11. August 2023 – Isabell Wüppenhorst

Nationalpark Ostsee

Nabu kritisiert polemische Stimmungsmache in Nationalpark-Debatte

Ein möglicher Nationalpark Ostsee in Schleswig-Holstein ist noch in weiter Ferne. Die Landesregierung möchte eine sachliche und ergebnisoffene Diskussion führen, doch die Gegner haben sich längst positioniert. Jetzt beziehen Umweltschützer deutlich Stellung.

Schleswig-Holstein, Düne, Strand, Ostsee
Foto: Shutterstock

Der Umweltverband Nabu hat die aus seiner Sicht polemische Stimmungsmache in der Debatte über den Nationalpark Ostsee kritisiert. Manche Gegner des Ostsee-Nationalparks zeigten an einer vernünftigen Auseinandersetzung kein Interesse, monierte Nabu-Landesgeschäftsführer Ingo Ludwichowski am Freitag. "Statt Argumenten werden absurd-falsche Tatsachenbehauptungen verbreitet."

Umweltministerium betont, keine Badestrände zu sperren

Das betreffe zum Beispiel die Badestrände. Das Umweltministerium betone immer wieder, keine Badestrände zu sperren und die Gebietskarten belegten das auch deutlich. "Dennoch verbreiten Nationalparkgegner das Gerücht, Umweltminister (Tobias) Goldschmidt wolle Einheimischen wie Gästen das Badevergnügen nehmen", kritisierte Ludwichowski. Ein weiteres Beispiel betreffe die Segler, die selbst in den streng geschützten Bereichen kein Störfaktor seien. Für das Segeln seien daher keine Einschränkungen notwendig. "Trotzdem rufen Funktionäre des Segler-Verbands zur Protestfahrt auf."

Nabu-Landesgeschäftsführer kritisierte auch Tourismus-Manager

Der Nabu-Landesgeschäftsführer kritisierte auch Tourismus-Manager, die behaupten, der Tourismus sei gefährdet. "Bislang hat kein Nationalpark an keinem Ort der Welt dem Tourismus geschadet", hielt er entgegen. Nationalparke seien im Gegenteil ein wirksamer Werbefaktor und würden von ihren Gästen geschätzt. "Mit Unterstützung des Ökotourismus entsteht zudem ein qualitativ höherwertiges Wirtschaftselement", so Ludwichowski. Für besonders absurd hält er die Ablehnung eines Nationalparks durch den Bauernverband. Keine einzige Landwirtschaftsfläche sei in die geplante Nationalparkkulisse einbezogen. Die Landwirtschaft trage mit ihren Nährstoff- und Pestizidfrachten aber gravierend zur schlechten Situation der Ostsee bei.

"Einer notwendigen, fairen Auseinandersetzung wird so der Boden entzogen", kritisierte Ludwichowski. Viele Gegner eines Nationalparks nehmen nach seiner Einschätzung den kritischen Zustand der Ostsee nicht ernst. Kein Küstenstreifen der Ostsee werde so intensiv von Menschen beansprucht und folgenschwer überlastet wie der in Schleswig-Holstein. Lediglich drei Prozent der Strandfläche seien für den Naturschutz reserviert. Vogelarten wie Zwergseeschwalbe und Sandregenpfeifer hätten aber nur in streng abgeschirmten Restbereichen der Natur eine Chance, ihre Brut durchzubringen.

Gefährdung der Schweinswale

Der Nabu-Landesgeschäftsführer verwies außerdem auf die Gefährdung der Schweinswale, die in Stellnetzen ertrinken und durch laute Sportmotorboote geschädigt werden. Seegraswiesen und Riffe würden durch die Grundschleppnetzfischerei geschädigt. "Ihr Schutz und die notwendige Regeneration auch aus Klimaschutzgründen setzen aber Einschränkungen voraus."

Alle Protestgruppen behaupteten, sich für den Schutz der Ostsee einzusetzen. "Ihnen kommt jedoch nicht einmal in den Sinn, dass sie dafür zukünftig einen verstärkten persönlichen Beitrag zu leisten haben und sich dafür zu dieser stärkeren Eigenverantwortung auch bekennen müssen", betonte Ludwichowski.

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(Quelle: dpa)

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