22. Januar 2021 – Stefan Angele

Das Interview zum Nachhören

Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard beantwortet eure Fragen zu Impfungen, Kitas und Corona

Hamburg befindet sich seit bald drei Monaten im Lockdown. Hoffnung bringen die Impfungen, die aber in Hamburg nur schleppend anlaufen. Auch das Thema Kitas und die Notbetreuung dort, sorgt für viel Gesprächsstoff. Alle eure Fragen zum Lockdown, zu den Impfungen und den Kitas hat Hamburgs Gesundheitssenatorin beantwortet. Das Interview zum Nachhören.

Interview mit Melanie Leonhard
Foto: Radio Hamburg

Hamburg ist seit bald drei Monaten zurück im Lockdown. Nachdem die Zahlen auch mit harten Beschränkungen kaum sinken wollten, wurde der Lockdown schrittweise immer weiter verschärft. Auch dieses Mal mutet der Lockdown vielen Geschäftstreibenden, Angestellten, Eltern, Kindern und dem Rest Hamburgs damit wieder drastische Einschränkungen zu. Einschränkungen, die bei vielen Hamburger berechtigte Fragen aufkommen lassen.

Eure Fragen an die Gesundheitssenatorin - Das Interview zum Nachhören

Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard hat sich im Gespräch mit Nachrichtenchef Rainer Hirsch die Zeit genommen, eure Fragen zu beantworten. Hauptthemen waren die zahlreichen Diskussionen rund um das Thema Impfen und die Situation in den Kitas unserer Stadt. Warum also dauert es so lange einen Impftermin zu bekommen? Warum müssen sich Erzieher in unseren Kitas um so viele Kinder kümmern, während sie privat nur eine haushaltsfremde Person treffen dürfen? Wie viele Kita-Mitarbeiter und Kinder haben sich in den letzten Wochen mit Corona infiziert? Diese und noch viel mehr Fragen, die euch beschäftigen, umtreiben und verunsichern, hat uns die Gesundheitssenatorin beantwortet.

Im Interview zum Nachhören erwarten euch die Antworten auf die Frage, weshalb der Lockdown verschärft wurde, wenn die Zahl der Neuinfektionen doch sinkt. Auch wird geklärt, weshalb man in Hamburg auch auf OP-Masken umstellen darf - wen in Bayern nur FFP2-Masken erlaubt sind. Was passiert, wenn mein Supermarkt mich mit OP-Maske nicht in den Markt lässt? Und wie stelle ich sicher, dass die FFP2-Maske wirklich gut sitzt?

Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard beantwortet eure Fragen zu Impfungen, Kitas und Corona
18.02.2021
Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard beantwortet eure Fragen zu Impfungen, Kitas und Corona
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Die wichtigsten Aussagen des Interview

Die Senatorin: „Nach vielen Monaten der Pandemie stehen viele vor den Trümmern der eigenen Existenz. Ich wäre sehr für eine bereitere öffentliche Debatte darüber, was kann ich für andere tun, wo verorte ich mich selber? Ich finde es daher fehl am Platze, über Impfprivilegien zu diskutieren. Irgendwann wird es aber vielleicht Situationen geben, wo man darüber nachdenken muss, ob eine Impfung verpflichtend ist. Zum Beispiel im Bereich der Tagespflege für ältere Menschen.“

Keine Pflicht von FPP2-Masken für Supermarkt-Kunden

Die Senatorin stellte zudem klar, dass ab Montag beim Einkaufen nicht zwingend FPP2-Masken vorgeschrieben seien. Es gingen auch die meist blauen OP-Masken oder andere medizinische Masken. Wenn ein Supermarkt in Farmsen seine Kunden nur mit FPP2-Masken einlassen wolle, sei das nicht in Ordnung. Man könne da auf den Einzelhandelsverband einwirken. Leonhard: „Ich nehme das Thema mit in die Behörde.“ Melanie Leonhard erklärte zudem die Gründe für verschärfte Maskenpflicht in Hamburg. „Selbstgemachte Masken aus Stoff sind oft so gemacht, dass man gut durchatmen kann. Das ist aber nicht der Sinn einer Maske. Auch wenn man Masken falsch trägt, also zum Beispiel unter der Nase, bringt das nichts“, so die Senatorin. Deshalb gäbe es jetzt die Verschärfung in Bezug auf das Tragen von FPP2-Masken und anderen medizinischen Masken im ÖPNV und beim Einkaufen. Allerdings sei es wichtig, dass zum Beispiel die FPP2-Maske richtig gut passe, sonst atme man nebenbei und verkehre die Wirkung ins Gegenteil. Für Bartträger könnten zudem noch andere Masken-Standards sinnvoll sein.


