02. Februar 2023 – Zoe Groening (deaktiviert 16.07.24)

"Angst vor einer meinungsstarken Jugend"

Hamburgische Bürgerschaft diskutiert über Genderverbot an Schulen

Die AfD möchte in Hamburg ein Verbot der Gendersprache an Schulen durchsetzen. Am Mittwoch (01.02) hatte die Hamburgische Bürgerschaft über das Anliegen diskutiert. Bei einer anschließenden Abstimmung stimmten alle Parteien gegen den Antrag.

Hamburger Bürgerschaft
Foto: Hamburgische Bürgerschaft/Michael Zapf

Ein Antrag der AfD für ein Verbot der Gender-Sprache an Hamburgs Schulen hat am Mittwoch (01.02) in der Bürgerschaft zu einer heftigen Kontroverse geführt. Neben der AfD sprach sich auch die CDU dafür aus, eine geschlechterneutrale Sprache an den Schulen zu untersagen. Sternchen und Unterstriche hätten "in der deutschen Sprache nichts zu suchen", sagte die Bildungsexpertin der Fraktion, Birgit Stöver. Gendersprache dürfe nicht angeordnet werden. "Menschen sollten das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung korrekt anwenden dürfen." Bei der anschließenden Abstimmung stimmte allerdings auch die CDU gegen den AfD-Antrag.

Was steckt hinter dem Antrag?

Die AfD wolle verhindern, dass Kinder an den Schulen von "links-grün-ideologischen Umerziehern" durch Gendersprache indoktriniert werden, sagte Fraktionsvize Alexander Wolf. Für Empörung sorgte sein Abgeordnetenkollege Krzysztof Walczak, der intersexuelle Menschen als "Personen, die einen beschädigten Chromosomensatz haben", bezeichnete. Wegen seines lautstarken Protests gegen die Äußerungen Walczaks erhielt der Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen einen Ordnungsruf.

Sprache im Wandel der Zeit

Nils Hansen von der SPD wies ein Verbot der Gendersprache zurück. "Sprache verändert sich, Sprache entwickelt sich - ich als Deutschlehrer finde das super, ich mag lebendige Sprache", sagte er. Es gebe an den Schulen klare Rechtschreibregelungen. Mit dem Genderverbot wolle die AfD den Schülerinnen und Schülern eine Entscheidungsmöglichkeit nehmen. "Hinter diesem Antrag steht ganz viel Angst vor einer meinungsstarken Jugend."

"Ich finde, jeder kann tun und lassen was er will."

Die schulpolitische Sprecherin der Grünen verwies auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, die erlaubt, dass Menschen, die weder eindeutig männlich noch weiblich sind, sich im Geburtenregister als divers eintragen lassen können. "Dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, ist also keine Ideologie", sagte Ivy May Müller. "Wenn Sprache die Diversität der Geschlechter nicht deutlich macht, denken wir sie nicht mit", warnte sie. Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein mahnte zur Sachlichkeit bei dem Thema: "Ich finde, wir sollten keine moralischen Debatten auf diesem minderwertigen Niveau führen. Ich finde, jeder kann tun und lassen was er will."

Hinweis: Diese Meldung wurde an zwei Punkten nachträglich korrigiert. Zum einen wurde in der Bürgerschaftssitzung ein Ordnungsruf gegen Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen und nicht wie vorerst berichtet gegen den AfD-Abgeordneten Krzysztof Walczak ausgerufen. Zum zweiten hat Walczak nicht von "nicht binären" Menschen, sondern von "intersexuellen" Menschen gesprochen. Leider sind wir in unserer Berichterstattung einer Falschmeldung der Deutschen Presse-Agentur aufgesessen, die ihre ursprüngliche Meldung mehr als 24 Stunden später korrigiert hat. Auch wir haben unsere Meldung angepasst. Wir entschuldigen uns für alle dadurch entstandenen Missverständnisse.

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8Quelle: dpa/lno)

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