25. März 2022 – Stefan Angele
Musikerin von Demo ausgeladen
Fridays for Future Hamburg über Dreadlock-Gate
Foto: Fridays for Future Deutschland
Da sie Dreadlocks trägt, durfte die weiße Musikerin Ronja Maltzahn nach einem Entschluss von Fridays for Future nicht wie zunächst geplant bei der Klima- Demonstration in Hannover am Freitag (25.03.) auftreten. Die Hannoveraner Ortsgruppe der Klimaschutzbewegung sagte einen Auftritt der Künstlerin ab. Die Aktivisten begründeten die Absage mit der Frisur der Sängerin. Dreadlocks seien in den USA ein Widerstandssymbol der Bürgerrechtsbewegung schwarzer Menschen geworden. "Wenn eine weiße Person also Dreadlocks trägt, dann handelt es sich um kulturelle Aneignung, da wir als weiße Menschen uns aufgrund unserer Privilegien nicht mit der Geschichte oder dem kollektiven Trauma der Unterdrückung auseinandersetzen müssen", schrieben die Klimaschützer.
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Musikerin reagiert betroffen
Maltzahn bezeichnete die Absage in einem Video als "sehr schade" und verwies auf den multikulturellen Hintergrund ihrer Band. Mit ihrer Musik wolle sie "für Toleranz, für Gender Equality und für Frieden" einstehen. Eine Vertreterin von Fridays for Future habe sich jedoch schon in einem persönlichen Gespräch für den "eher unsensiblen
Tonfall" entschuldigt, sagte Maltzahn. Dafür sei sie dankbar. Die Musikerin warb zudem für eine reflektierte und respektvolle Diskussion über die Frage, wo Diskriminierung anfange und aufhöre. Das sei ein Thema, "wo es total entscheidend ist, mit wie viel Kontext wir uns begegnen", sagte sie. "Ich möchte dieses Thema in keinster Weise ausarten lassen in eine Art Shitstorm oder in irgendeine Art von Schlechtmachung dieser Organisation, in irgendeine Form von Streit", sagte die 28-Jährige. "Ich freue mich auch darüber, nächste Woche noch einmal ausführlicher ins Gespräch zu kommen, strukturierter, mit dieser Organisation. Denn eigentlich ist Fridays for Future eine Organisation, von der ich eine Menge halte."
FFF schlägt Abschneiden der Haare vor
Fridays for Future Hannover erklärte zu der Absage, es sei wichtig, Schwarzen, indigenen Menschen und People of Color einen Raum innerhalb der Klimagerechtigkeitsbewegung zu geben. Das Auftreten einer weißen Person mit Dreadlocks könne den Eindruck erwecken, dass es in der Klimaschutzbewegung für diese Menschen keinen geschützten Raum gebe, in dem Diskriminierungen abgebaut würden. "Deshalb haben wir uns dazu entschieden, Ronja Maltzahn abzusagen", hieß es in der Mitteilung. Die Aktivisten der Klimaschutzbewegung baten die Musikerin aber auch um Entschuldigung. In einer Chat-Nachricht an Maltzahn hatte die Gruppe der Musikerin die Absage mitgeteilt, gleichzeitig aber gesagt, dass ihr Auftritt möglich sei, wenn sie sich bis zum Auftritt ihre Dreadlocks abschneide. Dieser Vorschlag sei ein Eingriff in die Privatsphäre der Künstlerin gewesen, der so nicht hätte passieren dürfen, teilte Fridays for Future später mit.
Absage sorgt für Shitstorm
Im Netz sorgte die Absage des Auftritts für einen Shitstorm für die Organisation. Aus diesem Grund äußerte sich am Freitagmorgen (25.03.) dazu mit Annika Rittmann die Sprecherin des Hamburger Ablegers, um die Aktion zu erklären und mögliche eigene Fehler einzugestehen. Hört euch das ganze Interview hier nochmal an:
25.03.2022
FFF äußert sich zu Dreadlock-Gate
Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
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