12. Januar 2024 – Mira Oetinger

Freitagmorgen in Hamburg

Hausdurchsuchung bei Christina Block

In der Silvesternacht fand der Sorgerechtsstreit des Ex-Block-Ehepaars in der Entführung der eigenen Kinder durch die Mutter ihren Höhepunkt. Mittlerweile sind die 10- und 13-jährigen Kinder wieder zurück bei ihrem Vater - die Ermittlungen dauern aber weiter an. Jetzt haben die Staatsanwaltschaft und Polizei am Morgen des 12.01. in Hamburg die Wohnung der Unternehmerin Christina Block durchsucht.

Mehrere Beamte von Staatsanwaltschaft und Polizei haben am Freitagmorgen im Zusammenhang mit einem Sorgerechtsstreit das Wohnhaus der Unternehmerin Christina Block (50) in Hamburg durchsucht. Es werde gegen sie und weitere Personen wegen des Verdachts der Entziehung Minderjähriger und sonstiger Straftaten ermittelt, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am 12.01. in Hamburg mit.

Durchsuchungsbeschluss für Wohnung und Hotel erteilt

Es seien deshalb am Morgen des 12.01. mehrere Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt worden. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet. Die Durchsuchungen stünden im Zusammenhang mit der Aufklärung der umstrittenen Rückhol-Aktion von zwei der vier gemeinsamen Kinder aus Dänemark in der Silvesternacht, sagte die Sprecherin. Weitere Auskünfte zu dem Einsatz wollte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht erteilen. Nach Informationen der deutschen Presseagentur wurden die Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt, um E-Mails und Daten zu sichern. Bei den Ermittlungen soll es darum gehen, wer die Aktion in Dänemark veranlasst hat. Fast ein Dutzend Ermittler hatten am frühen Vormittag mehrere Pappkartons und ein wie ein Drucker aussehendes Gerät aus der Villa getragen. Gegen 9.30 Uhr war die Durchsuchung des Wohnhauses vorerst abgeschlossen, und die Beamten fuhren wieder davon. Sie waren in zivilen Fahrzeugen vorgefahren. Die mehrstündige Aktion war von Medienvertretern beobachtet, fotografiert und gefilmt worden. Auch am Luxus-Hotel Grand Elysée sollen Ermittler unterwegs gewesen sein, wie ein Fotograf der deutschen Presseagentur berichtete. Sie packten Kartons in ein Auto. Das Elysée-Hotel gehört wie die Restaurantkette Block House zu der von Eugen Block gegründeten Unternehmensgruppe.

Streit um Kinder seit vielen Jahren

Christina Block und der Vater ihrer Kinder hatten im August 2005 geheiratet, etwa zehn Jahre später folgte die Scheidung. Bei einem der vereinbarten Besuche im Sommer 2021 hatte der Vater die Kinder nicht wieder nach Hause geschickt und seine Entscheidung mit Übergriffigkeiten der Mutter gegen die Kinder begründet. Ihr Anwalt Otmar Kury versicherte, dass an den Vorwürfen nichts dran sei. "In den familiengerichtlichen Verfahren ist das Gegenstand und die Mutter hat auch immer gesagt, dass sie die Kinder natürlich nicht geschlagen hat und es gibt keine Beweise dafür." Die beiden jüngeren Kinder leben seitdem in Dänemark - obwohl das Hanseatische Oberlandesgericht (OLG) in Hamburg das Aufenthaltsbestimmungsrecht im Oktober 2021 vorläufig auf die Mutter übertragen hatte. Einen Monat zuvor hatte das Familiengericht das Recht noch dem Vater zugesprochen, wogegen sich die Mutter vor dem OLG erfolgreich beschwerte. Das Gericht hatte den Vater in der einstweiligen Anordnung vom Oktober verpflichtet, die Kinder in die Obhut der Mutter zurückzugeben. Der Beschluss wurde auch von den dänischen Behörden nicht umgesetzt. Hintergrund: Als einziges EU-Land erkennt Dänemark Entscheidungen von Gerichten anderer Mitgliedsländer in Sorgerechtsstreitigkeiten nicht an. Es hat die entsprechende EU-Verordnung nicht unterzeichnet. Mitte Oktober 2023 wurden vom Hamburger Familiengericht im sogenannten Hauptsacheverfahren die Sorgerechtsanträge beider Eltern als unzulässig zurückgewiesen - weil die Kinder nun ihren Lebensmittelpunkt in Dänemark hätten und die deutschen Gerichte nicht mehr zuständig seien. Die Mutter hat dagegen Beschwerde eingelegt, über die noch nicht entschieden wurde. Die Staatsanwaltschaft versucht unterdessen seit Monaten, den Gesamtkomplex des Block-Konfliktes näher aufzuklären. Im Mai 2023 hatte sie Anklage gegen den Vater wegen Kindesentziehung erhoben. Das Amtsgericht lehnte im November die Eröffnung eines Prozesses ab, weil die Vorenthaltung eines Kindes im Inland und EU-weit nur dann strafbar sei, wenn sie mit Gewalt, durch Drohung oder mit List geschehen sei, sagte ein Gerichtssprecher. Das werde dem Vater aber nicht vorgeworfen. Die Staatsanwalt legte dagegen Beschwerde ein, darüber hat das Landgericht noch nicht entschieden.

Sorgerechtsstreit eskaliert an Silvester

Der Kampf um die Kinder eskalierte in der Silvesternacht, als Unbekannte nach Angaben der dänischen Polizei den Vater in Süddänemark angegriffen und den 10-jährigen Jungen und das 13-jährige Mädchen in zwei Autos mitnahmen. Es werde wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung ermittelt, teilte die dänische Polizei mit. Die Kinder befanden sich danach bei ihrer Mutter. Nach einem Eilantrag des Vaters hatte das Hanseatische Oberlandesgericht am Freitag vergangener Woche eine einstweilige Anordnung erlassen, nach der die Kinder zu ihrem Vater zurückkehren mussten. Christina Block folgte der Aufforderung sofort, wie ihr Anwalt sagte. Seine Mandantin habe die Aktion nicht beauftragt, betonte er zudem. Ein wegen der Silvesternacht gegen sie vorliegender europäischer Haftbefehl der dänischen Justiz werde in Deutschland nicht vollstreckt, sagte Kury. Der Haftbefehl sei in Hamburg in eine Meldeanordnung umgewandelt worden. Es gebe keine Fluchtgefahr. Welchen Vorwurf die dänische Justiz gegen die Unternehmerin erhebt, konnte der Anwalt nicht sagen.

Block äußert sich bei Neujahrsempfang

Christina Block hatte bei einem Neujahrsempfang vor wenigen Tagen klare Regeln in Medien und Justiz eingefordert: "Wo Unrecht geschieht, mögen wir dafür eintreten, dass es revidiert wird, und wo Unrecht erkannt und bereits geurteilt wurde, muss dies strikt und schnell umgesetzt werden. Und die Opfer müssen geschützt werden", sagte sie.

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(Quelle: dpa)

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