10. Februar 2023 – Sebastian Tegtmeyer
Auch vier Tage nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien finden die Helfer noch immer Überlebende unter dem Schutt. Aber die kleinen Wunder werden seltener, während die Opferzahl steigt.
Vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet entdecken Helfer noch immer Überlebende unter eingestürzten Häusern. Trotz der eisigen Kälte in der Katastrophenregion hörten die Einsatzteams immer wieder die Laute Verschütteter, die verzweifelt auf Hilfe warteten, berichtete eine Reporterin des staatlichen Fernsehsenders TRT World am Freitagmorgen. "Wir machen weiter, bis wir sicher sind, dass es keine Überlebenden mehr gibt", zitierte sie einen Sprecher der Einsatzkräfte.
Unglaubliche Überlebensgeschichten
Und tatsächlich berichten türkischen Medien immer noch von "unglaublichen Überlebensgeschichten": So wurde in der Provinz Kahramanmaras laut der Nachrichtenagentur Anadolu nach 89 Stunden die fünfjährige Mina lebend aus dem Schutt geborgen. In der Provinz Hatay schaffte es die zweijährige Fatima nach 88 Stunden unter Trümmern mithilfe ihrer Retter ins Freie. In Gaziantep fanden Helfer den 17-jährigen Adnan nach 94 Stunden lebend. Er sagte anschließend, er habe seinen Urin getrunken, um nicht zu verdursten.
Nach so langer Zeit noch lebende Verschüttete zu bergen, gleicht aber nahezu einem Wunder. Nur in seltenen Fällen überlebt ein Mensch mehr als drei Tage ohne Wasser, zumal bei eisigen Temperaturen.
Zahl der Toten steigt auf über 20.000
Die Zahl der Toten in beiden Ländern steigt daher rasant weiter, bis zum frühen Freitagmorgen auf insgesamt 21.000 Opfer. Nach Angaben von Vizepräsident Fuat Oktay sind in der Türkei inzwischen 17.664 Tote zu beklagen. Die Zahl der Verletzten lag bei 72.879. In Syrien wurden bislang mehr als 3.300 Tote gefunden. "Es gibt hier keine Familie, die nicht betroffen ist", sagte ein Mann, der in Kahramanmaras dabei half, Gräber auszuheben.
Oktay dankte allen Helfern. 75 Länder weltweit hätten Teams entsandt, sagte der Vizepräsident. Mehr als 8.000 Verschüttete wurden bislang gerettet. Experten befürchten aber, dass noch Zehntausende Erdbebenopfer unter den eingestürzten Gebäuden liegen könnten.
Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben der Stärke 7,7 das Grenzgebiet erschüttert. Montagmittag folgte dann ein weiteres Beben der Stärke 7,6 in der Region.
Wenn ihr die Opfer in der Region unterstützen wollt, findet ihr hier eine Übersicht von Spendenmöglichkeiten.
(Quelle: dpa)