02. März 2023 – Stefan Angele
Die 19-jährige Saskia von Bargen aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland steht im Finale der "Miss Germany"-Wahlen am 4. März im Europa-Park in Rust. Sie ist die einzige Transfrau unter den Top 10-Kandidatinnen und eine von 15.000 Frauen, die sich beworben haben, wie Jil Andert von Miss Germany Studios sagt - einem Oldenburger Unternehmen, das die Show organisiert.
Saskia versteht sich als Botschafterin für das Thema
Saskia von Bargen wurde bei der Geburt als Junge gesehen, aber erklärte schon als fünfjähriges Kind, dass sie ein Mädchen sei. "Meinen Eltern war schnell klar, dass das keine Phase ist", sagt die 19-Jährige, die mit ihren Eltern und drei jüngeren Schwestern zusammen lebt. Mit elf nahm sie Hormonblocker, um nicht in die männliche Pubertät zu kommen. Zwei Jahre später bekam sie weibliche Hormone, mit 13 outete sie sich in der Schule. Als sie volljährig war, ließ sie sich geschlechtsangleichend operieren. Die Auszubildende versteht sich inzwischen als Botschafterin für das Thema Transgender. "Ich will Außenstehende darüber aufklären, was es bedeutet, eine Transfrau zu sein." Aus diesem Grund habe sie sich auch bei der aktuellen "Miss Germany"-Wahl beworben.
Misswahl hat radikale Veränderungen durch
Sie ist unter die letzten zehn Kandidatinnen gekommen, am 4. März wird im Europa-Park in Rust das Finale ausgerichtet. Seit bald 100 Jahren werden «Miss Germany»-Wahlen abgehalten. Bis vor wenigen Jahren stellten dazu Frauen unter anderem auch in Bademode ihre Schönheit auf dem Laufsteg zur Schau. 2019 vollzogen die Organisatoren des Wettbewerbs dann eine radikale Wendung. Seitdem stehen die Persönlichkeit und die "Mission" der Teilnehmerinnen im Vordergrund - nicht das Aussehen. Die Show könnt ihr euch auf dem Streamingkanal "Twitch" am Samstag (04.03.) im Livestream anschauen!
Saskia sieht Misswahl als Chance
Saskia von Bargen empfindet das Format als "perfekte Plattform" für sich. "Ich will meine Geschichte erzählen", sagt die 19-Jährige, die eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau in einem Modehaus macht. "Ich will Außenstehende darüber aufklären, was es bedeutet, eine Transfrau zu sein." Offen erzählt sie davon, dass einiges bei ihrer ersten Operation schief gelaufen sei. Insgesamt hat sie deshalb zwölf operative Eingriffe hinter sich. "Das war richtig heftig." Trotzdem würde sie sich immer wieder dafür entscheiden: "Ich hatte mir das mein ganzes Leben lang gewünscht." Sass sie nicht als Junge leben wollte, hätten ihre Eltern von Anfang an akzeptiert und später auch unterstützt. In der Schule sollte sie zwar Jungenkleidung tragen, um nicht gemobbt zu werden. Zu Hause und im Urlaub durfte sie aber anziehen, was sie wollte. Den Namen Saskia suchte sie sich selbst aus. In der weiterführenden Schule sei es dagegen nicht immer einfach gewesen. "Das grenzte schon an Mobbing", erzählt die Niedersächsin. Doch als sie sich schließlich outete, sei es besser geworden: "Die haben das angenommen." Pöbeleien oder Angriffe auf der Straße habe sie nie erleben müssen: Niemand sieht ihr an, dass ihr bei ihrer Geburt ein anderes Geschlecht zugeschrieben worden war. Bereits im vorigen Jahr kam eine Transfrau bis ins Finale. Saskia hofft nun auf den Titel.
Saskia im Talk mit der Radio Hamburg Morningshow
Am Donnerstag (02.03.) durften John Ment und Alicia Alvarez aus der Radio Hamburg Morningshow mit Saskia über ihr Leben, ihre Mission und natürlich auch über die Miss Germany Wahl 2023 sprechen. Den ganzen Talk hört ihr euch jetzt hier noch einmal an!
02.03.2023
Hier anhören: Saskia von Bergen im Talk mit der Radio Hamburg Morningshow