Leidtragende sind die Kinder

Für die schwierige Lage vieler Eltern äußerte Leonhard großes Verständnis und betonte gleichzeitig, dass vor allem die Kinder Leidtragende der Situation sind. Die Senatorin sagte: „Wir ändern ab Montag bei den Kitas die eingeschränkte Regelbetreuung in eine Notbetreuung. Wir nehmen also nur noch Kinder von Eltern, die in wirklich systemrelevanten Berufen arbeiten, wie zum Beispiel Verkäufer oder Mechaniker im Heizkraftwerk. Auch für Kinder aus sozial-prekären Elternhäusern wird es Betreuung geben. Alle anderen sind aufgefordert, sich eine andere Betreuungsmöglichkeit zu suchen. Ich verstehe, dass dies für viele Eltern total schwierig ist. Kinderbetreuung und Home Office lassen sich nicht gut vereinbaren, das haben die Monate mit der Pandemie gezeigt. Alles, was wir machen, ist ein großer Kompromiss, ich finde zu Lasten der Kinder.“

Frust bei der Impfterminvergabe

Auch den Frust vieler Bürger über die mehr als schwierige Terminvergabe bei den Impfungen für die Über-Achtzigjährigen kann sie gut nachvollziehen. „Im Moment gibt es keine Termine mehr im Impfzentrum in den Messehallen, weil wir derzeit keinen Impfstoff mehr haben. Wir sind nicht in dem bestellten Umfang beliefert worden. Ich verstehe den Frust der Betroffenen, die immer noch keinen Termin bekommen haben, sehr gut. Ich hoffe aber, dass wir Ende nächster Woche viele tausend Impftermine bereit stellen können, wenn die neue Lieferung da ist. Es macht zudem keinen Sinn, erstmal nur eine erste Impfung zu geben und dann abzuwarten bis man irgendwann die zweite Impfung geben kann. Die Zweitimpfung innerhalb des vom Hersteller empfohlenen Zeitraumes ist wichtig, damit sich die immunisierende Wirkung entfalten kann. Wir haben deshalb konsequent bei allen Erstgeimpften die Dosis für die zweite Impfung bei Seite gelegt“, so die Senatorin.

Impfangebot für pflegende Angehörige

Menschen, die Angehörige pflegen, macht Melanie Leonhard Mut und stellte ein Impfangebot in Aussicht. Die Senatorin: „Wir haben pflegende Angehörige mit der Ständigen Impfkommission (StIKo) in den Blick genommen und werden dort ein Impfangebot unterbreiten, wenn genug Impfstoff da ist. Die Ansprache dieser Personengruppe wird über die Verbände für pflegende Angehörige wie zum Leben mit Behinderung e.V. oder andere Vereine laufen, weil wir ja nicht alle persönlich kennen.“ Beschäftigten in der häuslichen Pflege kann Leonhard das Angebot machen, dass man dezentrale Impfungen anbieten werde, wenn der dritte erwartete Impfstoff, in diesem Fall von der Firma Astra Zeneca, da sei. Er wäre nicht so empfindlich wie die vorhandenen Impfstoffe und müsse zum Beispiel nicht so stark gekühlt werden.

Kein Chip bei der Impfung

Klar Position bezog Leonhard bei der Frage einer Radio Hamburg-Hörerin, was an dem Gerücht dran sei, dass mit der Impfung ein Chip unter die Haut verpflanzt würde: „Ganz großes NEIN mit Ausrufezeichen! Ich empfehle jedem, vor der Impfung einen Blick auf die Spritze zu werfen, da ist eine klare Flüssigkeit drin. Wir haben ja derzeit zwei Impfstoffe im Einsatz, die haben sehr gute Werte erreicht dahingehend, dass die Krankheit nicht ausbricht. Ob die Impfung auch vor Ansteckung schützt, wissen wir erst in einigen Wochen.“ Die Senatorin weiter: „Ich rate klar zu der Impfung. Die Impfstoffe sind jetzt inzwischen weltweit millionenfach verabreicht worden und es sind kaum Nebenwirkungen bekannt.“

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