05. Dezember 2025 – Chiara-Lee Haartje
Aus Protest gegen die geplante Wehrpflicht gehen Hamburger Schülerinnen und Schüler am Freitag auf die Straße. Trotz drohender Fehlstunden wollen sie ein starkes Zeichen gegen Einberufung und Zwangsdienst setzen.
In Hamburg wollen zahlreiche Schülerinnen, Schüler und Studierende am Freitagvormittag gegen die Wehrdienst-Pläne der schwarz-roten Bundesregierung demonstrieren. Die Initiative „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ ruft bundesweit zu Protesten auf, neben Hamburg auch in Berlin, Düsseldorf, Dresden und München. Anlass ist die geplante Bundestagsabstimmung über das neue Wehrdienst-Modernisierungsgesetz.
Ablauf der Proteste in Hamburg
Nach den ersten beiden Schulstunden sollen sich Jugendliche zum Hachmannplatz begeben, wo die Demo um 10 Uhr startet. Auch junge Menschen, die nicht mehr zur Schule gehen, sind eingeladen, sich anzuschließen.
An der Universität beginnt um 9.30 Uhr eine Zubringerdemonstration unter dem Motto „Studierende gegen die Wehrpflicht“. Am Nachmittag treffen sich ab 16 Uhr Jugendorganisationen von DGB und Verdi am Stephansplatz, um gemeinsam ein Zeichen gegen die Pläne der Bundesregierung zu setzen. Insgesamt werden rund 1.700 Teilnehmende erwartet.
„Wir wollen nicht als Kanonenfutter enden“
In sozialen Medien formulieren die Organisatoren klare Worte: Sie wollen weder „zum Töten und Sterben gezwungen“ noch für Monate „in Kasernen eingesperrt“ werden. Wehrpflicht und militärischer Drill seien keine Zukunftsperspektive, sondern eine Bedrohung für Freiheit und Lebensgrundlagen.
Unterstützung erhalten sie von linken Parteien und mehreren Gewerkschaften. Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla betont: „Wehr- oder Pflichtdienste darf es nicht geben, genauso wenig wie Bundeswehr-Werbung an Schulen.“ Verdi-Landeschefin Sandra Goldschmidt ergänzt, Friedenssicherung sei Aufgabe der gesamten Gesellschaft, nicht der Jugend.
Was plant die Bundesregierung konkret?
Nach den aktuellen Plänen sollen ab 2026 alle 18-Jährigen einen Fragebogen zu Motivation und Eignung für einen möglichen Dienst bei der Bundeswehr erhalten. Männer müssen teilnehmen, Frauen nicht. Ab 2027 soll die Musterung für alle männlichen Jahrgänge ab 2008 verpflichtend sein.
Sollten zu wenige Freiwillige gefunden werden, könnte der Bundestag eine „Bedarfswehrpflicht“ beschließen, sogar per Zufallsverfahren. Dafür wäre jedoch ein erneutes Gesetzgebungsverfahren notwendig.
Wie stehen die Deutschen zu den Plänen?
Laut einer repräsentativen YouGov-Umfrage befürworten 62 Prozent der Befragten die Musterung ganzer Jahrgänge. Eine mögliche Bedarfswehrpflicht sehen hingegen nur 53 Prozent als angemessen an. Rund ein Drittel lehnt die Pläne klar ab.
Welche Folgen drohen streikenden Schülerinnen und Schülern?
Laut Schulbehörde gilt die Teilnahme an Demonstrationen während der Unterrichtszeit als unentschuldigte Fehlzeit. Verpasste Leistungsnachweise werden mit null Punkten bewertet. Schulleitungen sollen Fehlzeiten dokumentieren.
Gleichzeitig fordert die Behörde, das Thema Wehrpflicht im Unterricht zu behandeln. Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack sieht darin eine wichtige gesellschaftliche Debatte, die Jugendlichen Raum für Austausch geben soll.
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Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
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