05. Mai 2021 – Sebastian Tegtmeyer

Irritierende Nachricht an Dennis Aogo

Nach Whatsapp-Nachricht: Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann verliert Jobs 

Mit dieser rassistischen Whatsapp-Nachricht hat sich Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann selber ins Aus geschossen. In der Nachricht an Dennis Aogo bezeichnet der 51-Jährige den ehemaligen Bundesliga-Profi als "Quotenschwarzer".

Was geht im Kopf von Jens Lehmann vor? Offenbar nicht mehr allzu viel! Denn der ehemalige Nationaltorwart hat mit einer rassistischen Nachricht an den ehemaligen Fußball-Profi Dennis Aogo für große Empörung gesorgt und sich selbst ins Abseits manövriert. Jens Lehmann, bis dahin im Aufsichtsrat von Hertha BSC Berlin tätig, wurde von Investor Lars Windhorst umgehend rausgeschmissen. Zudem gaben sowohl Sky als auch Sport1 bekannt, dass Lehmann bei diesen beiden Sendern - wie früher öfter - nicht mehr eingeladen werde.

Was ist passiert?

Jens Lehmann hatte in einer Nachricht per Whatsapp an den ebenfalls ehemaligen Nationalspieler Dennis Aogo geschrieben: "Ist Dennis eigentlich euer quotenschwarzer?" Versehen war der Satz mit einem Lach-Smiley vor dem Fragezeichen. Aogo, der für den Sender Sky am Dienstagabend als Experte beim Halbfinal-Rückspiel der Champions League von Manchester City gegen Paris Saint-Germain im Einsatz gewesen war, hatte einen Screenshot der Nachricht mit folgendem Kommentar in seiner Instagram Story veröffentlicht: "WOW dein Ernst? @jenslehmannofficial Die Nachricht war wohl nicht an mich gedacht!!!"

Jens Lehmann, Nachricht Dennis Aogo
Foto: Instagram Story Dennis Aogo

Aus Aufsichtsrat entlassen

Nicht lange, nachdem Lehmann per Twitter veröffentlichte, sich bei Aogo entschuldigt zu haben, beendeten die Verantwortlichen bei Hertha BSC bereits die Zusammenarbeit mit dem 51-Jährigen, um weiteren Schaden für den Bundesligisten mitten im entscheidenden Kampf gegen den Abstieg abzuwenden. "Die neue Führung von Hertha ist sehr konsequent, und das ist sehr positiv", lobte Trainer Pal Dardai bei einer Pressekonferenz. Er habe aber auch nicht gespürt, dass Lehmann eng bei der Mannschaft gewesen sei, betonte der Ungar.

Lehmann beerbte Klinsmann im Hertha Aufsichtsrat

Lehmann war im Mai vergangenen Jahres als Vertreter von Windhorst in den Aufsichtsrat als Nachfolger des ehemaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann eingezogen. Mit Aussagen zur Zielsetzung des Clubs vor dieser Saison und auch zum Coronavirus hatte Lehmann bereits für Irritationen gesorgt. "Mir ist es unverständlich, dass ein überragender Torwart wie Jens Lehmann von 'Quotenschwarzen' spricht", schrieb DFB-Botschafter und Ex-Profi Jimmy Hartwig: "Nicht nur die Sprache ist das Erschreckende, sondern auch das Denken, das dahinter steckt. Der DFB und die Vereine leisten viel gegen Rassismus. Aber es ist leider immer noch ein weiter Weg in die Köpfe einiger Menschen."

Lehmann entschuldigt sich bei Aogo

In einer privaten Nachricht "von meinem Handy" an Aogo sei ein Eindruck entstanden, "für den ich mich im Gespräch mit Dennis entschuldigt habe", schrieb Lehmann am Mittwochvormittag bei Twitter. Als ehemaliger Nationalspieler sei Aogo "sehr fachkundig und hat eine tolle Präsenz und bringt bei Sky Quote". Für diesen Beitrag erntete Lehmann bei Twitter weitere scharfe Kritik. "Du warst schon damals ein Vollidiot", twitterte sogar sein ehemaliger BVB-Mitspieler Karsten Baumann.

Zweiter Vorfall bei Hertha innerhalb weniger Wochen

Erst Anfang April hatten sich die Bosse des Berliner Bundesligisten nach umstrittenen Aussagen zum Handeln gezwungen gesehen. Damals trennte sich die Hertha von ihrem ungarischen Torwarttrainer Zsolt Petry. Zu Lehmanns Entgleisung bezogen die Verantwortlichen auch klar Stellung. "Solche Einlassungen entsprechen in keiner Weise den Werten, für die Hertha BSC steht und sich aktiv einsetzt. Hertha BSC distanziert sich von jeglicher Form von Rassismus", sagte Präsident Werner Gegenbauer.

Lehmann verliert TV-Jobs

Sportchef Charly Classen von Sky zeigte sich ebenfalls "sehr enttäuscht" über Lehmanns Verhalten. Der Sender plane, ihn nicht mehr als Gast einzuladen. "Wir bei Sky verurteilen jegliche Form von Rassismus und geben Rassismus keinen Raum und keine Plattform," betonte Classen. Auch Sport1 hatte sich zuvor entschieden, Lehmann nicht mehr in den "Doppelpass" einzuladen.

So erklärt Lehmann die Nachricht

Aogo war für eine Reaktion auf das Ende des Lehmann-Engagements bei der Hertha zunächst nicht zu erreichen. Der "Bild" hatte Lehmann zuvor gesagt: "Ich habe bereits mit Dennis telefoniert und ihn um Verzeihung gebeten, wenn meine Äußerung despektierlich rübergekommen ist. Sie war überhaupt nicht so gemeint, sondern positiv. Da er als Sky-Experte fachkundig ist und in seinem Auftreten sehr stark. Und deshalb auch die Quote erhöht. Das wollte ich damit sagen, aber war von mir unglücklich ausgedrückt." An wen die Nachricht, die offensichtlich nicht an Aogo gehen sollte, eigentlich gerichtet war, erklärte Lehmann nicht.

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