25. Februar 2021 – Sebastian Tegtmeyer
Deutschland hinkt bei den Impfungen hinterher. In anderen Ländern sieht das anders aus, also warum nicht dorthin reisen & sich impfen lassen? Das fragt sich auch ein Hamburger Reiseveranstalter, der ab Ende März Impfreisen anbieten will.
Entspannt am Strand liegen, seinen Urlaub genießen und zwischendurch mal kurz einen Pieks beim Arzt abholen, um sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Klingt verlockend, und ein Hamburger Reiseveranstalter scheint daran auch Gefallen gefunden zu haben, denn er er möchte ab Ende März Impfreisen in Länder wie die Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel oder Großbritannien anbieten.
Drei bis vier Wochen "Impfurlaub"
Auf der Webseite des Veranstalters heißt es dazu: "Als Europas führender Anbieter von Gesundheits- und Wellnessreisen erarbeiten wir mit unseren Hotelpartnern aktuell Konzepte, wie Sie, während einer Reise mit uns, eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten können. Diese findet im Rahmen eines Gesundheitsurlaubs bei einem fachkundigen Arzt statt." Die Reisen sollen laut Veranstalter drei bis vier Wochen dauern, in deren Zeitraum die Touristen dann geimpft werden sollen.
Menschen vor Ort müssten weitestgehend geimpft sein
Aber wäre so eine Reise nicht geschmacklos? Würde man den Einheimischen nicht den Impfstoff wegnehmen? Laut Veranstalter wäre das nicht der Fall, denn die Reisen inklusive Impfung sollen erst möglich sein, wenn die Menschen vor Ort weitestgehend durchgeimpft seien. Demnach stehe man mit mehreren Ländern in Kontakt, in denen die Impfungen bereits weit fortgeschritten sind. "Es ist uns sehr wichtig, dass niemand einen Nachteil erleidet, der von den lokalen Regelungen bevorzugt werden würde," so der Veranstalter.
Noch keine konkreten Angebote
Was man für eine solche Reise auf den Tisch blättern muss, sagt der Veranstalter noch nicht. Man gehe von 2.000 bis 3.000 Euro aus, plus Kosten für die beiden Impfungen. Gegenüber RTL heißt es von Fit Reisen: “In der letzten Zeit erreichen uns viele Kundenanfragen, ob man nicht einen Gesundheitsurlaub mit einer COVID-19-Impfung verbinden könnte, diesem Interesse gehen wir mit größter Sorgfalt nach. Derzeit informieren wir auf unser Website www.fitreisen.de/impfreisen ausschließlich über das Thema Impfreisen. Interessierte, die sich weiterhin über das Thema informieren möchten, können sich bei uns unverbindlich registrieren. Aktuelle Angebote führen wir jedoch nicht."
Kritik von Karl Lauterbach
Politiker und Gesundheitsökonom Karl Lauterbach kritisiert die Idee gegenüber dem WDR als "unethisches Geschäftsmodell": “Selbst wenn beispielsweise in Israel alle Einheimischen geimpft wären, dann müsste das zur Verfügung stehende Restmaterial an Impfstoff dort ausgegeben werden, wo es am nötigsten gebraucht wird und nicht bei denjenigen, die sich eine solche Reise leisten können."
Israelische Botschaft geht nicht von Impfreisen aus
Auch das Land Israel sieht Impfreisen nicht als realistisch an. So sagt die israelische Botschaft in Berlin gegenüber RTL: “Aufgrund von zahlreichen Anfragen und veröffentlichten Presseberichten in den vergangenen Tagen, möchten wir als Vertreter des Ministeriums für Tourismus des Staates Israel betonen, dass es keine Möglichkeiten für Touristen in Israel gibt, sich impfen zu lassen. Es werden keine Impfreisen angeboten. Impfungen erhalten ausschließlich die Einwohner Israels. Wir hoffen weiter, dass Israel schnellstmöglich die Impfung der Bevölkerung abschließen kann und der Weg zu einer Normalität nicht mehr weit ist. Es sind bereits 3,6 Millionen Einwohner geimpft und Israel zählt damit nach wie vor zu den Ländern mit den erfolgreichsten Impfquoten."