23. September 2020 – Stefan Angele

Missachtete Regeln und falsche Kontaktlisten

Wird Hamburgs Partyszene zum Corona-Problemfall?

Erst die "Katze" und dann das "Le Vou" - zwei Schanzen-Bars haben in den letzten Tagen in Hamburg für Aufregung durch größere Coronaausbrüche gesorgt. Es wurden wohl Hygiene- und Abstandsregeln nicht eingehalten und zudem Kontaktlisten schlampig geführt, sodass betroffene Gäste nicht kontaktiert werden konnten und möglicherweise tagelang mit einer unentdeckten Coronainfektion in der Stadt unterwegs waren. Eine Stichprobe durch das Bezirksamt Mitte am Wochenende zeigte zudem - viele Bars, Clubs und Restaurants halten sich nicht wirklich an die Coronavorgaben. Der Senat droht und mahnt jetzt, will aber zukünftig auch vor härterem Vorgehen nicht zurückschrecken...

Viele Coronaverstöße in Hamburgs Partyszene

Am Dienstag (22.09.) hat Gesundheits- und Sozialsenatorin Melanie Leonhard nun klar gestellt, dass diese Verstöße Konsequenzen hat. So erden die Kontrollen in Bars und Kneipen verstärkt und dann im Zweifel die Betriebe geschlossen. Außerdem wird an die Vernunft der Gäste appelliert. Es dürfte aber nur ein erster Schritt sein, sollte sich die Situation nicht bessern.

Schockierendes Ergebnis bei Stichprobentest

Am Samstag (19.09.) gab es durch das Bezirksamt Mitte in Hamburgs Partyvierteln stichprobenartige Tests in mehrere Dutzend Betrieben mit teils erschütternden Ergebnissen. So erklärte Bezirksamt-Mitte-Chef Falko Drossmann, dass lediglich ein Drittel der Einträge in den kontrollierten Kontaktlisten brauchbar sei. Die restlichen zwei Drittel seien kaum lesbar, unvollständig oder erkennbar falsch. Viele Betriebe hielten sich zudem nicht an die vorgeschriebenen Coronaauflagen, sodass zwei Geschäfte noch unmittelbar am Abend geschlossen werden mussten. In etwa der Hälfte der Kontrollen gab es teils gravierende Beanstandungen. Die Leiterin des Bezirksamts Altona, Stefanie von Berg (Grüne), lässt so zur Zeit prüfen, ob es in Einzelfällen eine generelle Maskenpflicht für die Beschäftigten geben könne - vor allem in kleineren Bars, in denen die Abstandsregeln kaum eingehalten werden können.

Besonders junge Menschen infizieren sich

Das Problem: Momentan infizieren sich vor allem Menschen in der Altersgruppe der 21- bis 40-Jährigen, so Leonhard. Sie appellierte deshalb noch einmal eindringlich, dass die geltenden Coronaregeln eingehalten werden müssen, damit es nicht zu weiteren Verschärfungen kommt. Diese Infektionen seien sehr häufig mit Infektionsorten und Verhaltensweisen in Zusammenhang zu bringen, die mit der Partyszene zu tun hätten. Die Einhaltung der sogenannten AHA-Regeln - also Abstand, Hygiene, Alltagsmasken -, aber auch der Abstand zwischen Tischen in Lokalen sowie Gästen und Bedienungen seien dringend erforderlich. "Die sind unbedingt wichtig, wenn wir auch über den Herbst hinaus weiterhin gastronomisches Geschehen ermöglichen können wollen", sagte Leonhard. Dies gelte "für Gäste wie für Gastronomen gleichermaßen". Es brauche keine schärferen Regeln, "sondern es braucht eine höhere Regeldisziplin". Zudem müssten die Kontaktlisten der Gäste akkurat und wahrheitsgemäß geführt werden. "Noch einmal einen schönen Gruß an alle Lucky Lukes, Bibi Blocksbergs, Darth Vaders und die Drei Fragezeichen an dieser Stelle", sagte Leonhard.

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