23. Juni 2025 – Mira Oetinger
Die Zahl der Geburten in Hamburg geht seit Jahren zurück. Die Folgen haben nun inzwischen auch die Kitas erreicht. Sie müssen immer öfter um die Besetzung freier Plätze kämpfen. Die Eltern freut's.
Aus Sicht von Eltern könnte es derzeit kaum besser laufen: Egal, wohin sie in Hamburg kommen, in der Regel werden sie bei ihrer Suche nach einem Kita-Platz von den Einrichtungen mit offenen Armen empfangen und mit Angeboten geradezu überschüttet. Doch das war nicht immer so: «Als wir damals eine Kita gesucht haben, war es so, dass wir auf ewig vielen Wartelisten standen und wirklich bis zum Schluss gebangt haben», sagt Annika Ballhause dem NDR-Fernsehen. Jetzt sei die Situation dagegen sehr luxuriös.
Geburtenzahlen seit fast zehn Jahren rückläufig
Der Grund dafür ist relativ einfach: Obwohl die Bevölkerung in Hamburg insgesamt wächst und Berechnungen des Statistikamts Nord zufolge 2030 die Zwei-Millionen-Marke übersteigen soll, gibt es immer weniger Geburten. So sind abgesehen in Hamburg nach Angaben des Statistischem Bundesamts seit 2016 jedes Jahr weniger Kinder auf die Welt gekommen - damals gab es einen Höchststand von 21.480 Geburten, einzig das Jahr 2021 war ein Ausreißer im Trend nach unten. Im vergangenen Jahr kamen nur noch 17.554 Jungen und Mädchen zur Welt, das war der niedrigste Stand seit 2011.
Ein Sprecher der für die Kitas zuständigen Schulbehörde sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Statistiker gingen zwar davon aus, dass die Zahl der Geburten wegen der steigenden Zahl gebärfähiger Frauen mittelfristig wieder steigen werde. "Dennoch bleibt die Gesamtanzahl der Kinder in den nächsten Jahren rückläufig."
Zahl der zu betreuenden Kinder sinkt deutlich
Für die Kitas bedeutet das: Die Kinderzahl bei den Drei- bis unter Sechseinhalbjährigen wird bis 2028 um 5.067 Jungen und Mädchen sinken, sagte der Sprecher. "Auch wenn im selben Zeitraum die Kinderzahlen laut der genannten Prognose im Krippenbereich um 3.842 Kinder steigen, bleiben es in der für die Kindertagesbetreuung maßgeblichen Gesamtaltersgruppe 1.225 Kinder weniger, die Zugang zum Betreuungssystem benötigen."
Und auch bei der weiter gehenden Prognose des Statistikamts für den Zeitraum bis zum Jahr 2035 sei kein Zuwachs bei der Kinderzahl in der für die Kita-Betreuung maßgeblichen Altersgruppe zu erkennen. Der Sprecher betonte jedoch, dass die Lage in den Bezirken und Stadtteilen sehr unterschiedlich sei, "so dass die gesamtstädtische Betrachtung in Bezug auf einzelne Stadtgebiete abweichen kann".
Knapp 86.000 Kinder in Tageseinrichtungen
Insgesamt zählten die Statistiker im vergangenen Jahr in Hamburg knapp 1.200 Tageseinrichtungen, in denen von mehr als 22.000 Beschäftigten 85.689 Kinder betreut wurden - und zwar 26.670 Jungen und Mädchen im Krippenbereich, 51.079 im Elementarbereich und 7.940 noch ältere Kinder. Den Anteil von Kindern mit mindestens einem ausländischen Elternteil bezifferte das Statistikamt auf knapp 45 Prozent.
In Hamburg hat jedes Kind zwischen dem ersten Geburtstag und der Einschulung einen Anspruch auf eine kostenlose fünfstündige Betreuung mit Mittagessen pro Tag. Sind Eltern berufstätig, können sie ihre Kinder auch länger betreuen lassen, müssen die zusätzlichen Stunden jedoch bezahlen. Die Höhe der Beiträge ergibt sich aus dem Einkommen der Eltern. Umgesetzt wird die Betreuung durch ein Kita-Gutscheinsystem.
Nachfrageorientiertes Kita-Gutscheinsystem in Hamburg
Damit erfolge die Kindertagesbetreuung und die Umsetzung des für Kinder ab einem Jahr geltenden Rechtsanspruchs vorrangig nachfrageorientiert, sagte der Behördensprecher. Ob Kitas eröffnet oder geschlossen werden, hänge damit von den Bedarfen beziehungsweise der konkreten Nachfrage sowie andererseits im Sinne des Wettbewerbs- und Marktprinzips von den unternehmerischen Entscheidungen der Träger ab.
Vor allem kleinen, schon bestehenden Einrichtungen bereitet das inzwischen jedoch Kopfzerbrechen. Es ist zwar noch längst nicht so schlimm wie in Ostdeutschland, wo eine Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) eine Reduzierung von Kita-Plätzen für nahezu unumgänglich hält. Aber einfach ist es für manche Hamburger Kita auch nicht mehr.
Vor allem kleine Kitas tun sich schwer
«Wir haben wirklich mittlerweile Probleme, Kinder nachzubekommen», sagt der Vorsitzende der Kinderinitiative Eimsbüttel, Florian Buchholz, dem NDR. Seine Einrichtung betreibt das Kinderhaus Lokstedt mit 110 Plätzen und hat das Problem, zunehmend Konkurrenz zu bekommen. «Das sind große Ketten, die können viel flexibler agieren, die können, wenn irgendwo mal Personal ausfällt, das auffangen. Da haben wir einen massiven Nachteil», sagt Buchholz.
Hamburgs größter Kita-Träger, die städtische Elbkinder-Vereinigung mit mehr als 170 Kindertagesstätten und mehr als 32.000 zu betreuenden Kindern, verzeichnet ebenfalls einen Rückgang bei der Nachfrage nach Kita-Plätzen. "In Einzelfällen haben wir uns tatsächlich auch schon dafür entschieden, Standorte zusammenzulegen, um das frühkindliche Bildungsangebot im Stadtteil zu sichern", sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Als großes Unternehmen sei man dennoch in der vorteilhaften Lage, den Beschäftigten eine sichere Perspektive bieten zu können. "Wir stellen weiterhin ein!"
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