12. Juni 2025 – Mira Oetinger

Ab dem 12. Juni

Neu im Kino: Die Kinostarts der Woche

Zeit für Neuheiten! In dieser Woche starten einige neue Filme in den deutschen Kinos. Welcher Film sich besonders lohnt verrät unser Film- und Serienexperte Christian Aust mit der Neuheit der Woche.

Drachenzaehmen leicht gemacht
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Obwohl der Sommer für viele nicht unbedingt Kinozeit ist, laufen weiter neue Filme an - und die versprechen vielfältige Unterhaltung für die ganze Familie. Unser Tipp der Woche nimmt die Zuschauer mit in eine Fantasiewelt, in der sich Menschen und Drachen bekriegen, ein kleiner Junge aber sozusagen aus Versehen einen Freund in dem vermeintlichen Ungeheuer findet. Und in Film Nummer zwei versucht ein Kopfgeldjäger auszusteigen, was seinen Auftraggebern aber so gar nicht passt.

Drachenzähmen leicht gemacht

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12.06.2025
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Action, Spannung, viel Gefühl und kluge Gedanken: Damit haben die bisher zwölf "Drachenzähmen"-Romane der Britin Cressida Cowell rund um den Erdball eine riesige Fan-Gemeinde erobert. Die wurde in den 2010er Jahren durch die drei auf den Büchern basierenden Kino-Animationsspektakel beträchtlich vergrößert. Der erste auf den legendären Vorlagen basierende Realspielfilm dürfte der Saga um Freundschaft, Erwachsenwerden und Menschlichkeit noch mehr Anhänger bescheren.

Erzählt wird die Geschichte, mit der Cowell in ihrem ersten "Drachenzähmen"-Abenteuer und der gleichnamige Animationshit begeistert haben: Jung-Wikinger Hicks (Mason Thames) ist ein Feingeist. Was den Teenager für seinen Vater Haudrauf der Stoische (Gerald Butler), das Oberhaupt des Dorfes Berk, und alle anderen zum Außenseiter macht. Er gilt als Versager im Kampf gegen ein Heer gefürchteter Drachen. Doch ausgerechnet ihm gelingt es, einen Drachen zu zähmen und damit ein friedliches Miteinander der Menschen und Tiere zu erreichen. Eingewoben in die Abenteuer ist eine verhalten erzählte Lovestory zwischen Hicks und der gleichaltrigen Astrid (Nico Parker). Daneben bietet der Film zahlreiche Anstöße zum Nachdenken über das Verhältnis von Mensch und Natur und die Möglichkeiten eines respektvollen Miteinanders der Menschen. Vorurteilen, Hass und Respektlosigkeit beispielsweise gegenüber Andersdenkenden wird eine deutliche Absage erteilt.

Wohldosierter Humor statt Blutorgien

Inszeniert und das Drehbuch geschrieben hat der Kanadier Dean DeBlois, der schon bei den «Drachenzähmen»-Animationsfilmen Regie geführt hat. Mit Feingefühl hat er dabei die menschlichen und die tierischen Charaktere gestaltet. Bei aller ausgeklügelten Computertechnik zur Belebung der Wikingerwelt zwischen Wirklichkeit und Fantasie stehen die menschlichen Aspekte im Vordergrund. Die in einer Actionstory unvermeidliche Darstellung von Gewalt ist erfreulich dezent. Statt Blutorgien dominiert wohldosierter Humor.

Den Hauptfiguren Hicks und seinem Drachenfreund dürften die Herzen des Publikums sofort zufliegen. Der eindringliche Blick des Drachen aus seinen riesigen Augen ist zum Steinerweichen sanft. Und der seit seinem zehnten Lebensjahr schauspielernde Mason Thames ("The Black Phone") zeigt als Hicks eine packende Darstellung. Mitreißend offenbart er die verschiedenen Empfindungen zwischen Verzagtheit, Wagemut, Stolz und Mitgefühl. Dem jetzt 17-jährigen US-Amerikaner dürfte eine große Karriere sicher sein.

Nico Parker ("Dumbo") bezaubert im Part der Astrid. Die jetzt 20 Jahre junge Engländerin begeistert mit Charme, Kraft und Verschmitztheit. Haudrauf der Stoische wird vom Schotten Gerald Butler ("300") verkörpert. Er hat dem Dorf-Oberen schon in den Animationsfilmen seine Stimme geliehen. Seine Figur macht die größte Wandlung von einem engstirnigen zu einem toleranten Mann durch. Was Butler trotz weniger Szenen überaus glaubwürdig gelingt.

