahrungstrassen im Bereich Lüneburg zu prüfen sowie die Vorgabe, dass der ICE-Verkehr beschleunigt werden soll. Konkret sollen 11 Minuten Fahrzeit zwischen Hannover und Hamburg eingespart werden. Um das zu erreichen, rückte ein Neubauabschnitt als Aneinanderreihung mehrerer Umfahrungen bei Lüneburg in den Blick.

Seit dem vergangenen Sommer will der Bund für die Strecke aber auch einen Ausbau der wichtigen Verkehrsachse für Tempo 300 statt wie bisher für 250 prüfen. Bahn-Vorstand Ronald Pofalla nannte die Verbindung als eine der Strecken, auf der die Bahn das Tempo künftig erhöhen will. Das könnte zu einem weitaus längeren Neubauabschnitt führen.

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(Quelle: dpa)

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