29. Juli 2025 – Chiara-Lee Haartje
Die Krimiautorin Doris Gercke, bekannt als Erfinderin der ZDF-Ermittlerin „Bella Block“, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Ihr Werk und ihr politisches Engagement hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Die Krimiautorin Doris Gercke ist am 25. Juli 2025 im Alter von 88 Jahren in Hamburg verstorben. Gercke, die vor allem für ihre Schöpfung der ZDF-Kommissarin „Bella Block“ bekannt war, hinterlässt ein großes literarisches Erbe. Dies wurde vom Argument Verlag, unter Berufung auf ihre Familie, bekannt gegeben.
Der Weg zur Schriftstellerin: Eine außergewöhnliche Karriere
Doris Gercke, 1937 in Greifswald geboren, hatte eine außergewöhnliche Karriere. Nach einer Verwaltungslehre und Jahren als Hausfrau und Mutter legte sie mit 40 Jahren das Begabtenabitur ab und studierte Jura. Ihr literarisches Debüt feierte sie 1988 mit dem Kriminalroman „Weinschröter, du musst hängen“, der sofort ein Erfolg wurde und 1993 unter der Regie von Michael Riebl für das ZDF verfilmt wurde.
Die Rolle der unkonventionellen Ermittlerin „Bella Block“ wurde von Hannelore Hoger verkörpert, die die Figur bis zum Ende der ZDF-Reihe im Jahr 2018 spielte. Die Zusammenarbeit zwischen Gercke und Hoger war von großer Bedeutung, auch wenn Gercke später die Rechte an der Filmreihe verkaufte. Die beiden blieben jedoch lebenslange Freunde.
Kriminalromane mit sozialer Schärfe
Gerckes Kriminalromane, besonders die „Bella Block“-Reihe, zeichnen sich durch komplexe Milieuschilderungen aus, die oft von einer Mischung aus Trostlosigkeit, alltäglicher Gewalt und Sexismus geprägt sind. Werke wie „Moskau, meine Liebe“ (1989), „Kinderkorn“ (1991) und „Schweigen oder Sterben“ (2007) setzten sich mit gesellschaftlichen Themen auseinander und verbanden unterhaltsame Krimi-Handlungen mit kritischen sozialen Beobachtungen.
Die Autorin nannte Raymond Chandler und das schwedische Autorenpaar Maj Sjöwall und Per Wahlöö als wichtige Inspirationsquellen für ihre Arbeit. Gerckes Stil war oft ironisch gebrochen und kommentierte auf subtile Weise die gesellschaftlichen Strukturen und Herausforderungen ihrer Zeit.
Engagement für Frauenrechte und politische Aktivität
Neben ihrer literarischen Karriere war Doris Gercke auch politisch aktiv. Sie setzte sich stark mit der Frauen- und Friedensbewegung auseinander und kämpfte gegen den Neofaschismus. Als junge Frau trat sie der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) bei und beteiligte sich regelmäßig an Ostermärschen und politischen Demonstrationen.
„Ich bin bei der unteren Schicht, aus der ich ja komme, und bei den Frauen“, sagte Gercke einmal in einem Interview zum Anlass ihres 80. Geburtstags. Ihr politisches Engagement zeigte sich sowohl in ihren öffentlichen Aktivitäten als auch in ihren literarischen Werken, die häufig soziale Missstände thematisierten.
Vielfältiges Werk: Von Krimis bis Lyrik
Gerckes künstlerisches Schaffen war vielseitig. Neben ihren bekannten Krimis schrieb sie auch Kinder- und Jugendbücher sowie Lyrik. Unter dem Pseudonym Marie-Jo Morell veröffentlichte sie Krimis um die Figur der Milena Prohaska, einer emanzipierten Antiheldin auf Selbstsuche, etwa in dem Buch „Wo es weh tut“ (2016).
Ihre Werke fanden nicht nur in der Krimiwelt Anerkennung, sondern auch bei einem breiten Publikum, das ihre literarische Vielfalt schätzte.
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Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
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