02. Februar 2021 – Stefan Angele

Alles, was ihr darüber wissen müsst

Die häufigsten Fakenews rund um den Coronaimpfstoff

Ärztin mit Corona-Impfstoff
Foto: Shutterstock

Der Coronaimpfstoff soll der Weg aus der Pandemie sein. In Rekordzeit auch mit neuen Technologien entwickelt, gilt das Vakzin vielen als Heilsbringer. Fast genauso viele stehen dem Impfstoff aber auch kritisch gegenüber. Was ist da genau drin? Wie genau funktioniert der Impfstoff? Wie konnte das alles schnell gehen und was ist mit unvorhersehbaren Nebenwirkungen? Alles berechtigte und vor allem richtige Einwände, über die aufgeklärt werden muss. Doch gerade in einer so unklaren Faktenlage und gerade erst startender Aufklärung und Kommunikation gedeihen rund um den Impfstoff auch zahlreiche Fakenews, die die Menschen zusätzlich verunsichern. Wir wollen hier die "bekanntesten" Fakenews aufgreifen und erklären, wie viel Wahrheitsgehalt hinter den einzelnen Vermutungen steckt.

Die häufigsten Fakenews rund ums Impfen

Viele Tote durch das Impfen

Seit Start der Impfungen geistern immer wieder Berichte durch das Netz, Menschen seien kurz nach ihrer Impfung verstorben. Tonus ist dabei immer, dass daran die Coronaimpfung schuld sei. Häufigstes Beispiel aus Deutschland ist ein Feurwehrmann aus Bayern, der Anfang Januar drei Tage nach einer Coronaimpfung verstarb. Ursache des Todes war aber eindeutig nicht die Impfung, sondern ein Herzinfarkt. Bei einer Obduktion ist sogar ein Zusammenhang zwischen Impfung und dem Herzanfall untersucht worden, der aber eindeutig ausgeschlossen werden konnte.

Weiteres "berühmtes" Beispiel ist das von der amerikanischen Pflegerin Tiffany Dover, die nach ihrer Impfung verstorben sein soll. Sie bekam Mitte Dezember 2020 als eine der ersten den Impfstoff. Auf einem Video ist zu sehen, wie die Pflegerin kurz nach ihrer Impfung zusammenbricht. Dabei starb die Pflegerin aber nicht, sondern fiel lediglich in Ohnmacht und wachte auch wenige Momente später wieder auf. Grund für die Ohnmacht ist auch nicht die Impfung, sondern eine besondere körperliche Kondition der Amerikanerin. Schon bei geringen Schmerzen würde sie in Ohnmacht fallen, erklärte sie. Die Ohnmacht wurde also durch den Stich ausgelöst und nicht durch den Impfstoff an sich. Der Pflegerin geht es gut, wie Krankenhaus und Pflegerin danach auf einer gemeinsamen Pressekonferenz verkündeten.

Auch das deutsche Paul-Ehrlich-Institut sieht Impfungen in der Corona-Pandemie bisher nicht als Ursache für Todesfälle. Bislang seien bei rund 1,7 Millionen Immunisierungen 69 Todesfälle gemeldet worden, die eine Stunde bis 18 Tage nach der Impfung auftraten, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek am Freitag (29.01.). "Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie von der Impfung verursacht wurden", ergänzte er. "Es handelt sich häufig um Personen mit Grunderkrankungen. Es ist plausibel, dass diese Grunderkrankungen zum Versterben geführt haben."

Impfstoff verändert Zellen genetisch

Die Impfstoffe von Biontech und Moderna basieren auf mRNA. Diese befindet sich aber außerhalb des Zellkerns und hat zudem auch eine ganz andere Struktur als DNA und kann deshalb gar nicht mit ihr in Berührung kommen und Veränderungen durchführen. Es gebe keinen Hinweis und keine Grundlage dafür, dass die Impfstoffe in irgendeiner Form den Menschen oder seine Körperzellen genetisch verändern könnten, betonte das Paul-Ehrlich-Institut erst kürzlich in einem Statement.

Impfstoff löst allergische Reaktionen aus

Da angeblich mehrere Personen, die sowieso schon unter Allergien leiden, nach einer Impfung schwere allergische Reaktionen entwickelt hätten, würde unter anderem die britische Arzneimittelbehörde Allergiker vor der Impfung warnen, heißt es im Netz. Fakt ist, dass Personen, die unter schweren Allergien leiden tatsächlich ein erhöhtes Risiko für eine allergische Reaktion haben. Das trifft aber nicht nur auf den Coronaimpfstoff zu, sondern auf alle anderen Impfstoffe auch. Aus diesem Grund ist aber auch das ärztliche Vorgespräch und die anschließende Ruhezeit bei einer Coronaimpfung so wichtig. Insgesamt ist der Impfstoff nach Millionen von verabreichten Dosen weltweit aber als äußerst verträglich anzusehen.