Guns Up

Zunächst wirkt der schwergewichtige Kevin James stets wie die personifizierte Gemütlichkeit. Schon in der erfolgreichen Sitcom "King of Queens" (1998 bis 2007) und in den zwei Kinohits um den «Kaufhaus Cop» (2009 und 2015) sorgte das für viel Witz. Da zeigte der Schauspielstar effektvoll, wie trügerisch der erste Eindruck sein kann. Denn die von ihm verkörperten Charaktere wandelten sich stets in vielschichtige Figuren.

Auch Autor und Regisseur Edward Drake, bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Hollywood-Legende Bruce Willis bei der "Detective Knight"-Trilogie, setzt in dieser knalligen Krimigroteske zunächst auf die komischen Aspekte des Widerspruchs von Schein und Sein. Doch rasch kommt mehr dazu: Kevin James darf dabei nicht nur körperlich ganzen Einsatz zeigen, sondern insbesondere auch jede Menge Grips.

Biederer Papa entpuppt sich als Schuldeneintreiber

Zunächst tritt der Star als so liebevoller wie strenger Familienvater in Erscheinung. Tochter Siobhán (Keana Marie) und Sohn Henry (Leo Easton Kelly) kennen ihn als biederen Papa, dem eine einwandfreie Moral und gutes Benehmen über alles gehen. Sie ahnen nicht einmal, was Mutter Alice (Christina Ricci) längst weiß: Vater Ray arbeitet schon seit Jahren nicht mehr als Gesetzeshüter. Weil der Verdienst bei der Polizei zu gering war, um der Familie ein gutes Leben zu ermöglichen, schlägt er sich als unerbittlicher Schuldeneintreiber für eine Gangsterbande durch. Das kann jedoch auf Dauer nicht gut gehen.

Tatsächlich wird das Leben von Ray und seinen Lieben eines Tages auch gehörig auf den Kopf gestellt. Sie geraten in einen Strudel blutiger Gewalt. Auslöser dafür ist Rays Ansinnen, aus dem schmutzigen Geschäft auszusteigen. Dafür haben einige der Mafia-Machos überhaupt kein Verständnis. Reden hilft dabei nichts. Die Vernunft wird brachial ausgehebelt. Die Geldgier der Gangster meuchelt alle Menschlichkeit gnadenlos nieder. Es kommt, wie es kommen muss: "Guns Up" - "Waffen hoch", das ist fortan die Devise.

Christina Ricci entzückt und verblüfft in ihrer Rolle

Der spannende Film bezieht seinen brachialen Humor nicht allein aus dem Lavieren der Hauptfigur zwischen Gut und Böse. Für viele Lacher sorgt die clevere Idee, Rays Gattin und Mutter seiner Kinder nicht als naive "Frau an seiner Seite" zu zeigen. Christina Ricci ("Addams Family", "Sleepy Hollow") darf als Alice eine verblüffende Wandlung vollziehen und im Verlauf der Story eine mitreißende Stärke zeigen. Im Bann dessen bleiben nicht nur ihren Filmkindern für einen Moment vor Staunen die Münder offenstehen. Auch das Publikum reibt sich verblüfft und höchst vergnügt die Augen.

Sonderlich sensibel wird die blutgetränkte Story vom Kampf einer Familie um ein gesichertes Leben nicht erzählt. Dennoch blitzt gelegentlich ein Funken Gesellschaftskritik auf. Denn es wird deutlich, wie schwer es mitunter sein kann, auf ehrliche Art den Lebensunterhalt zu verdienen. Doch darum geht es nur am Rand. Im Mittelpunkt steht der Spaß an krachender Action, beißendem Witz und dem oft verblüffenden Wechselspiel zwischen Wahrheit und Lüge. Neben einigen wirklich verblüffenden Wendungen der Geschichte sorgt vor allem eins für Vergnügen: das mitreißende Schauspiel von Kevin James und Christina Ricci.

Der letzte Takt

Immer Montags: Die Rette mich durch die Woche Serie von Christian Aust

Unser Serien- und Kino-Insider Christian Aust zappt sich für euch durch das riesen Angebot und stellt euch immer montags in der Radio Hamburg Morning-Show mit Stübi, Alicia und John Ment eine Top-Serie vor, die euch durch die Woche rettet. Solltet ihr nicht verpassen und einschalten. Entweder über unsere kostenlose Radio Hamburg App, mit dem Befehl Alexa/Echo, spiele Radio Hamburg über euren Smartspeaker oder direkt hier im Livestream.

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(Quelle: dpa)

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