15. Juli 2021 – Stefan Angele

Im Idealfall schon ab September

So wollen Konzertveranstalter bald wieder durchstarten

Menschen stehen vor Bühne bei Konzert
Foto: Shutterstock

Wann wird es wieder normale Konzerte geben? Wann werden wir wieder mit vielen anderen gemeinsam vor den Bühnen unseren Lieblingsstars zujubeln können? Und: Sind Konzerte vielleicht bald nur noch für Geimpfte zugelassen? Viele Fragen, die nicht nur euch umtreiben, sondern natürlich auch die Künstler und die Konzertveranstalter, die damit ihr Geld verdienen. Konzertveranstalter Semmel Concerts legt nun vor und will ab September Konzerte vor vollen Hallen spielen. Doch ist das realistisch?

Konzerte ab September

Nach Ansicht des Konzertveranstalters Semmel Concerts sollten Künstler ab September wieder in vollen Hallen und Konzertsälen auftreten können. Geimpfte und Genesene sollten Veranstaltungen besuchen dürfen, ohne Abstand einzuhalten, sagte Geschäftsführer Dieter Semmelmann in Bayreuth. Sollte die Politik Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, nicht zulassen, "dann würden wir das für eine begrenzte Zeit mittragen". Man dürfe die Branche nicht weiter auf null fahren, weil sich ein Teil der Bevölkerung nicht impfen lassen wolle. Menschen und Unternehmen müssten wieder eigenverantwortlich handeln können.

Branche will endlich Klarheit

Semmel Concerts mit Hauptsitz in Bayreuth arbeitet mit Prominenten wie Elton John, Sarah Connor und Roland Kaiser. Semmelmann und Andere fordern verlässliche Perspektiven, um Live-Auftritte gut vorbereiten zu können. Bis Ende Juli brauche die Branche eine Aussage, unter welchen Bedingungen Veranstaltungen ab dem 1. September möglich seien. Schließlich benötige man vor jeder Veranstaltung einen Vorlauf von mindestens vier bis sechs Wochen. Doch gerade diese Sicherheit gibt die Politik nicht. Man könne keine allgemeingültige Aussage zu Perspektiven für Konzertveranstalter machen, erklärt ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Für Regelungen der Corona-Schutzmaßnahmen und damit verbundene Öffnungsbeschränkungen und Verbote seien grundsätzlich die Länder zuständig. Und diese wichen in ihrer Ausgestaltung auch in Bezug auf Kulturveranstaltungen voneinander ab. "Hinzu kommt, dass Schutzmaßnahmen an den Verlauf des Pandemiegeschehens gekoppelt sind und auch insoweit keine belastbaren längerfristigen Aussagen möglich sind."

Konzertbranche am Boden

Für die Veranstalter ist das wenig hilfreich. "Nach nunmehr anderthalb Jahren ohne Einnahmen und Perspektive ist wirklich jeder verzweifelt", sagt Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft. Für dieses Jahr rechne die Branche mit einem Minus um die 98 Prozent, also einem Verlust von fast elf Milliarden Euro an Einnahmen. Michow zitiert eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts aus dem Juni. Demnach fürchteten 70 Prozent der Betriebe in der Veranstaltungsbranche um ihre Existenz.

Halbvolle Hallen reichen nicht

Bestenfalls halb volle Konzerthallen seien nicht rentabel. "Das mag in öffentlich geförderten Häusern funktionieren. Für Konzert - und Tourneeveranstalter machen Aufführungen jedoch nur Sinn, wenn man damit auch Geld verdienen kann. Das ist unter den aktuellen Voraussetzungen unmöglich", meint Michow. Allein die Miete für große Orte wie etwa die Münchner Olympiahalle könne schon im sechsstelligen Bereich liegen. Wenn dann nur 35 Prozent der Tickets verkauft werden könnten, sei das wirtschaftlich nicht darstellbar. Ändert sich nichts, bleibt vielen Veranstaltern wohl nur noch, erneut alles abzusagen und zu verschieben - so wie seit Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr. Die Nachholtermine häufen sich inzwischen. "Wir schieben ja im Prinzip weit über 1.000 Veranstaltungen vor uns her, die 2020 oder auch 2021 stattfinden sollten", meint Semmelmann. "Es ist fast nicht mehr möglich, freie Termine zu bekommen, weil die Hallen und Locations alle schon so voll sind."

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