Gesichert gemeldet worden sind laut Paul-Ehrlich-Institut bisher 22 allergische Reaktionen auf die Impfung, die wieder abklangen. "Es ist nicht ganz klar, worauf diese zurückgehen", sagte Präsident Klaus Cichutek. Nach den Erfahrungen in klinischen Tests sei aber bereits in sehr seltenen Fällen damit zu rechnen gewesen. Deshalb gebe es in vielen Impfzentren eine ärztliche Notfallversorgung. Allergische Reaktionen seien dort "sehr, sehr selten und die Betroffenen erholen sich davon." Entwarnungen gebe es auch bei Gesichtslähmungen als Impfreaktion. Auch sie seien sehr selten und bildeten sich wieder zurück, berichtete der PEI-Präsident. Erwartbar seien dagegen milde und moderate Impfreaktionen nach drei bis fünf Tagen wie Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, leichtes Unwohlsein oder leichtes Fieber. "Insgesamt haben wir es mit Impfstoffen zu tun, die von Millionen sehr gut vertragen werden und die den nötigen Schutz geben werden, den wir erwarten", resümierte Cichutek.

Die Impfstoffe lösen Unfruchtbarkeit aus

Im Netz kursiert immer wieder die Annahme, dass eine Coronaimpfung Frauen unfruchtbar machen würde. Die neuartigen mRNA-Impfstoffe würden eine Abwehrreaktion in der Plazenta auslösen, die am Ende für Unfruchtbarkeit sorgt. Impfhersteller Biontech und Experten haben diesen Vorwurf von sich gewiesen, da die verwendeten Proteine viel zu unterschiedlich seien, um eine Abwehrreaktion auszulösen. Außerdem müsste dies sonst bei geimpften Schwangeren zu erheblichen Schwangerschaftskomplikationen führen, was es aber nicht tut. Schwangere sollten nach Einschätzung mehrerer Fachgesellschaften unter bestimmten Voraussetzungen sogar gegen Covid-19 geimpft werden. "Insbesondere Schwangeren mit Vorerkrankungen, einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 oder hohem Expositionsrisiko gegenüber einer Sars-CoV-2-Infektion kann die Impfung angeboten werden", heißt es in einer Stellungnahme unter anderem der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Frauen mit Kinderwunsch wird die Impfung empfohlen. Es gebe keine Hinweise, dass mRNA-Impfstoffe die Fruchtbarkeit beeinträchtigten. Das Papier bezieht sich auf die beiden zuerst gegen Covid-19 zugelassenen Impfstoffe der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna.

Für die Impfstoffproduktion werden Föten getötet

Tatsächlich wurden in den 60ern zwei menschlichen Föten Zellen entnommen, mit der seither an manchen Impfstoffen geforscht wird. Die Zellen werden seitdem immer wieder reproduziert. Es werden aber definitiv keine Föten für die Produktion und Forschung getötet.

Im Impfstoff sind gefährliche Hilfsstoffe

Manche Impfstoffe enthalten sogenannte Adjuvantien, also Hilfsstoffe, die eine höhere Immunantwort auf den Impfstoff provozieren sollen, damit dieser geringer dosiert werden kann. Bei vielen Impfstoffen sind die allergischen Reaktionen dadurch nur sehr selten nachweisbar. Viele Corona-Impfstoffe enthalten sogar gar kein Adjuvantien. Selbst wenn diese eingesetzt werden, gilt es keine große Angst zu haben, da die Stoffe seit Jahrzehnten sehr verträglich eingesetzt werden.

Die Impfstoffe lösen Krebs oder Autoimmunkrankheiten aus

Durch Impfstoffe können diese Krankheiten nicht ausgelöst werden. Noch unwahrscheinlich ist das sogar bei den neuen mRNA-Impfstoffen. In der Wissenschaft wurde bisher noch kein Zusammenhang zwischen irgendeinem Impfstoff und einer bestehenden oder neuen Erkrankung nachgewiesen.

Langzeitnebenwirkungen kann noch niemand absehen

Natürlich gibt es noch keine längerfristigen Studien zu den Impfstoffen, da sie erst seit etwa einem halben Jahr im Einsatz sind. Doch selbst wenn Nebenwirkungen auftreten, dann sind diese bisher nur von leichter Natur und zeigen, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert, der Impfstoff also wirkt. Dies können zum Beispiel Fieber oder Kopfschmerzen sein. Es ist nicht von längerfristigen Nebenwirkungen auszugehen, da schwere Nebenwirkungen bei einer Impfung immer direkt nach der Impfung auftreten und nicht erst nach Jahren.

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