08. Juli 2021 – Stefan Angele
Jedes Jahr sterben immer noch viel zu viele Menschen durch Unvorsichtigkeit, Unwissen oder schlicht Unfähigkeit in den deutschen Gewässern. Mit fast schon trauriger Routine ertrinken Menschen jeden Alters in Seen, Flüssen oder Schwimmbädern in der Republik. Radio Hamburg setzt sich deshalb zusammen mit der DLRG für einen sicheren Schwimmspaß für alle ein und ruft deshalb alle auf Schwimmen zu lernen. Zu einer Schwimmausbildung gehören auch Techniken, mit denen man sich selbst und auch andere aus lebensgefährlichen Situationen retten kann. Hier wollen wir euch die wichtigsten Techniken zur Selbstrettung (und auch zur Fremdrettung) vorstellen.
Die wichtigsten Techniken, um sich selbst zu retten
Grundsätzlich muss man immer unterschieden, in welcher Situation man sich gerade befindet. Um sich selbst aus dieser Situation zu retten oder zu befreien gibt es jeweils andere Techniken. Grundsätzlich gilt aber, dass man immer versuchen sollte nicht in Panik zu geraten und seine Kräfte möglichst sinnvoll einzuteilen. Hier zählen wir euch einmal auf, was ihr bei gefährlichen Situationen im Wasser selbst tun könnt:
Krämpfe
Durch Unterkühlung und Anstrengung erleiden Schwimmer eher Krämpfe, wodurch sich die Muskeln nicht mehr richtig bewegen lassen. Eine lebensgefährliche Situation beim Schwimmen. Merkt ihr einen Krampf dann bleibt ruhig und versucht euch zum Ufer treiben zu lassen oder vorsichtig zum Ufer zu schwimmen. Alternativ könnt ihr auch versuchen den Krampf direkt im Wasser wieder zu lösen. Je nachdem, wo der Krampf sitzt, gibt es dazu unterschiedliche Ansätze:
- Wade: Man legt sich auf den Rücken, fasst die Fußspitze und zieht sie zum Körper hin. Die freie Hand drückt knapp oberhalb der Kniescheibe auf den Oberschenkel, damit das Bein gestreckt wird.
- Oberschenkel: Man legt sich auf den Rücken, fasst den Unterschenkel am Fußgelenk und drückt ihn gegen den Oberschenkel
- Unterarm: Handflächen aneinander legen und die Hände so drehen, dass die Fingerspitzen zur Brust gerichtet sind
- Finger: Finger zur Faust ballen und schnell wieder öffnen. Dies mehrfach wiederholen
- Magen: Auf dem Rücken beide Beine an den Körper zur Hockstellung zieht und sich ruckartig wieder strecken
Wichtig: Habt ihr den Krampf gelöst, dann sofort an Land und an diesem Tag auf keinen Fall mehr ins Wasser gehen!
Erschöpfung
Im Wasser kann man Distanzen und auch die eigene Kraft schnell überschätzen, sodass das rettende Ufer plötzlich viel weiter entfernt ist als gedacht und mit den Kraftreserven kaum mehr erreichbar scheint. Am wichtigsten ist bei solchen Zuständen möglichst konzentriert zu bleiben, Pausen einzulegen und immer über Wasser zu bleiben. Zwei Techniken gibt es zum Ausruhen im Wasser:
- Rückenlage: Erinnert an den "Toten Mann". Dazu legt man sich flach ausgestreckt auf den Rücken. Der Kopf taucht dabei bis zu den Ohren unter und das Kinn wird auf die Brust gezogen. Hände und Beine werden möglichst wenig bewegt und sorgen lediglich für eine ruhige Position auf und über dem Wasser.
- Bauchlage: Man liegt mit gegrätschen Beinen auf dem Wasser. Der Kopf ist dabei mit dem Gesicht im Wasser. Ausgeatmet wird ganz ruhig in das Wasser. Zum Einatmen wird der Kopf kurz über die Wasseroberfläche gehoben.
