02. Dezember 2020 – Stefan Angele
Das Weihnachten 2020 wird für viele Familien wahrscheinlich ziemlich anders aussehen als in den Vorjahren - Corona sei dank. Doch damit verbunden sind auch viele neue Situationen, denen die meisten so noch nie ausgesetzt gewesen sein dürften. Wie sagt man zum Beispiel der Tante 3. Grades nett und möglichst nicht verletzend, dass sie dieses Jahr nicht beim Weihnachtsessen dabei sein kann?
Weihnachten im kleinen Kreis führt zu Problemen
Das Corona-Weihnachten 2020 kann schnell zu Problemen führen, wenn man Familienmitgliedern sagen muss, dass sie nicht zu den wichtigsten wenigen Personen gehören, die man einladen will. Wir haben deshalb für euch mit Linda Kaiser von der Deutschen-Knigge-Gesellschaft über die coronabedingten Fallstricke über die Festtage gesprochen. Und darüber, wie man Maskenmuffel am besten anspricht - oder Nachbarn, die über Weihnachten doch ein Riesenfest feiern.
Corona führt eigentlich zu besserem Verhalten
Sorge, dass über das Coronajahr bei allen Familienmitgliedern jetzt die Umgangsformen dank Isolation und Quarantäne doch sehr zu wünschen übrig lassen, muss keiner haben, so die Benimm-Expertin: "Eigentlich hat es eine Renaissance des guten Benehmens im Coronajahr gegeben. Wir waren ja alle angehalten Abstand zu halten, aufmerksam zu sein, Verantwortung übernehmen , sodass gute Umfangsformen viel mehr Aufmerksamkeit bekommen haben."
Die wichtigsten Verhaltenstipps zu Weihnachten
Ich sehe beim Nachbarn, dass deutlich mehr als die erlaubte Personenanzahl feiert:
Sollte man so ein Verhalten sehen, dann hilft auch hier wieder der gesunde Menschenverstand. Sind es jetzt vielleicht 11 statt 10 Personen, dann sollte man selbst nicht so kleinlich sein und nicht die Polizei informieren. Merkt man aber, dass ständig Partys mit vielen fremden Menschen stattfinden, spricht man den Nachbar am besten zuerst direkt an. Falls sich der Nachbar dann völlig uneinsichtig zeigt, kann man durchaus mit vorheriger Ankündigung die Polizei rufen.
Wie sag ich jemandem am besten, dass er wegen der Kontaktbeschränkungen nicht beim Fest dabei sein kann?
"Ganz wichtig ist es hier frühzeitig diese Absprache zu treffen. Am besten jetzt schon in der Adventszeit", so Kaiser. Unterhält man sich frühzeitig über den Ablauf des Weihnachtsfests, kann man bis zum 24. oder 25. Dezember immer noch nachbessern und dann den Kreis einzuladen, der für einen selbst der richtige und wichtige ist. "Zudem kann man immer darauf verweisen, dass man sich selbst verantwortungsbewusst in dieser Zeit verhält und deshalb auch weniger Leute zulässt."
Muss ich die engsten Familienmitglieder einladen, obwohl ich andere lieber dabei hätte?
"Man kann natürlich die Pflichteinladungen in diesem Jahr außen vor lassen. Das sollte aber im Vorfeld abgeklärt werden und damit begründet werden, was für die Gäste das beste ist", so die Benimm-Expertin. Sind zum Beispiel viele Kinder im Haus und werden normalerweise die 80-jährigen Onkel und Tanten eingeladen, dann kann man es dieses Jahr sehr gut begründen, dass sie dieses Jahr nicht dabei sind. Als Alternative empfiehlt sie: "Es gibt ja auch in der Adventszeit oder nach Weihnachten die Möglichkeit sich mit diesen Leuten zu treffen." Allgemein empfiehlt sie aber auch: "Man sollte auch momentan weg von dieser Wertung. Wer räumlich näher ist und nicht durch halb Deutschland reisen muss, sollte vielleicht eher eingeladen als Leute, die einen langen Anfahrtsweg haben."
Kann ich Corona auch einfach mal als Grund angeben, Weihnachten allein zu feiern?
"Ja, Corona ist ein wunderbarer Grund, wenn man das mal ausprobieren möchte." Gilt sowohl für Singles, für WGs als auch für Kernfamilien. "Man hat dann sogar das gute Gefühl, etwas Sinnvolles für die Gesellschaft und die Familie getan zu haben", erklärt Kaiser.
Sind besondere Ersatz-Aktionen angesagt? Für die, die man nicht einlädt?
Hier schlägt die Expertin eine Vielzahl an Alternativen vor. Man könnte zum Beispiel einfach nur telefonieren, Briefe oder Weihnachtskarten schreiben, eine E-Mail oder WhatsApp schreiben, die auch gerne mal etwas länger sein darf. Gerade die handschriftlichen Briefe und Karten habe gerade bei den älteren Familienmitgliedern einen höheren Stellenwert als E-Mail oder WhatsApp. Allgemein gilt: "Bekomme ich eine Karte oder E-Mail, dann schreibe ich auch zurück! So kommt man sich nahe und bleibt sich auch nahe!"
Wie mit Maskenmuffeln umgehen?
Schwierige Frage, wie spreche ich denn jemanden an, der an einem öffentlichen Ort keine Maske trägt? "Grundsätzlich ist es natürlich immer situationsbedingt abzustimmen. Oft kennt man das Gegenüber nicht und weiß nicht, wie dieser reagiert", so Kaiser. Jeder müsste das aus dem Bauchgefühl selbst für sich entscheiden. "Wenn man jemand anspricht, sollte man zuerst Blickkontakt aufnehmen, um überhaupt erst einmal rauszufinden, ob die Person überhaupt zuhören will", erklärt die Expertin. Wirkt die Person dann bereit, sollte man das Thema ganz klar adressieren und im zweiten Schritt deutlich machen, dass man sich mit der Situation so sehr unwohl fühlt. "Kommt dann eine Ablehnung, dann bittet doch einfach darum, dass man zur Sicherheit von beiden dann immerhin den Mindestabstand von zwei Metern zueinander einnimmt", schlägt Kaiser eine pragmatische Lösung vor. Schlägt auch das fehl, dann gilt am ehesten die Regel "Der Klügere gibt nach" und zieht euch aus der Situation zurück.
Die beste Musik zum Fest
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