14. Oktober 2021 – Stefan Angele
Streit um Zahlen des RKI
Wie hoch ist die Impfquote in Deutschland wirklich
Foto von Nataliya Vaitkevich von Pexels
Sind in Deutschland möglicherweise viel mehr Menschen bereits geimpft als in den offiziellen Zahlen vom RKI angegeben? Selbst das RKI kann nicht genau sagen wie hoch die Impfquote wirklich ist, sieht aber die Schuld nicht bei sich.
Fehlen Millionen Geimpfte?
Es ist schon ein starkes Stück. Die Impfquote ist einer der Faktoren, der über das weitere Vorgehen in der Krise entscheiden soll und an dem viele Coronaregeln noch immer hängen. Möglicherweise aber fehlen Millionen von Geimpften in der Statistik, sodass die Impfquote in Deutschland deutlich über dem aktuellen, offiziellen, Wert liegen dürfte. Das Robert Koch-Institut hat die Verantwortung für offenbar zu niedrige Corona-Impfquoten in Deutschland inzwischen ganz klar zurückgewiesen. "Das RKI kann nur die Impfdaten veröffentlichen, die ihm entsprechend übermittelt worden sind", sagte Präsident Lothar Wieler laut einer Mitteilung.
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Schwarzer Peter liegt bei Ärzten und Impfzentren
Eine zu niedrige Erfassung stelle "keinen Fehler und kein Versäumnis des RKI dar", sondern gehe auf unterbliebene Meldungen einiger impfender Stellen zurück, hieß es. Man sei bei der Ermittlung der Impfquote auf das sogenannte Digitale Impfquotenmonitoring (DIM) angewiesen, schreibt das RKI. Die Anwendung und Zuverlässigkeit dieses Meldesystems liege "ausschließlich in der Hand der impfenden Stellen (Impfzentren, Impfteams, Krankenhäuser, Arztpraxen, Betriebsärzte)".
Impfquote wohl sicherlich höher
Das RKI hatte kürzlich in einem Bericht unter anderem geschrieben, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft seien, als die offiziellen Daten nahelegen. Darauf weise unter anderem eine Befragung von Bürgern hin. So dürfte die Quote bei einmal und vollständig Geimpften bis zu fünf Prozentpunkte höher sein. Bei Menschen ab 18 Jahre könnten zum Stichtag 5.10. also bereits bis zu 84 Prozent zumindest einmal und bis zu 80 Prozent vollständig geimpft gewesen sein.
Kritik und Verteidigung der Statistik
Nach der Veröffentlichung dieses Berichts hatte es unter anderem Kritik an RKI-Chef Wieler gegeben. Der Berliner Virologe Christian Drosten nahm das RKI hingegen in Schutz. Die einseitige Schuldzuweisung ans RKI und Lothar Wieler halte er so nicht für gerechtfertigt, sagte der Experte von der Berliner Charité am Dienstag (12.10.) im Podcast "Coronavirus-Update" bei NDR-Info. Das Thema sei auch nicht neu, das RKI weise schon länger auf die Problematik hin. Letztlich sei die öffentliche Aufregung um die Diskrepanz "komplett umsonst", sagte Drosten. Die Situation habe sich nicht geändert. "Das ist einfach der totale Klamauk, was da passiert ist." Rechnen müsse man mit der Impfquote der Gesamtbevölkerung (und nicht der Erwachsenen), sagte Drosten: Dabei sei der Unterschied zwischen dem Meldesystem und der RKI-Begleituntersuchung gering und für die Bewertung der Gesamtsituation "irrelevant". Die Begleitstudie, eine Umfrage, weise auch einige Einschränkungen auf.
Gesamtimpfquote offiziell bei etwa zwei Drittel
Am Mittwoch (13.10.) gab das RKI die gemeldete Quote der vollständig Geimpften unter Erwachsenen mit 76,0 an. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind demnach 65,4 Prozent vollständig geimpft. Das RKI verwies in seiner Mitteilung darauf, dass eine Zielimpfquote von mindestens 85 Prozent bei allen 12- bis 59-Jährigen und von mindestens 90 Prozent bei den Über-60-Jährigen angestrebt werde. Dieses Ziel sei auch unter Berücksichtigung der vermutlich höheren tatsächlichen Impfquote noch nicht erreicht.
Foto: Bloomicon / Shutterstock.com
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