Allgemein gilt aber, dass die Rückenlage immer der Bauchlage zu bevorzugen ist. Auf den Bauch dreht ihr euch nur, wenn es durch Wellengang zum Beispiel kaum möglich ist, ruhig auf dem Rücken zu liegen und dadurch auch viel Wasser ins Gesicht gespült wird.
Strömungen
Gerade in Flüssen und Meeren geraten Menschen immer wieder in gefährliche Wirbel oder Strömungen, aus denen es erstmal keine Chance der Befreiung gibt. Doch mit einigen Tipps kann man sich auch in diesen brenzligen Situationen weiterhelfen.
- Allgemein gilt aber die Regel in der Gefahrensituation: Niemals gegen die Strömung schwimmen, sondern sich eher immer mit der Strömung treiben lassen. Das spart Kraft und führt viel eher zum Erfolg.
- Stattdessen schräg aus der Strömung heraustreiben oder vorsichtig schwimmen.
- Bei Erschöpfung am besten auf der Rückenlage mittreiben lassen und dabei den Blick nach vorne richten. Dann lediglich mit den Armen korrigieren
- Vermeidet im Wasser unbedingt Hindernisse wie Brückenpfeiler, Steine, Äste, etc., da sich dahinter gefährliche Strudel bilden können, die einen unter Wasser ziehen und aus denen es fast kein Entrinnen mehr gibt
- Ist man in einem Strudel, der nicht bis zum Boden reicht, sondern sich lediglich an der Wasseroberfläche dreht, dann lässt man sich einfach treiben und wartet bis sich der Strudel von selbst auflöst
- Zieht euch der Wirbel nach unten, dann gilt auch hier Ruhe bewahren. Die größten Chancen zu überleben, habt ihr in dieser gefährlichen Situation dann, wenn ihr den Strudel hinabtaucht und am Grund des Strudels seitwärts zur Seite taucht
Die Techniken zur Fremdrettung
Hier gilt die oberste Regel für alle Rettungsaktionen: Bringt euch bei der Rettung von anderen auf keinen Fall selbst in Gefahr. Seid ihr selbst keine sicheren Schwimmer oder fühlt euch nicht so, dann bringt ihr euch selbst nur ebenfalls in Lebensgefahr. Als wichtigste Regel gilt deshalb immer: Notruf rufen!
- Notruf richtig absetzen: 112 wählen, auf die W-Fragen vorbereiten (Wo, Was, Wann, Wer), Warten und bemerkbar machen
- Benutzt Rettungsmittel vom Land wie Rettungsringe oder eine Rettungsleine, Äste, Bänke oder schwimmfähigen Gegenständen, die dem Ertrinkenden zugeworfen werden können. Benutzt ein Boot falls vorhanden
- Falls ihr ins Wasser müsst, nutzt die Transporttechnik und dabei das Ziehen oder Schieben des zu Rettenden. Diese Technik ist allerdings wirklich nur für sehr geübte Schwimmer zu empfehlen.
- Falls ihr einen Ertrinkenden aus dem Wasser bergen müsst, denkt daran, dass sich der Ertrinkende an euch klammern wird und ihr euch gegebenenfalls aus einer Umklammerung lösen müsst. Auch hier gilt, dass dies wirklich nur für sehr geübte Schwimme zu empfehlen ist.
Radio Hamburg setzt sich für sicheres Schwimmen ein
Den ganzen Sommer über informiert Radio Hamburg über sicheres Schwimmen, Schwimmunterricht und Möglichkeiten der Ausbildung. Hört doch unbedingt mal rein, beteiligt euch an der Aktion und genießt so sicher das kühle Nass! Alle Infos zur Aktion findet ihr direkt auf unserer Übersichtsseite oder aber natürlich immer im Programm. Hört ihr ganz einfach über den Webplayer hier direkt auf der Seite oder aber über die Radio Hamburg App!