08. Dezember 2025 – Mira Oetinger
Nach einer gefühlten Ewigkeit punktet der FC St. Pauli wieder in der Bundesliga. Auch wenn der Punktgewinn mehr als glücklich ist, soll er zum Wendepunkt im Abstiegskampf werden.
Seinen Debüt-Treffer feierte St. Paulis Ricky-Jade Jones mit einem speziellen Jubel: Mit Unterarm und Hand ahmte er eine Schlange nach. "Das hat bei meinem alten Team als Witz angefangen, das ist mein kleiner Schlangen-Jubel", sagte der Torschütze nach seinem Last-Minute-Ausgleich zum 1:1 beim 1. FC Köln. "Es bedeutet, dass man nie weiß, wann die Schlange herauskommt. Sie kann tödlich sein in der Box."
Genau wie seine Schlange blitzschnell zuschlägt, erlöste Jones den schwachen FC St. Pauli mit seinem Tor in letzter Sekunde – ein Sinnbild für die unberechenbare, aber wirksame Wirkung der Kiezkicker in dieser Woche. "Ich schwebe gerade über dem Mond", sagte Jones, der nach hartnäckigen Schulterproblemen in der 68. Minute erstmals in dieser Saison zum Einsatz kam und kurz vor Abpfiff per Kopf den ersten Torschuss seines Teams verwertete.
Last-Minute-Treffer durchbricht Negativlauf
Der Engländer behielt bis zum Schluss den Glauben an sein Team – den nach einer defensiv zwar durchaus stabilen, aber offensiv viel zu harmlosen Leistung wohl die meisten längst verloren hatten. "Ich habe das Gefühl, dass wir bei jedem Spiel bis zum Schluss kämpfen. Mit dieser Mentalität können wir am Ende etwas erreichen", sagte Jones und ergänzte: "Wir haben nun zwei Spiele in Folge nicht verloren. Ich hoffe, wir können daran anknüpfen."
Nach neun Liga-Pleiten in Serie brachte der späte Punktgewinn – nur wenige Tage nach dem überraschenden Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale in Mönchengladbach – auch Eric Smith hörbar Erleichterung: "Es ging heute darum, einen Trend zu durchbrechen. Es ist das beste Gefühl der Welt, in der letzten Minute ein Tor zu schießen. Es gibt nichts Besseres. Jetzt sind wir in einer Art Euphorie."
Coach Blessin: "War nur ein Punkt"
All die Euphorie konnte jedoch nicht verdecken, dass noch viel Arbeit vor den Hamburgern liegt. Offensiv blieb das Team von Alexander Blessin völlig blass. Ein bodenloser Freistoß von Pereira Lage, der direkt bei den Kölnern landete, leitete gar das 0:1-Solo-Gegentor von Shootingstar Said El Mala ein. "Wir arbeiten so hart, wenn man dann für ein oder zwei Sekunden nicht konzentriert ist, ist all diese Arbeit umsonst. Wir müssen schnell lernen", mahnte Smith.
Trainer Blessin blieb nüchtern: "Wir sind froh, dass wir Resultate erzielen. Aber es war auch nur ein Punkt heute." Diskussionen über verdient oder unverdient ließ er nicht zu: "Wir haben so oft unverdient verloren. Wir nehmen uns heute mal das Glück. Das haben wir uns erarbeitet." Kapitän Jackson Irvine erklärte: "Es war nicht unser bestes Spiel, aber Fußball ist nicht immer fair. Wir hätten vielleicht etwas in München oder Freiburg verdient gehabt, nun jetzt heute so."
Kellerduelle vor der Winterpause
Trotz des ersten Punktgewinns seit Mitte September bleibt St. Pauli mit acht Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Doch auf dem Aufschwung durch die positiven Ergebnisse will die Mannschaft aufbauen und besser werden. "Das ist ein Weg der kleinen Schritte und war diese Woche intensiv, aber es geht in die richtige Richtung. Wir können darauf aufbauen und haben dann dieses Jahr noch zwei Spiele, wo wir Punkte holen müssen", sagte Blessin.
Zum Jahresende warten zwei wichtige Duelle im Tabellenkeller: Am kommenden Samstag (13.12.) gastiert der direkte Konkurrent Heidenheim am Millerntor. Nach zuletzt zwei Siegen liegen die Heidenheimer als Tabellen-16. drei Punkte vor den Hamburgern. Zum Abschluss vor der Winterpause führt die Reise dann zum Schlusslicht Mainz, das momentan zwei Zähler hinter St. Pauli steht. Dann dürfte erneut gefragt sein, die Schlange im Strafraum aus der Box zu lassen.
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Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
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