"Branche braucht Neustart"
Rund 50.000 offene Stellen: Personalnot im Gastgewerbe wächst
Schon jetzt fehlen bundesweit Zehntausende Arbeitskräfte im Gastgewerbe - und die Personalnot dürfte sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen. Nach Einschätzung des Branchenverbandes Dehoga gibt es derzeit um die 50.000 offene Stellen.
Gastronomie I Foto: AnnaGorbenko, Shutterstock
20.01.2023
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"Im Frühjahr werden die Zahlen noch einmal deutlich steigen", sagte eine Dehoga-Sprecherin. Insgesamt gehe man aber auch dank intensiver Bemühungen um die Stärkung der Ausbildung von einem "positiven Trend" bei der Beschäftigung aus.
Nachdem sich während der Corona-Pandemie zahlreiche Mitarbeiter andere Jobs, beispielsweise im Einzelhandel und in der Logistik, gesucht hatten, seien viele von ihnen mittlerweile wieder zurückgekehrt, erklärte die Sprecherin. Im Oktober 2022 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten noch um 3,7 Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus. Hoffnungen setze man auf die geplante Einwanderungsreform, so die Dehoga-Sprecherin. "Wir brauchen neue rechtliche Möglichkeiten für eine gezielte Erwerbsmigration aus Drittstaaten." Insgesamt bietet das Gastgewerbe in Deutschland mehr als eine Million sozialversicherungspflichtige Jobs.
Fachkräfte in allen Bereichen gesucht
Gesucht würden Fach- und Arbeitskräfte in allen Bereichen - von der Vollzeitkraft bis zu Minijobbern. Vor allem für die meist kleinen und mittelständischen Betriebe in ländlichen Regionen gestalte sich der Wettbewerb um Mitarbeiter schwierig. Aber auch neue Betriebe haben es teils schwer, Personal zu finden und zu binden.
Personalmangel verschärft sich durch hohen Krankenstand
Der Personalmangel werde durch einen naturgemäß höheren Krankenstand in den Wintermonaten zusätzlich verschärft. Dadurch können manche Betriebe nur noch drei oder vier Tage pro Woche öffnen und müssen die Reservierungszeiten einschränken, was wiederum auf die Umsätze drückt und die Schwierigkeiten noch vergrößert. Dass der Branche Bewerber fehlen, führt Gastronom Djamegari auch auf geänderte Ansprüche und Vorstellungen junger Menschen zurück. "Die Work-Life-Balance ist ein Riesenthema", sagt er. Selbstverwirklichung stehe hoch im Kurs - deshalb wirke die arbeitsintensive Gastro-Branche, in der man auch viel Verantwortung übernehmen müsse, gerade für junge Leute wenig verlockend. Die Probleme seien nicht neu, hätten sich durch die Corona-Pandemie aber noch verschärft.
Umsatz hat sich erholt
Immerhin: Beim Umsatz hat sich das Gastgewerbe im vergangenen Jahr vom Corona-Schock deutlich erholt. Preisbereinigt stieg er nach einer vorläufigen Schätzung des Statistischen Bundesamtes um 47 Prozent gegenüber dem noch von Lockdowns geprägten Vorjahr 2021. Der Wert aus dem Vorkrisenjahr 2019 wurde aber um 11 Prozent verfehlt. Einschließlich der kräftigen Preiserhöhungen der vergangenen Monate hatten Gaststätten und Hotels im Schnitt aber 1 Prozent mehr Umsatz als 2019. Gegenüber 2021 stiegen die nominalen Erlöse um 57 Prozent.
Geld alleine zählt nicht
Gastronom Djamegari verweist darauf, dass sich gerade talentierten Servicekräften gute Verdienstmöglichkeiten böten. Den Bewerbern gehe es aber nicht nur um Geld - auch flexiblere Arbeitszeiten mit Freizeit an den Wochenenden seien für viele ein Thema, und nicht wenige Gastronomen gingen darauf auch mit entsprechenden Angeboten ein.
(Quelle: Christine Schultze, dpa)
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