22. Juli 2021 – Sebastian Tegtmeyer

Bäderland besorgt

Eltern lassen sich immer stärker vom Handy ablenken

Viele Monate konnten Kinder wegen der Corona-Pandemie kein Schwimmen üben, die Bäder waren geschlossen. Gleichzeitig beobachtet Schwimmbad-Betreiber Bäderland eine gefährliche Entwicklung, denn immer mehr Eltern lassen sich vom Handy ablenken, statt auf ihre Kinder zu achten.

Kind schwimmt, Mutter spielt am Handy, Smartphone, schwimmen
Foto: Shutterstock

Eltern lassen sich nach Angaben des Hamburger Schwimmbad-Betreibers Bäderland immer stärker vom Smartphone ablenken. "Das nimmt seit Jahren zu, die Aufmerksamkeit sinkt", sagte Sprecher Michael Dietel der Deutschen Presse-Agentur. Gerade nach der langen, coronabedingten Schließzeit fehle es vielen Schwimmanfängern an Übung im Wasser. Kinder, die nicht sicher schwimmen könnten, dürften nie unbeaufsichtigt gelassen werden. Obwohl Bäderland 400 Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen beschäftige, hätten Eltern die oberste Aufsichtspflicht. "Einfach zu erwarten, der Bademeister macht das schon, geht nicht. Wir können keine 1:1-Kinderbetreuung machen."

Eltern müssen täglich ermahnt werden

Die 400 Rettungsschwimmer und Rettungsschwimmerinnen müssen laut Bäderland mindestens einmal im Jahr bei einer Rettungsfähigkeitsprüfung ihr Können nachweisen. Derzeit machen die Bäderland-Auszubildenden Mary Weiher und Illya Ponomarov ihren Rettungsschwimmer bei Ausbilder Andreas Mohr. Sie müssen unter anderem in Kleidung schwimmen können, tief tauchen, Rettungsgriffe erlernen, eine Puppe abschleppen oder reanimieren. Die Mitarbeitenden müssen laut Unternehmen jeden Tag mehrmals auf Eltern, die ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllen, zugehen und sie warnen. "Man muss unmittelbar beim Kind sein - auch wenn es Schwimmflügel trägt", betonte Dietel. Kinder würden lautlos untergehen.

Schwimmkurse heiß begehrt

Während der Corona-Pandemie waren die Bäder monatelang geschlossen und es konnten keine Schwimmkurse stattfinden. Rund 15.000 Kinder hätten nach Schätzung von Bäderland in den vergangenen Monaten eigentlich das Schwimmen lernen sollen. Anfang Juni konnten die Hallenbäder dann wieder für Kinderschwimmkurse und Schulschwimmen öffnen. Seepferdchen- und Bronzekurse standen im Fokus. "Bereits nach wenigen Tagen waren alle Angebote ausgebucht", berichtete der 36-Jährige.

300 Kurse bis Ende August

Normalerweise gebe es in den Sommerferien 80 Kurse in den Einrichtungen des städtischen Unternehmens, in diesem Jahr sollen es bis Ende August 300 sein. Danach sind weitere Angebote geplant, um aufzuholen. "Es wird in Hamburg keine Generation von Nichtschwimmern", ist Dietel zuversichtlich. Im März hatte die Bürgerschaft den Senat einstimmig aufgefordert, ein Konzept zu erstellen, das Kinder nach der Wiedereröffnung der Bäder beim Schwimmenlernen bevorzugt.

Deutlich weniger Besucher in Freibädern

Für andere Schwimmer sind derzeit nicht alle Hallenbäder geöffnet, jedoch alle Freibäder. Die ersten Schwimmer konnten sich dort Ende Mai ins Wasser wagen. Es dürfen jedoch wegen der Corona-Maßnahmen deutlich weniger Menschen kommen. Was das heißt, erläuterte Dietel am Beispiel Kaifu-Freibad: An einem heißen Sommertag seien dort vor der Pandemie 10.000 Menschen an einem Wochenend-Tag zu Gast gewesen, berichtete der Sprecher. Derzeit seien es insgesamt lediglich 2.000, verteilt über mehrere Zeitfenster.

Weitere News On Air

Weitere Nachrichten aus Hamburg, Deutschland und der Welt hört ihr immer zur vollen Stunde bei uns On Air. Holt euch einfach unsere kostenlose App, hört uns über euren Smartspeaker oder schaltet mit einem Klick unten auf den Play-Button das Webradio ein. Außerdem gibt's die Radio Hamburg Nachrichten auch für unterwegs als Podcastangebot.

undefined
Radio Hamburg Live
Audiothek