Der Neubau der Elbbrücken der A1 in Hamburg soll im Sommer nächsten Jahres beginnen. Die Bundesprojektgesellschaft Deges rechnet mit einem Planfeststellungsbeschluss bis Ende 2025.
Täglich staut sich der Verkehr auf der A1 bei Hamburg. Die Autobahnbrücken über die Nord- und Süderelbe sind der Belastung von mehr als 100.000 Autos pro Tag nicht mehr gewachsen. Dass die maroden Brücken durch Neubauten ersetzt werden müssen, ist unstrittig. Zugleich soll die Autobahn auf gut acht Kilometern, zwischen der Anschlussstelle Hamburg-Harburg und dem Kreuz Hamburg-Südost, von sechs auf acht Fahrspuren erweitert werden. Dagegen protestieren Umweltschützer.
Die Bundesprojektgesellschaft Deges geht dennoch davon aus, dass der Ausbau der A1 im Sommer 2026 beginnen kann. Sie rechnet mit einem Planfeststellungsbeschluss bis Ende des aktuellen Jahres. Zum Projekt gehört neben der Erneuerung der Brücken auch die Neugestaltung des Dreiecks Norderelbe. Der Verkehrsknoten verbindet die A1 Bremen-Lübeck mit dem sogenannten Abzweig Veddel (A255), der die Hamburger Innenstadt anschließt.
Elbbrücken nur noch eingeschränkt nutzbar
Als Erstes werde mit dem Neubau der beiden Brücken begonnen, sagt Deges-Abteilungsleiter Rüdiger Martens. Die Zeit drängt. Die Norderelbbrücke hat nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen bei der jüngsten Bauwerksprüfung die Zustandsnote 3,5 bekommen, was "ungenügend" bedeutet.
Die Süderelbbrücke befindet sich in Fahrtrichtung Norden in einem ausreichenden Zustand (Note 2,5) in Richtung Süden in einem nicht ausreichenden Zustand (Note 3,0).
2029 soll jeweils eine Fahrbahnbrücke über die beiden Flussarme fertig sein. Dann kann der Verkehr – provisorisch in beide Fahrtrichtungen – auf die Neubauten verlegt und mit dem Abriss der alten Bauwerke begonnen werden. 2033/34 sollen die Brücken komplett fertig sein.
Umweltschützer gegen Ausbau der Autobahn
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert einen Stopp des geplanten Autobahnausbaus. Es leuchte ein, dass die beiden Brücken erneuert werden müssten, sagt die Hamburger BUND-Vorsitzende Sabine Sommer und fügt hinzu: "Hingegen leuchtet uns überhaupt nicht ein, dass in diesem Zuge die Gelegenheit genutzt werden soll, die Fahrbahntrassen zu erweitern." Die Planungen gingen mit erheblichen Eingriffen in Naturschutzgebiete einher.
"So schafft man weder Verkehrswende noch Klimaziele, noch setzt man so die knappen verfügbaren Mittel für die – zukunftsfähige -Schieneninfrastruktur ein", sagt Sommer.
A1 verbindet europäische Wirtschaftsräume
Nach Ansicht der Deges sind die bestehenden sechs Fahrspuren mit täglich 131.000 Fahrzeugen schon heute überlastet. Bis 2030 werde der Verkehr voraussichtlich auf dem Abschnitt auf 160.000 Autos zunehmen. Jedes fünfte Fahrzeug ist demnach ein Lastwagen. "Die A1 gehört zu den meistbefahrenen Autobahnen in Deutschland", sagt Deges-Pressesprecher Ulf Evert.
Die Autobahn müsse nicht nur den regionalen Verkehr im Raum Hamburg bewältigen. Sie sei Bestandteil der transeuropäischen Netze und verbinde Wirtschaftsräume von Skandinavien bis zum Mittelmeer. Durch den Bau des Tunnels unter dem Fehmarnbelt, der 2029 in Betrieb genommen werden soll, dürfte der Verkehr auf der A1 zunehmen. Die Brücken in der bestehenden Größe neu zu bauen, wäre wirtschaftlich unsinnig.
Die Eingriffe in die Naturschutzgebiete an der Süderelbe sollen auf ein Minimum beschränkt werden, sagt Deges-Abteilungsleiter Martens. Lärmschutzwände und -wälle würden auch für Tiere und Natur an der Autobahn mehr Ruhe schaffen.
Schrägseil- und Bogenbrücke
Die neue Brücke über die Norderelbe wird mit 74 Metern fast doppelt so breit wie die alte. Zu den acht Fahrspuren kommen je Fahrtrichtung zwei Verflechtungsstreifen hinzu, um ein problemloses Ein- und Ausfädeln am nahen Dreieck Norderelbe zu ermöglichen. Außerdem ist der Bau eines Radweges vorgesehen. Auch das neue Bauwerk soll eine Schrägseilbrücke sein, weil die Konstruktion denkmalgeschützt ist.
Die neue Süderelbbrücke wird mit 56 Metern etwa um die Hälfte breiter als die bestehende. Auf der Brücke soll es vier Fahrstreifen je Richtung geben, erhalten bleibt auch der Radweg. Über dem Flusslauf werden markante Bögen das Bauwerk prägen.
Lastwagen müssen Umweg fahren
Seit vergangenem März gibt es an der Norderelbbrücke besonders viel Stau. Lastwagen, die aus der Innenstadt oder dem Hafen über die A255 kommen, dürfen am Dreieck Norderelbe nicht mehr direkt in Richtung Berlin/Lübeck auffahren. Sie müssten sich auf einem nur wenige Hundert Meter langen Abschnitt von links nach ganz rechts einordnen.
Auf der Brücke gilt ein Rechtsfahrgebot für Lastwagen, die zudem noch einen Sicherheitsabstand von 50 Metern einhalten müssen. Transporter in Richtung Berlin/Lübeck müssen von der A255 also zunächst in Richtung Bremen fahren und können erst an der Anschlussstelle Hamburg-Harburg "wenden". Das bedeutet für sie einen Umweg von gut zehn Kilometern, häufig im Stop-and-Go-Verkehr.
(Quelle: Bernhard Sprengel, dpa)
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