22. August 2021 – Stefan Angele
Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich von Montag (23.08.) bis Mittwoch (25.08.) auf einen erneuten Streik einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat ihre Mitglieder zum zweiten Mal in der laufenden Tarifrunde aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. "Sie streiken für mehr Löhne, für den Schutz ihrer Rente", sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Freitag (20.08.) in Berlin. Die Wut unter den Mitgliedern auf das Management sei groß.
Streik startet am Samstag im Güterverkehr
Anders als in der vergangenen Woche haben die Fahrgäste dieses Mal mehr Zeit, sich auf den Streik einzustellen. Im Güterverkehr soll der Ausstand jedoch schon am Samstagnachmittag (21.08.) um 17 Uhr beginnen. Im Personenverkehr soll der Streik am Montag (23.08.) um 2.00 Uhr beginnen und am Mittwoch (25.08.) um 2.00 Uhr enden. In der vergangenen Woche hatte die GDL den Fern-, und Nahverkehr bei der Deutschen Bahn über zwei Tage bestreikt. Die Deutsche Bahn richtete einen Notfahrplan ein, musste den größten Teil der Fahrten aber streichen. Im Güterverkehr dauerte der Streik noch einige Stunden länger. Auch der erneute Streik dürfte wieder Millionen Fahrgäste treffen, darunter viele Urlaubsreisende. In zehn Bundesländern sind noch Schulferien.
25 Prozent der Züge sollen fahren
Die Bahn kündigte an, die Auswirkungen des Streiks so gering wie möglich zu halten. Trotzdem müsse mit Beeinträchtigungen gerechnet werden. Die Deutsche Bahn will so rund ein Viertel des normalen Fahrplans im Fernverkehr anbieten. Im Regional- und S-Bahnverkehr wiederum peilt die Bahn erneut etwa 40 Prozent des Zugverkehrs an, wie der Konzern am Freitag (20.08.) mitteilte. Laut Bahn sollen auf ausgewählten Hauptstrecken etwa zwischen Berlin-Köln, Hamburg-Köln, Hamburg-Frankfurt oder München-Stuttgart die Fernzüge ab Montag im Zwei-Stunden-Takt fahren. Zwischen München und Berlin verspricht der Konzern mehrere Fahrten am Tag, ebenso zwischen der Hauptstadt und Frankfurt. "Die Anzahl der angebotenen Züge wird jedoch je nach Region stark schwanken", hieß es am Freitag.
Bahn will maximal kulant sein
Die Bahn werde sich "maximal kulant" verhalten, so das Unternehmen. Zudem sollen für die Fahrgäste eine kostenlose Streik-Rufnummer eingerichtet und hat mehrere Kulanzregelungen angekündigt werden: So sollen vor allem gebuchte Tickets, die vom 23. bis einschließlich 24. August vom Streik betroffen sind, bereits ab diesem Samstag bis einschließlich 4. September flexibel genutzt werden können. Auch bei Spar- und Supersparpreisen werde die Zugbindung entsprechend aufgehoben. Der Konzern rechnet ab Mittwoch, 25. August, wieder mit einem weitgehend normalen Ablauf im Bahnverkehr.
metronom, enno und erixx nicht betroffen
Wie beim vergangenen Streik sind auch dieses Mal die Mitarbeiter von metronom, enno und erixx nicht beteiligt. Das heißt, alle Züge des metronom, erixx und enno werden weitgehend planmäßig fahren. Sollten sich die Mitarbeiter auf den Stellwerken der DB, den DB-Leitstellen, Bahnhöfen und anderen Einrichtungen der Infrastruktur (Schienen, Oberleitungen, Signale etc.) an dem Streik beteiligen, kann dies jedoch auch Einfluss auf die Fahrten des metronom, enno und erixx haben.
AKN und nordbahn: Keine Auswirkungen
Der Streik bei der Deutschen Bahn wirkt sich derzeit nicht auf den Fahrplan der AKN und der nordbahn aus.
AKN-Linien
A1 Neumünster – Hamburg Hbf
A2 Ulzburg Süd – Norderstedt Mitte
A3 Elmshorn – Ulzburg Süd (A3)
Homepage und Servicetelefon akn.de bzw. 04191933933
nordbahn-Linien
RB 63 Neumünster – Heide – Büsum
RB 82 Bad Oldesloe – Bad Segeberg – Neumünster
RB 61 Itzehoe – Hamburg Hauptbahnhof
RB 71 Itzehoe/Wrist – Hamburg-Altona
Homepage und Servicetelefon nordbahn.de. bzw. 040303977333
Tarifverhandlungen weiterhin festgefahren
Die GDL kämpft unter anderem für eine bessere Bezahlung und fordert Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro im laufenden Jahr. Anders als die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie in diesem Jahr keine Nullrunde bei den Gehältern akzeptieren. Die Deutsche Bahn hatte der GDL zwar 3,2 Prozent angeboten, die Erhöhung soll demnach jedoch später greifen als von der Gewerkschaft gefordert. Auch bei der Laufzeit des Tarifvertrags liegen die Vorstellungen beider Seiten noch deutlich auseinander. Die GDL hatte die Verhandlungen im Juni abgebrochen. Die Mitglieder hatten daraufhin in einer Urabstimmung für Streiks gestimmt. Am Dienstag (17.08.) demonstrierten Mitglieder der GDL sowie des Deutschen Beamtenbunds (dbb) gemeinsam mit Weselsky vor der Konzernzentrale der Deutschen Bahn für ihre Forderungen.
Bahn empört über Streiks
Die Deutsche Bahn hat den angekündigten Streik als "völlig überflüssige" Belastung der Kunden kritisiert. "Dieser zweite Ferienstreik zeigt: Ein Tarifpartner verweigert sich permanent", teilte Personalvorstand Martin Seiler am mit. "Statt den Mut zu haben, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, treibt die GDL-Führung ihren gewerkschaftspolitischen Kampf um Ausweitung und Einfluss auf dem Rücken der Bahnkunden auf die Spitze."
Kann Streik in letzter Sekunde verhindert werden?
Die Deutsche Bahn bietet derweil in dem Tarifkonflikt zusätzlich eine Corona-Prämie an und will so weitere Streiks abwenden. "Mit einer Corona-Prämie kommen wir einem wichtigen Anliegen der Gewerkschaften entgegen", teilte Personalvorstand Martin Seiler am Sonntag (22.08.) mit. Das Geld soll laut Bahn für 2021 ausgezahlt werden. Einen Betrag nannte Seiler nicht. "Damit kann es keinen Grund mehr geben, die Rückkehr an den Verhandlungstisch zu verweigern", fügte er hinzu. "Jetzt liegt es nur an der GDL."
GDL lehnt Angebot ab
Am Sonntagabend (22.08.) dann die Ernüchterung. Die Lokführergewerkschaft GDL hält trotz eines Entgegenkommens des Konzerns am geplanten Streik bei der Deutschen Bahn fest. Damit müssen sich Fahrgäste am Montag und Dienstag auf große Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr einstellen. GDL-Chef Claus Weselsky kritisierte, die Offerte sei das Papier nicht Wert, auf dem sie stehe. Er forderte ein konkretes Angebot, "nicht das In-Aussicht-Stellen eines Angebots". Die Gewerkschaft kritisierte am Sonntagabend, in Wahrheit habe sich der Bahnvorstand keinen Millimeter bewegt. "Beim vorliegenden Angebot handelt es sich nur um eine weitere Nebelkerze und den erneuten Versuch, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen."
Der beste Verkehr für den Norden
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