Die Hamburger Polizei registriert deutlich mehr Vergewaltigungen und sexuelle Belästigungen. Was sind die Ursachen für diese Entwicklung? Der Senat erklärt, dass mehr Taten angezeigt werden, die früher unbekannt blieben.
Die Zahl der schweren Sexualdelikte ist in den ersten neun Monaten des Jahres in Hamburg um 37,3 Prozent gestiegen. Es seien 210 Fälle erfasst worden, 57 mehr als im Vorjahreszeitraum, teilte der Senat auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator mit. Zu den schweren Sexualdelikten gehören Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexueller Übergriff im besonders schweren Fall. Von den 210 Fällen habe die Polizei 164 aufgeklärt, was einer Quote von 78,1 Prozent entspreche.
Zunahme bei Beziehungstaten
Die Zunahme sei insbesondere auf mehr Beziehungstaten zurückzuführen, erklärte der Senat weiter. Die Anzahl der Opfer, die durch ihren Partner, Ex-Partner, Familienangehörige oder Bekannte geschädigt worden seien, sei im Vergleich zum Vorjahr um 48 Fälle gestiegen. "Immer mehr Geschädigte trauen sich, auch aus Beziehungen heraus Sexualstraftaten anzuzeigen", hieß es. Es handele sich um eine Vergrößerung des Hellfeldes, also ein Bekanntwerden von zunächst unbemerkt gebliebenen Taten.
Die Zahl der sexuellen Belästigungen - also der Fälle des ungewollten Körperkontaktes - nahm von Januar bis September 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 29,2 Prozent zu. Es wurden 531 Fälle erfasst, 120 mehr als in den ersten neun Monaten des Vorjahres. Besonders stark sei die Zahl im Bezirk Hamburg-Mitte gestiegen, und zwar um 73 Fälle.
"Der erhebliche Anstieg im Bereich der Sexualdelikte ist alarmierend"
Für die Zunahme der sexuellen Belästigungen nannte der Senat zwei Gründe: Zum einen handele es sich um einen relativ neuen Paragrafen im Strafgesetzbuch. Er war erst im November 2016 in Kraft getreten. "Es dauert immer eine gewisse Zeit, bis sich Gesetzesänderungen im Bewusstsein der Gesellschaft einprägen und Betroffene oder Zeugen entsprechende Taten anzeigen." Zum anderen gebe es mehr Tatgelegenheiten im öffentlichen Raum. Nach Ende fast aller pandemiebedingten Einschränkungen hätten ab Sommer 2022 deutlich mehr Menschen Großveranstaltungen besucht.
"Der erhebliche Anstieg im Bereich der Sexualdelikte ist alarmierend", sagte Gladiator als innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Er forderte mehr Personal für die zuständige Abteilung im Landeskriminalamt und eine Erschwerniszulage für die Ermittler, die einen extrem herausfordernden Job hätten. Über das Thema hatten zuvor mehrere Medien berichtet.
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