12. November 2020 – Stefan Angele
Die Zahlen können einem schon etwas zu denken geben. Während ganz Deutschland seit Anfang November im Teil-Lockdown ist, bleiben die Schulen geöffnet und sollen das nach Willen von Bund und Ländern auch möglichst lange bleiben. Doch wann ist der Punkt erreicht, an dem die Schulen nicht mehr einfach geöffnet bleiben können? Schon knapp 3.000 Schulen mussten bundesweit wegen zu vieler Coronainfektionen zurück in den Lockdown und haben den Präsenzunterricht zumindest teilweise eingestellt. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Zahlen aus 14 Bundesländern.
Tausende Schüler und Lehrer in Quarantäne
Zum Vergleich: In Deutschland gibt es rund 40.000 Schulen mit insgesamt 11 Millionen Schülern und rund 800.000 Lehrern. Allein in Nordrhein-Westfalen befänden sich nach Angaben des dortigen Kultusministeriums Schüler an 552 Schulen auf Anordnung der Gesundheitsbehörden in Quarantäne und würden digital unterrichtet. In Bayern gebe es an 255 Schulen keinen regulären Präsenzunterricht mehr, in Baden-Württemberg an 273 Schulen. Das Problem sind aber gar nicht nur die Schulen sein, die den Präsenzunterricht wieder einstellen, sondern die Hohe Zahl an Lehrern und Schülern in Quarantäne. Am Mittwoch (11.11.) hatte eine Angabe des Deutschen Lehrerverbandes für Wirbel gesorgt, wonach sich derzeit mehr als 300.000 Schüler und bis zu 30.000 Lehrer in Quarantäne befinden. Laut der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft sei diese Zahl aber nur eine Schätzung und wahrscheinlich "aus der Luft gegriffen".
Gewerkschaften kritisieren Regeln an Schulen
Der Vorsitzenden der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Marlis Tepe, gehen die Corona-Schutzmaßnahmen in den Schulen aber nicht weit genug. Sie sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "So wie im Moment unterrichtet wird, sind die Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch." Die Klassen müssten geteilt werden. "Je eine Gruppe wäre dann in der Schule, eine
zu Hause." Für die Schüler sei es besser, rechtzeitig Klassen zu teilen und so im Unterricht Abstände einzuhalten, als zu riskieren, dass immer mehr Klassen komplett in Quarantäne müssten. Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, sagte dem RND, die Bestimmungen der Gesundheitsbehörden seien sehr unterschiedlich. "Wird in dem einen Landkreis die ganze Klasse in
Quarantäne gesetzt, sind es in dem anderen nur die direkten Banknachbarn - wenn überhaupt, weil ja gelüftet wurde." Das sei nicht nachvollziehbar und führe zu Unmut und Verunsicherung. Es brauche klare und transparente Regeln, wann wer in Quarantäne müsse.
Präsenzunterricht kann Fernunterricht nicht ersetzen
Veronika Grimm, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Wirtschaftsentwicklung, hält dagegen und warnte davor, Schulen zu schließen. "Das hätte signifikante Auswirkungen auf die Zukunftschancen junger Menschen", sagte die Volkswirtin dem RND. Und sie ergänzte: "Wenn Schulen und Kindertagesstätten geschlossen sind, stehen viele Arbeitnehmer den Unternehmen nur eingeschränkt zur Verfügung. Das sei ein durchaus signifikanter Effekt im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich für eine Ausweitung der Maskenpflicht im Unterricht auch auf Grundschulen ausgesprochen. Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, sagte der "Welt", grundsätzlich sei für gesunde Kinder ab einem Alter von zwei Jahren kein Gesundheitsrisiko mit einer Mund-Nasen-Bedeckung verbunden.
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