17. Oktober 2022 – Isabell Wüppenhorst

Kritik am Verhalten der Polizei

Nach Hamburger Stadtderby: Strafverfahren eröffnet

Nach dem denkwürdigen Stadtderby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV wird nicht nur über den Sport geredet. Auch der Polizei-Einsatz steht in der Diskussion. Ein Video sorgt für Aufregung.

Der Polizei-Einsatz beim Hamburger Stadt-Derby der 2. Fußball-Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV ist weiter in der Diskussion. Bei den Ermittlungsbehörden sei eine Anzeige eingegangen und ein Strafverfahren eröffnet worden, sagte Polizei-Sprecher Thilo Marxsen am Sonntag und bestätigte Berichte unter anderen vom NDR, vom "Hamburger Abendblatt" und der "Hamburger Morgenpost". "Wie in solchen fällen üblich führt nun das Dezernat Interne Ermittlungen, das direkt bei der Staatsanwaltschaft und nicht bei der Polizei angegliedert ist, die Ermittlungen", sagte Marxsen. Bei dem gesamten Einsatz seien 47 Personen in Gewahrsam genommen. Sie seien nach dem Spiel wieder entlassen worden, sagte der Sprecher. Am Freitagabend hatte die Polizei bereits mitgeteilt, dass fünf Polizisten verletzt worden seien. Insgesamt waren den Angaben zufolge 1445 Polizisten im Einsatz gewesen. Die Hamburger Polizei wurde unterstützt von Beamten der Bundespolizei sowie den Landespolizeien aus Brandenburg, Bremen/Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Vor allem ein auf Twitter kursierendes Video hatte für Aufsehen gesorgt

Vor allem ein auf Twitter kursierendes Video hatte für Aufsehen gesorgt. Es zeigt ein massives Vorgehen gegen Fans des FC St. Pauli. Unter anderen ist ein Beamter zu sehen, der auf einen am Boden liegenden Mann einschlägt, während ein anderer dessen Beine fixiert. "Das ist ein Beamter der Bundespolizei gewesen. Das wird nun auch auf Recht- und Verhältnismäßigkeit geprüft", sagte der Sprecher. Zu dem am Boden liegenden Mann lägen keine Erkenntnisse vor. Die Szene sei auch Teil der intensiven Nachbereitung des Einsatzes. "Aber auch das ist üblich, dass solche Einsätze nachbereitet werden", sagte Marxsen.

Nach Angaben der Polizei sind 150 maskierte St.-Pauli-Anhänger auf einen Marsch von 3500 Fans des Hamburger SV zugelaufen

Nach Angaben der Polizei waren zuvor etwa 150 maskierte St.-Pauli-Anhänger auf einen Marsch von 3500 Fans des Hamburger SV
zugelaufen. "Das war eine gezielte Aktion", sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün am Freitagabend. "Wir sind dazwischengegangen und haben damit verhindert, dass die HSV-Fans massiv angegriffen wurden." Es gebe Hinweise dafür, dass Fans des FC St. Pauli auch versucht hätten, Beamte anzugreifen. Insgesamt sei der HSV-Fanmarsch aber friedlich geblieben. Der FC St. Pauli hatte Aufklärung gefordert. "Auf dem Heiligengeistfeld hat es einen massiven Polizeieinsatz gegeben, mehrere Personen wurden verletzt", teilte der Verein mit.

Heftige Kritik am polizeilichen Vorgehen

Heftige Kritik am polizeilichen Vorgehen gab es von den Fans des FC St. Pauli. Sie wiesen die Darstellung der Polizei zurück. So bezeichnete unter anderen der Blog "Millernton" das Verhalten der Polizei eine "völlig unverhältnismäßige Eskalation". Das Auftreten sei äußerst aggressiv gewesen. Die St. Pauli-Fans hätten sich vom HSV-Marsch´wieder zurückgezogen und die Situation sei beruhigt gewesen, als die Polizei eingriff. Auch der HSV Supporters Club forderte in einer Stellungnahme "eine unabhängige, zeitnahe und vollständige Aufklärung des Polizeieinsatzes beim Derby und dessen Verhältnismäßigkeit". Die HSV-Unterstützer kritisierten zudem Probleme beim Einlass. Viele Fans hätten "eingepfercht von Polizei und Zäunen" zu lange warten müssen. Auch sei der Zugang zu klein für tausend Anhängerinnen und Anhängern gewesen. Eine drohende "Massenpanik" konnte verhindert werden. Nach dem 3:0-Erfolg des FC St. Pauli war es laut Polizei weitgehend ruhig geblieben. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 durfte das Derby in einem ausverkauften Stadion stattfinden. 29 205 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen den Sieg des FC St. Pauli.

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(Quelle: dpa)

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